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Reichsmarineamt (Bestand)
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Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Militär >> Preußische und Kaiserliche Marine 1849 bis 1918/1919 >> Spitzenbehörden
1889-1919
Geschichte des Bestandsbildners: Mit Allerhöchster Kabinettsorder vom 30.3.1889 wurde das Reichsmarineamt neben dem Marinekabinett und dem Oberkommando der Marine als Nachfolgebehörde der Admiralität geschaffen 1. Als oberste Reichsbehörde war das Reichsmarineamt verantwortlich für die Organisation, Verwaltung und Weiterentwicklung der Marine.
Die Verwaltung der Marine war Bestandteil der Reichsverwaltung und demgemäß dem Reichskanzler unterstellt. Tatsächlich trat diese Unterstellung nur in geringem Maße in Erscheinung, weil auf der Grundlage des sogenannten Stellvertretungsgesetzes vom 17. 5. 1878 dem Reichskanzler für das gesamte Ressort der Marineverwaltung ein ständiger Stellvertreter in der Person des Staatssekretärs des Reichsmarineamtes beigeordnet war. Der Form nach trat der Staatssekretär - beispielsweise in seinen Beziehungen zum Kaiser - als Vertreter des Reichskanzlers auf, und die Kaiserlichen Ordres gingen an diesen mit der eingeklammerten Nebenadresse (Reichsmarineamt).
Die Staatssekretäre des Reichsmarineamtes waren:
Konteradmiral Carl Eduard Heusner (1889-1890)
Admiral Friedrich v. Hollmann (1890-1897)
Großadmiral Alfred v. Tirpitz (1897-1916)
Admiral Eduard v. Capelle (1916-1918)
Vizeadmiral Paul Behncke (1918)
Vizeadmiral Ernst Ritter v. Mann Edler v. Tiechler (1918-1919)
Vizeadmiral Maximilian Rogge als Leiter des Reichsmarineamtes, kein Staatssekretär (1919)
Unter Tirpitz (ab 1897) wurde das Reichsmarineamt zum Zentrum der Kaiserlichen Marine. Die Marinerüstung nach dem Konzept von Tirpitz genoß absolute Priorität mit erheblichen Auswirkungen auf die Außenpolitik. Um dem Reichsmarineamt den Vorrang unter den obersten Marinebehörden zu sichern, veranlaßte Tirpitz 1899 die Auflösung des Oberkommandos, mit dem es wegen Kompetenzüberschneidungen zu ständigen Auseinandersetzungen gekommen war. Die Admiralitätsabteilung im Oberkommando wurde als Admiralstab der Marine verselbständigt und erhielt jetzt Immediatstellung. In den folgenden Jahren wurden die Befugnisse und die Bewegungsfreiheit des Admiralstabes jedoch immer weiter eingeengt, so daß Tirpitz nun unangefochten an der Spitze der Marine stand.
Erst nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges und insbesondere nachdem Tirpitz 1916 aus dem Reichsmarineamt ausgeschieden war, verlor die Stellung dieser Behörde zugunsten des Admiralstabes und des Chefs der Hochseeflotte an Bedeutung. Am 15.7.1919 gingen durch Erlaß des Reichspräsidenten die Befugnisse des Reichsmarineamtes auf die Admiralität über.
Zentralabteilung
Die Zentralabteilung (M) war das Büro des Staatssekretärs. Angelegenheiten besonders wichtiger oder geheimer Natur wurden dort bearbeitet. Durch "M" passierten alle Ein- und Ausgänge des Amtes; "M" regelte den gesamten Geschäftsverkehr und bearbeitete die persönlichen Angelegenheiten der Angestellten und Beamten des Hauses. Der Verkehr mit den deutschen Marineattachés im Ausland sowie mit den fremden Attachés in Deutschland wurde ebenfalls bei "M" geregelt. Ein genauer Überblick über den Aufgabenbereich der Zentralabteilung ergibt sich aus dem folgenden Geschäftsverteilungsplan von 1916 2.
M I. Personalangelegenheiten, Organisation und Geschäftsbetrieb des Reichsmarineamts; Immediatvorträge
1. Durchsicht der Eingänge
2. Organisation, Geschäftsordnung, Geschäftsverkehr, Hausordnung und Hausverwaltung des Reichsmarineamts
3. Personalien der Offiziere des Reichsmarineamts, der Seeoffiziere und Offiziere der Marine-Infanterie der unterstellten Behörden mit Ausschluß der Marineattachés und der zur Ausbildung im Vermessungs- und Luftfahrtwesen zum Reichsmarineamt kommandierten Offiziere
4. Personalangelegenheiten der Beamten und Hilfsarbeiter des Reichsmarineamtes und des Admiralstabes
5. Etats- und Rechnungsangelegenheiten der Kapitel 45 (Titel 1-5, 9, 14) und 46 (Titel 1-5)
Ms-Angelegenheiten des Reichsmarineamtes
6. Mitprüfung
a) Alle bei anderen Gruppen bearbeiteten Ordensangelegenheiten und sonstigen Allerhöchsten Gnadenbeweise
b) Schriftverkehr anderer Gruppen mit dem Marinekabinett
c) Allgemeine Personalangelegenheiten der Beamten der nachgeordneten Behörden, sofern sie Rückwirkungen auf andere Beamtenklassen der Marine haben, wie z. B. Rang- und Titel-Änderungen
d) Personalangelegenheiten der Marineattachés und der zur Ausbildung im Vermessungs- und Luftfahrtwesen zum Reichsmarineamt kommandierten Offiziere
e) Bewilligungen aus den Kapiteln 45 (Titel 6-8), 60 (Titel 4), 64 (Titel 5, 5b)
f) Angelegenheiten der Hauptbibliothek, des Archivs und der Druckschriftenverwaltung
M II. Allgemeine Angelegenheiten des Reichsmarineamts, Attachéangelegenheiten
1. Durchsicht der Konzepte
2. Kontrolle des Meldebuchs des Staatssekretärs, Regelung der Vorträge beim Staatssekretär, Protokollführung bei Sitzungen
3. Immediatvortragssachen
4. Unterstützungsfonds für Offiziere, Deckoffiziere und Mannschaften; Allerhöchster Dispositionsfonds bei Kapitel 64 (Titel 4)
5. Sprachstudienfonds
6. v. Breitschwert'sche Stiftung
7. Personalangelegenheiten und Berichterstattung der deutschen Marineattachés
8. Verkehr mit den fremdländischen Marineattachés
9. Besichtigung von Marineanlagen, Privatwerften usw. durch Ausländer
10. a) Dienstreisen des Personals des Reichsmarineamtes
b) Schreiben an deutsche Marineattachés
M Ib Adjutant des Staatssekretärs
1. Angelegenheiten der Repräsentation des Staatssekretärs, Einladungen, Widmungen, Beteiligung an Festlichkeiten usw., Besuche
2. Zeremoniell bei Stapelläufen (unter Mitwirkung von K)
3. Empfang von Besuchen des Staatssekretärs
4. Gesuche persönlicher Art von Vereinen und Privaten (Kommandierrolle)
M Ia Hausoffizier
1. Kommandierten-Abteilung des Reichsmarineamts
2. Sicherheits- und Feuerlöschdienst im Reichsmarineamt
3. Aufsicht über den Ordnungs- und Reinigungsdienst im Reichsmarineamt
B.D. Zentralbüro
1. Zuschreiben der Eingänge und Durchsicht der Konzeptmappen sämtlicher Gruppen
2. Aufsicht über den Dienst der geheimen Registratur und Kanzleien
3. Marine-Verordnungsblatt
4. Marine- und Beamten-Ranglisten. Beiträge zu den Reichs- und Staats-Handbüchern und zu den Adreßbüchern
7. Sonderaufträge, soweit sie vom Staatssekretär oder vom Abteilungschef zugewiesen werden
8. Mitprüfung:
a) Organisation, Geschäftsordnung, Geschäftsverkehr und Hausordnung des Reichsmarineamts
b) Alle Ordensangelegenheiten und sonstigen Allerhöchsten Gnadenbeweise
Ch. B. Chiffrierbüro
Der gesamte Chiffrier-Verkehr des Reichsmarineamtes
D.V. Druckschriftenverwaltung
Die Abteilungschefs der Zentralabteilung waren:
Korvettenkapitän Herz (1889-1892)
Kapitänleutnant Pohl (1892-1894)
Korvettenkapitän Jaeschke (1894-1896)
Korvettenkapitän Pohl (1896-1899)
Fregattenkapitän v. Heeringen (1899-1900)
Fregattenkapitän Kalau v. Hofe (1900)
Fregattenkapitän v. Heeringen (1900-1901)
Kapitän zur See Pohl (1901-1903)
Korvettenkapitän Scheer (1903-1908)
Kapitän zur See Bachmann (1908-1910)
Konteradmiral Schütz (1910-1912)
Kapitän zur See Hopmann (1912-1915)
Kapitän zur See Löhlein (1915-1916)
Kapitän zur See Seebohm (1916-1919)
Allgemeines Marine-Departement
Das Allgemeine Marinedepartement war eine Abteilung des Reichsmarineamtes. Es bestand aus verschiedenen Abteilungen und Dezernaten und wurde durch einen Direktor im Range eines Admirals geleitet, der gewöhnlich Bevollmächtigter zum Bundesrat war. Im Allgemeinen Marinedepartement vereinigten sich die Angelegenheiten der Organisation und des Dienstbetriebes der Schiffe und Marineteile, Fragen der Ausbildung im Waffendienst, Personal- und Ersatzangelegenheiten, Fragen der Uniformierung, Bildungswesen, Justizverwaltung, Versorgungsangelegenheiten, Mobilmachung der Marine. Die Militärische Abteilung bearbeitete Indiensthaltungsbestimmungen, Personaletat und Ersatz, allgemeine Dienstvorschriften, Angelegenheiten des Bildungswesens, der Bekleidung und des Küstennachrichtendienstes. Die Tätigkeiten der Seetransportabteilung, der Sektion für Mobilmachungsangelegenheiten, der Abteilungen für Pensionsangelegenheiten sowie für Justiz- und Versorgungswesen sind durch deren Namen gekennzeichnet. Die Abteilung für militärische Fragen der Schiffskonstruktion beleuchtete die Pläne der Neubauten in bezug auf Armierung, Panzerung, Geschwindigkeit, Munitionsversorgung, Kohlenausrüstung vom militärischen und taktischen Standpunkt aus. 1889 war das Allgemeine Marinedepartement, welches die abgekürzte Bezeichnung "A" erhielt, gegliedert in die Militärische Abteilung (AI), das Dezernat für Versorgungs- und Justizangelegenheiten (All) und das Dezernat für Kiautschou-Angelegenheiten (AIII). (2) Im Laufe der Jahre wurden die Namen der Abteilungen/Dezernate verändert bzw. es kamen neue hinzu. Auch die Aufgaben haben sich des öfteren geändert oder wurden umverteilt. 1902 wurde das Dezernat für Kiautschou-Angelegenheiten (AIII) zur Entlastung des Direktors des Allgemeinen Marinedepartementes dem Technischen Departement (B) unterstellt. (3) Im November 1904 gestaltete man das Dezernat zur Abteilung um und die Unterstellung blieb bei "B". (4) Die Rückunterstellung zum Allgemeinen Marinedepartement erfolgte erst zum 1. Januar 1911. Mit dem 1. November 1902 errichtete man eine neue Abteilung, die die Bezeichnung "Seetransportabteilung" (AVI S) erhielt. (5) Für die Dauer des Aufstandes in Ostafrika wurde im August 1905 ein Zentralnachweisbüro eingerichtet. (6)
Zum 1. Oktober 1906 trat folgende Gliederung des Allgemeinen Marinedepartementes in Kraft: (7)
Militärische Abteilung (A I)
a) Seetransportabteilung (A VI S)
b) Sektion für Mobilmachungsangelegenheiten (A IV)
c) Sektion für Pensionsangelegenheiten (A VII)
d) Sektion für Justiz- und Versorgungsangelegenheiten (A II)
e) Dezernat für Bearbeitung militärischer Fragen der Schiffskonstruktion (A V)
Die Abteilungen für Justiz- und Versorgungsangelegenheiten (A II), für Pensionsangelegenheiten (A VII) und für militärische Fragen der Schiffskonstruktion, Waffenausbildung und Taktik (A V) wurden im Mai 1907 als besondere Abteilungen errichtet. (8)
Während des Krieges 1914/1918 waren Neubildungen, Umbenennungen, Teilungen und Aufgabenänderungen einzelner Abteilungen besonders häufig. So wurden u.a. die "Sektion für Mobilmachungsangelegenheiten" im Februar 1916 in "Abteilung für Mobilmachung, militärische Fragen des Seerechts und militärische Nebeninteressen der Marine (A IV)" umbenannt (9), 1915 das "Dezernat für Angelegenheiten der Marinedivision (A X)" zum "Dezernat für Angelegenheiten des Marinekorps", im Juni 1918 aufgelöst und unter Verschmelzung mit der Abteilung AI als neues Dezernat AI eingerichtet. (10) Die Fabrikenkommission (A.F.), 1915 errichtet, 1916 umbenannt in Fabrikenabteilung , ging mit dem 18. Dezember 1916 als Sektion auf das Werftdepartement über. (11, 12) Im Februar 1917 wurde bei der Abteilung IV ein Kriegsreferat für volkswirtschaftliche Angelegenheiten geschaffen, aber bereits im April 1918 wieder aufgelöst und an dessen Stelle ein neues Dezernat "A IVd" gebildet. (13,14) Um eine Einheitlichkeit bei der Behandlung von Angelegenheiten anderer Länder zu sichern, bildete man im Oktober 1918 neben der vorhandenen Mobilmachungsabteilung (A IV) eine "Abteilung für außerdeutsche Länder" mit der Bezeichnung "A III". (15)
Die Geschäftsverteilung 1914 für das Allgemeine Marinedepartement sah wie folgt aus: (16)
a) Militärische Abteilung (A I)
b) Abteilung für Justiz- und Versorgungsangelegenheiten (A II)
c) Sektion für Mobilmachungsangelegenheiten (A IV)
d) Abteilung für militärische Fragen der Schiffskonstruktion und Waffenausbildung (A V)
e) Seetransportabteilung (A VI S)
f) Dezernat für Angelegenheiten der Marinedivision (A X)
g) Zentralnachweisbüro
Ein genauer Überblick über den Aufgabenbereich des Allgemeinen Marinedepartementes ergibt sich aus dem Geschäftsverteilungsplan von 1917: (17)
A.I. Abteilung für allgemeinen militärischen Dienstbetrieb
A.Ia. Organisation der Landmarineteile. Dienstbetrieb am Lande. Mannschaftspersonalwirtschaft außer Seebataillonen. Allgemeine Mannschaftsangelegenheiten: Nachwuchs, Beförderung, Ausbildung usw.
A.Ib: Allgemeine Organisation der Marine. Dienstbetrieb und Mannschaftsangelegenheiten der Matrosenartillerie-Abteilungen und Seebataillone. Garnisionsdienst. Disziplinarbestrafung. Besondere militärische Angelegenheiten.
A.Ic. Personaletats- und Ersatzangelegenheiten. Mitprüfung der Gebührnisse des Personals des Soldatenstandes.
A.Id. Organisation des Bildungswesens. Allgemeine Angelegenheiten der Offiziere. Bekleidungsbestimmungen. Militärische Stiftungen.
A.Ie. Indiensthaltung und Verwendung der Schiffe. Dienst an Bord. Sonderbesatzungsetats für Schiffe, Torpedo- und U-Boote.
A.X. Angelegenheiten des Marinekorps
A.II. Abteilung für Justiz- und Versorgungsangelegenheiten
A.IVc. Kriegsgefangenenangelegenheiten. Marineinteressen an Eisenbahn-, Post-,
Telegraphen-, Hafen- pp. Angelegenheiten (einschließlich Verkehrsregelung).
A.IVd. Volkswirtschaftsfragen.
A.V. Abteilung für militärische Fragen der Schiffskonstruktion und der Waffenausbildung
A.Va. Militärische Fragen betr. Neu- und Umbau von Kriegsschiffen usw. Besatzungs‧etat der Schiffe, Torpedo- und U-Boote.
A.Vb. Artillerie-Ausbildung und -Verwendung A.Vc. Ausbildung im Minen- und Sperrwesen.
A.VI. Seetransportabteilung
A.VI.Sa. Hilfsschiffwesen
A.VI.Sb. Transportwesen der Marine
A.VI.Sc. Transportwesen der Armee und Schutztruppen
A.VI.Sd. Verwaltungsangelegenheiten
A.VI.Se. Technische Fragen aus dem Gebiete des Hilfsschiffwesens
Direktoren des Allgemeinen Marinedepartementes
(nach den Ranglisten der Kaiserlichen Deutschen Marine)
1890 bis 1891 Konteradmiral von Koester
1892 Konteradmiral Freiherr von Hollen
1893 Vizeadmiral von Koester
1894 bis 1895 Konteradmiral Karcher
1896 bis 1902 Kapitän zur See, sp. Konteradmiral, sp. Vizeadmiral Büchsel
1903 bis 1905 Vizeadmiral von Diederichs
1905 bis 1907 Kapitän zur See, sp. Konteradmiral von Heeringen (1905/06 m.W.d.G.b.)
1907 bis 1908 Vizeadmiral Schmidt, Erhardt
1909 bis 1911 Konteradmiral Paschen
1912 Konteradmiral Scheer
1913-1914 Vizeadmiral von Krosigk
1914-1915 Kapitän zur See Boedicker (m.W.d.G.b.)
1915 bis 1918 Konteradmiral Hebbinghaus
1918 Kapitän zur See Michaelis
Quellennachweis
(1) Marine-Verordnungsblatt 20. 1889, S. 51
(2) Hubatsch, Walther: Der Admiralstab und die obersten Marinebehörden in Deutschland.
1848 - 1945. Frankfurt a.M. 1958
(3) vgl. dazu : RM 3 / 9948, Bl. 147
(4) " - RM 20 / 136, Bl. 45
(5) " - RM 3 / 9948, Bl. 148
(6) " - RM 3 / 9949, Bl. 58
(7) " - RM31/771.B1. 26
(8) " - RM 3 / 7158, Bl. 39
(9) " - RM 3 / 2580, Bl. 23
(10) " - RM3 / 2580, Bl. 79
(11) " - RM 3 / 2580, Bl. 40
(12) " - RM 3 / 9965, Bl. 186
(13) " - RM 3 / 2580, Bl. 43
(14) " - RM 3 / 5616, Bl. 186
(15) " - RM 3 / 7158, Bl. 90
(16) " - RM 3 / 5614, Bl. 31 und 32
(17) " - RM 31/77l, Bl. 64 bis 67
(18) " - Ranglisten der Königlich Preußischen Armee von 1901 bis 1910
Verwaltungs-Departement
Das Verwaltungsdepartement war eine Abteilung des Reichsmarineamtes, welche durch einen Direktor geleitet wurde und die abgekürzte Bezeichnung „C" erhielt.
Die Aufgaben des Departements bestanden in der Zuständigkeit für Verpflegungs-, Bekleidungs- und Unterkunftsangelegenheiten.
1889 war das Departement in die Abteilungen für Verwaltungsangelegenheiten (V) und für Unterkunftsangelegenheiten (U) gegliedert.
Mit Ordre vom 3. April 1905 wurde die bisherige selbständige Etatsabteilung des Reichsmarineamtes dem Verwaltungsdepartement unterstellt . Diese wurde mit Allerhöchster Ordre vom 31. März 1914 zusammen mit der Kiautschou-Abteilung und der Pensionsabteilung zu einem neuen Departement, dem Etatsdepartement, welches die Bezeichnung (E) behielt .
Die Abteilung für Verwaltungsangelegenheiten war verantwortlich für Fragen der Bekleidungsangelegenheiten, Bekleidungsämter, Bildungswesen, allgemeine Beamtenangelegenheiten, Intendanturen, Seelsorge, Reisekosten, Geldgebührnisse des Militärpersonals, Naturalverpflegungsangelegenheiten am Lande und an Bord, Verpflegungsämter und des Kassenwesens.
Die Zuständigkeiten der Unterkunftsabteilung bezogen sich auf Angelegenheiten der Garnisonverwaltung, Dienst- und Mietwohnungen, Grundstücke, Handhabung des Kriegsleistungsgesetzes, Verwaltungsangelegenheiten des Garnisonbauwesens und der Garnisonbauten. Beide Abteilungen waren auch für persönliche Angelegenheiten ihrer Beamten verantwortlich.
Im Verwaltungsdepartement gab es über die Jahre außer der zeitweiligen Zugehörigkeit der Etatsabteilung, keine großen Veränderungen.
Ein genauer Überblick über den Aufgabenbereich des Verwaltungsdepartements ergibt sich aus den Geschäftsverteilungsplänen.
1905 trat folgender Geschäftsverteilungsplan für das Verwaltungsdepartement in Kraft:
Etatsabteilung (E)
E I. Einmalige Ausgaben und Abrechnung
1. Etat der einmaligen Ausgaben
2. Haushaltsübersicht der einmaligen Ausgaben
3. Flottengesetz
4. Vorarbeiten für die parlamentarische Vertretung
5. allgemeine Reichstagsangelegenheiten
E II. Einnahmen und fortdauernde Ausgaben
Abteilung für Unterkunftsangelegenheiten (U)
U I. Garnisonverwaltung
1. Verwaltung der Dienst- und marinefiskalischen Mietswohnungen und fiskalischen Grundstücke
2. Persönliche Angelegenheiten der Garnisonverwaltungsbeamten
U II. Verwaltungsangelegenheiten des Garnisonbauwesens
1. Garnisonbauten
2. Persönliche Angelegenheiten der Garnisonbaubeamten
U. III. Bautechnische Angelegenheiten
1. Bauten im Geschäftskreis von C
2. Lazarette, untenstehende Hochbauten der Nordseestation
3. Neubau des Reichsmarineamtes
4. Baustatistik
U IV. Bautechnische Angelegenheiten
1. Bauten im Geschäftskreis von C
2. Lazarette, Artillerie- und Minendepots, untenstehende Hochbauten der Ostseestation, Lotsenbauten
3. Unterhaltung marinefiskalischer und ermieteter Gebäude des Reichsmarineamtes
4. Bauunterhaltung der Arbeiter- und Dienstwohngebäude nebst Krankenanstalten und Wohlfahrtseinrichtungen der Werften
5. Hochbauangelegenheiten für Kiautschou
6. Persönliche Angelegenheiten der Baubeamten
Abteilung für Verwaltungsangelegenheiten (V)
V I. Bekleidungsangelegenheiten. Bildungswesen
1. Bekleidungsangelegenheiten, Bekleidungsämter
2. Ausschließung von Lieferanten und Unternehmen
3. Bildungswesen. Unterrichtsgelder der Marineteile
4. Etats- und Rechnungsangelegenheiten
5. Persönliche Angelegenheiten der Beamten
V II. Intendanturen. Seelsorge und Garnisonschulwesen. Reisekosten
1. Angelegenheiten der Intendanturen
2. Seelsorge und Garnisonschulwesen
3. Persönliche Angelegenheiten der Beamten und Zahlmeister
4. Etats- und Rechnungsangelegenheiten
5. Reise-, Marsch- und Frachtkostenangelegenheiten
6. Transport-, Post- und Telegraphenangelegenheiten
7. Allgemeine Angelegenheiten des Dienstaltersstufensystems
V III. Geldverpflegung
1. Geldgebührnisse des Militärpersonals
2. Zulagen und verschiedene Ausgaben beim Betrieb der Flotte
3. Servis und Mietentschädigung
4. Wohnungsgeldzuschuß
5. Rechnungswesen der Marineteile
V IV. Naturalverpflegung. Kassenwesen
1. Naturalverpflegungsangelegenheiten am Lande und an Bord. Verpflegungsämter, einschließlich der persönlichen Angelegenheiten
2. Kassenwesen der Marineteile
3. Etats- und Rechnungsangelegenheiten
4. Geldbeschaffung der Schiffe im Ausland. Sicherstellung des Geldbedarfs für den Mobilmachungsfall
5. Stations- und Garnisonkassen, einschließlich der persönlichen Angelegenheiten der Kassendiener. Bürokasse des Reichsmarineamtes
Geschäftsverteilungsplan von 1917
C Verwaltungsdepartement
C a Besondere Angelegenheiten gemäß Zuweisung des Departementsdirektors
V Abteilung für Verwaltungsangelegenheiten
V I. Allgemeine wirtschaftliche Angelegenheiten. Bekleidungsangelegenheiten. Bekleidungsämter. Bildungswesen. Unvorhergesehenen Ausgaben. Etatsangelegenheiten des Kapitels 64, Titel 3a und 6
V II. Allgemeine Beamtenangelegenheiten. Intendanturen. Seelsorge und Garnisonschulwesen. Reisekosten. Zahlmeisterangelegenheiten
V III. Allgemeine Gebührnisangelegenheiten. Geldgebührnisse und Personen des Soldatenstandes. Servis. Mietentschädigung. Wohngeldzuschuß. Indiensthaltungskosten - Kapitel 52, Titel 1, 2a und 4
V IV. Naturalverpflegung. Kassenwesen
U Abteilung für Unterkunftsangelegenheiten
U I. Garnisonverwaltung. Dienst- und Mietwohnungen. Grundstücke. Handhabung des Kriegsleistungsgesetzes
U II. Verwaltungsangelegenheiten des Garnisonbauwesens
U III. Garnisonbauten des Nordseebereichs
U IV. Garnisonbauten des Ostseebereichs
Direktoren des Verwaltungsdepartements (nach den Ranglisten der Kaiserlichen Deutschen Marine)
1989 bis 1902 Wirklicher Geheimer Admiralitätsrat Major der Seewehr Perels
1903 bis 1915 Admiral von Capelle
1915 bis 1916 Admiral Büchsel
1916 bis Ende Geheimer Admiralitätsrat Dr. Schramm
Konstruktions-Departement
Mit Genehmigung des Kaisers vom 1. April 1894 wurde im Marinedepartement des Reichsmarineamtes die Konstruktionsabteilung eingerichtet . Damit trat der Aufgabenbereich Planung und Konstruktion von Schiffen zum erstenmal in den Rang einer Abteilung, nachdem diese Aufgaben sowie der seit 1880 verantwortliche Konstrukteur Adm.Rat. Dietrich, später Chefkonstrukteur der Kaiserlichen Marine , bei der Bildung des Reichsmarineamtes 1889 von der Admiralität auf diese damals neugebildete Behörde übergegangen waren . Der in den "Grundzügen für die Neuorganisation der Kaiserlichen Marine" vom 26. März 1889 mit "Bau, Konstruktion, Armierung und Ausrüstung der Schiffe, Fahrzeuge und Boote" umschriebene Aufgabenbereich der "Konstruktion der Streitmittel" sollte vom Konstruktionsbüro im Reichsmarineamt in Zusammenarbeit mit dem Oberkommando der Marine gemäß dessen militärischen Anforderungen übernommen werden. Die entwickelten Konstruktionsunterlagen waren dem Oberkommando der Marine zur Begutachtung vorzulegen . Das Konstruktionsbüro hatte sämtlichen Schriftverkehr über das Marinedepartement bzw. die zuständigen Dezernate abzuwickeln. Dies führte von Anfang an zu Klagen des Konstruktionsbüros, das sich von anderen Abteilungen übergangen bzw. in seinen Kompetenzen beschnitten fühlte . Spätestens mit dem Bau der Schiffe der "Kaiser"-Klasse ab 1894 wurde die Notwendigkeit drängend, die gemessen an den Anforderungen beschränkte personelle und technische Ausstattung der Konstruktionsabteilung sowie ihre Position im Reichsmarineamt den Erfordernissen anzupassen . Im April 1895 wurde die Konstruktionsabteilung in die Unterabteilungen K I und K II unterteilt. Dem Vorstand fiel die Aufstellung der Denkschriften über die Entwicklung der Schiffskonstruktionen zu. Ferner war die Konstruktionsabteilung mit der Bauleitung und Aufsicht, sowie Durchführung der Schiffs- und Maschinen-Bauten und Umbauten befaßt. K I war für die schiffstechnischen Fragen zuständig. Diese Unterabteilung hatte die Bestimmungen für die Bearbeitung der Panzerplatten festzulegen, die schiffbautechnischen Aspekte bei Probefahrten und die Schiffbauvorhaben anderer Behörden zu begutachten. Ebenso hatte K I die technischen Bedingungen in den Schiffbauverträgen festzulegen. K II war für alle Aspekte des Maschinenbaus verantwortlich . Zum 11. November 1895 wurde die Konstruktionsabteilung vom Marinedepartement abgetrennt und dem Staatssekretär des Reichsmarineamtes direkt unterstellt . Damit begann die Tätigkeit der Konstruktionsabteilung als eigenständiger Abteilung. Ab jetzt wurden die Unterlagen der Konstruktionsabteilung unter dem Signum "K" geführt . Unter der Leitung von Adm.Rat Dietrich arbeiteten ein weiterer Adm.Rat, ein Marine-Oberbaurat, zwei Marine-Bauräte, zwei Maschinenbauinspektoren, drei Marine-Schiffbaumeister sowie ein Maschinenbaumeister an der Entwicklung der konstruktiven Grundlagen des Kriegsschiffbaus. Erst 1898 ergaben sich neue Veränderungen. Adm.Rat Dietrich schied aus dem Vorstand der Konstruktionsabteilung aus . Seine Stelle blieb bis 1900 unbesetzt, als Kpt. z. S., später Vizeadmiral, v. Eickstedt seine Nachfolge antrat. Gleichzeitig wurde die Konstruktionsabteilung dem Technischen Departement unterstellt und personell erheblich ausgeweitet . Die Rangliste der Kaiserlich Deutschen Marine weist für 1900 folgende Gliederung der Konstruktionsabteilung nach: Konstruktionsabteilung (K)Sektion für Schiffbau (K I)Sektion für Maschinenbau (K II)Dezernat K I aDezernat K II aDezernat K IIIDezernat K I bDezernat K II bDezernat K IVDezernat K I dDezernat K II cDezernat K II dSchon 1901 wurde die Konstruktionsabteilung wieder vom Technischen Departement abgetrennt und selbständig wie zuvor. Damit traten auch in der Gliederung einige kleinere Veränderungen ein:
Konstruktionsabteilung (K)
Sektion für Schiffbau (K I)Sektion für Maschinenbau (K II)Dezernat K I aDezernat K II aDezernat K IIIDezernat K I bDezernat K II bDezernat K IVDezernat K I cDezernat K II cGeheimregistratur KDezernat K I dDezernat K II dAb 1902 trat noch ein Dezernat K II e hinzu .
Mit kaiserlicher Weisung vom 3. April 1905 wurde die Konstruktionsabteilung in den Rang eines Konstruktionsdepartementes erhoben. Die bisherigen Sektionen K I und K II wurden zu Abteilungen aufgewertet. Damit waren Konstruktion und Planung im deutschen Marineschiffbau endlich gleichrangig gegenüber den übrigen Departements im Reichsmarineamt. In der eigentlichen Gliederung traten keine Veränderungen ein .
1907 wurde die Abteilung für Schiffbauangelegenheiten (K I) durch ein Dezernat K I e ergänzt. Zu beiden Abteilungen traten je eine Plankammer, für die immer umfangreicher werdenden Bestände an technischen Zeichnungen und Planmaterial.
Mit dem "Dreadnought"-Sprung sowie der Inbaugabe der "Nassau"-Klasse und den neuen Schlachtkreuzern steigerten sich noch einmal die Anforderungen an das Konstruktionsdepartement, so daß dessen Gliederung unter Leitung des neuen Departementschefs Kontreadmiral, später Vize Admiral, Rollmann ein weiteres Mal modifiziert werden mußte. Unterhalb der Abteilung K I wurde eine neue Ebene der Sektionen eingerichtet:
Konstruktionsdepartement (K)
Abteilung für Schiffbauangelegenheiten (K I)Abteilung für Maschinenbauangelegenheiten (K II)Sektion für Entwürfe (K I E)Dezernat K I aDezernat K II aDezernat K I bDezernat K II bDezernat K II cSektion für Bauausführung (K I B)Dezernat K II dDezernat K II eDezernat K I dDezernat K I ePlankammer K IISektion für allgemeine Angelegenheiten (K I A)Dezernat K I gDezernat K I hDezernat K I iPlankammer K IDezernat für Probefahrten und militärische Bauangelegenheiten (K III)
Dezernat für Verwaltung der zu Schiffsneubauten bestimmten Mittel (K IV)
Geheimregistratur K
1910 wurde die Sektion für Bauausführung noch einmal durch das Dezernat K I f erweitert . Im folgenden Jahr erfuhr das Dezernat K IV eine Untergliederung in K IV a und K IV b . 1912 kam auch zur Sektion für allgemeine Angelegenheiten (K I A) ein neues Dezernat K I k . Ein Jahr darauf wurden beide Abteilungen um je ein Archiv ergänzt . Unter Leitung des neuen Departementschefs Kontreadmiral, später Vizeadmiral, Schrader erfolgte 1914 die letzte nachweisbare Erweiterung: Zur Abteilung für Maschinenbauangelegenheiten (K II) traten die Dezernate K II f, K II g und K II h. Damit hatte das Konstruktionsdepartement am Vorabend des 1. Weltkrieges seinen maximalen Ausbauzustand erreicht . In dieser Gliederung bestritt das Konstruktionsdepartement den 1. Weltkrieg:
K Konstruktionsdepartement
K I Abteilung für Schiffbauangelegenheiten
K I E Sektion für Entwürfe
K I a Entwürfe von Linienschiffen
K I b Entwürfe von Großen Kreuzern
K I c Entwürfe von Kleinen Kreuzern und Kanonenbooten
K I B Sektion für Bauausführung
K I d Bauausführung von Linienschiffen
K I e Bauausführung von großen Kreuzern
K I f Bauausführung von Kleinen Kreuzern und Kanonenbooten
K I A Sektion für allgemeine Angelegenheiten
K I g Festigkeitsfragen, Materialentwicklung, Schieß- und Sprengversuche
K I h Allgemeine Baubestimmungen und Bau von Sonderschiffen
K I i Schleppversuche
K I k Sonstige allgemeine wissenschaftliche und Versuchangelegenheiten
K II Abteilung für Maschinenbauangelegenheiten
K II a Entwürfe aller Neubauten. Normalien
K II A Sektion für Bauausführung
K II b Bauausführung der Maschinenanlagen von Linienschiffen
K II c Bauausführung der Maschinenanlagen von Kreuzern
K II d Verbrennungsmotoren
K II e Materialvorschriften, Lieferantenlisten, allgemeine Patentangelegenheiten
K II E Sektion für Elektrotechnik
K II f Entwürfe für Neubauten. Normalien
KII g Starkstromanlagen
KII h Schwachstromanlagen
K III Probefahrts- und militärische Bauangelegenheiten
K IV a Vergebung der Schiffsneubauten und des Panzermaterials
K IV b Abwicklung der Schiffsneubauverträge. Allgemeine Verwaltungsangelegenheiten des Departements
Mit dem 15. Juli 1919 ging das Konstruktionsdepartement mit dem Reichsmarineamt sowie den übrigen Marinebehörden in der neuen Einheitsbehörde der Admiralität auf. Offiziell hatte damit das Konstruktionsdepartement aufgehört zu bestehen, nachdem sein letzter Chef, Vizeadmiral Schrader, bereits zum 6. November 1918 ausgeschieden war. Ein Nachfolger ist soweit nicht nachweisbar. Faktisch und personell lief die Tätigkeit des Konstruktionsdepartements jedoch weiter, wenn auch nicht feststellbar ist, in welcher Abteilung der Admiralität. In den Akten tauchen auch nach 1919 Reichsmarineamt bzw. Konstruktionsdepartment als Adressaten auf. Die Akten wurden unterbruchslos weitergeführt. Die wesentlichen Aufgaben waren die Abwicklung unvollendet gebliebener Bauvorhaben sowie die Verwertung von Schiffbaumaterial. Erst 1922 ist in der Rangliste der Reichsmarine wieder eine Konstruktionsabteilung verzeichnet, die den Aufgabenbereich des Konstruktionsdepartements fortführte und in den 30er Jahren im Hauptamt Kriegsschiffbau aufging .
Vorstände bzw. Direktoren
1880-1898 Wirkl. Geh. Adm. Rat. Prof. Dietrich
1899 unbesetzt
1900-1907 Vizeadmiral v. Eickstedt
1908-1913 Vizeadmiral Rollmann
1914-1918 Vizeadmiral Schrader
Nautisches Departement
Beim Nautischen Departement (H) liefen die Angelegenheiten des Seekartenwesens, der Vermessungen, der Navigation, des Lotsen- und Instrumentenwesens und der Leuchtfeuer und Seezeichen mit allen entsprechenden wissenschaftlichen, technischen und Verwaltungsfragen zusammen.
Die Bezeichnung dieser Abteilung änderte sich im Laufe der Entwicklung.
1861 - 1879 Hydrographisches Bureau der Admiralität
1879 - 1889 Hydrographisches Amt der Admiralität
1889 - 1893 Hydrographisches Amt des Reichsmarineamtes
1893 - 1907 Nautische Abteilung des Reichsmarineamtes
1908 - 1919 Nautisches Departement des Reichsmarineamtes
1920 - 1935 Nautische Abteilung der Marineleitung
ab 1935 Nautische Abteilung des Oberkommandos der Kriegsmarine.
Aufgabenbereiche des Nautischen Departements entsprechend Geschäftsverteilungsplan von 1917 1:
H. I. Hydrographische Sektion
H. Ia. Nautische Vermessungen
H. Ib. Seekartenwesen
H. Ic. Nautisches Nachrichtenwesen, Seehandbücher
H. II. Navigation, Seewarte, Observatorien
H. III. Küsten-, Seezeichen- und Lotsenwesen
H. IV. Nautisches Instrumentenwesen, mit Ausnahme der optischen Instrumente
H. V. Technische Angelegenheiten des Küsten-, Seezeichen- und Küstensignalwesens
H. VI. Allgemeine Schiffahrtsangelegenheiten, Küsten- und Hochseefischerei
H. VIII. Wissenschaftliche Angelegenheiten der Nautik, Wetterdienst, Luftnavigation; Optische Instrumente
Im vorläufigen Geschäftsverteilungsplan von 1919 wurden die Aufgabenbereiche der Nautischen Abteilung in vier Dezernaten zusammengefaßt 2:
H. I. Vermessungen, Betonnungs- und Lotsenwesen der Jade
H. II. Wissenschaftliche Angelegenheiten der Navigation, Astronomie, Meteorologie, Wetterdienst usw.
H. III. Marineangelegenheiten nautischer Fragen, Seekartenwesen
H. IV. Nautisches Instrumentenwesen
Chefs des Nautischen Departements
1890 - 1891 Konteradmiral Freiherr von Hollen
1892 - 1894 Konteradmiral Hoffmann
1895 - 1896 Kapitän zur See von Prittwitz und Gaffron
1897 Konteradmiral Plüddemann
1898 Kapitän zur See Graf von Baudissin
1899 - 1900 Kapitän zur See von Frantzius
1900 - 1902 Konteradmiral Schmidt
1903 - 1905 Konteradmiral Vüllers
1907 - 1910 Vizeadmiral Winkler
1911 - 1913 Vizeadmiral Grapow
Nachrichtenbüro
Das Nachrichtenbüro des Reichsmarineamtes wurde im Juni 1897 eingerichtet. Die Abteilung (N) war regulär mit einem Stabsoffizier als Vorstand und zwei jüngeren Offizieren als Dezernenten besetzt, deren Namen den jährlich erscheinenden Ranglisten zu entnehmen sind .
Zeitweise arbeiteten jedoch bis zu 5 Offiziere und zusätzlich mehrere als Hilfskräfte bezeichnete Personen dort.
Vorstände des Nachrichtenbüros
1. v. Heeringen, August, Fregattenkapitän, 1897-1900
2. Jacobsen, Hermann, Fregattenkapitän, 1900-1902
3. v. Witzleben, Job, Kapitän z. S., 1902-1905
4. v. Holleben, Franz, Kapitän z. S., 1905-1906
5. Boy-Ed, Karl, Korvettenkapitän, 1906-1909
6. Hollweg, Karl, Kapitän z. S., 1909-1912
7. Löhlein, Heinrich, Kapitän z. S., 1912 - Juni 1915
8. Fischer, Paul, Kapitän z. S., Juni - Oktober 1915
9. Widenmann, Wilhelm, Kapitän z. S., Nov. 1915 - März 1916
10. Rieder, Horst, Korvettenkapitän, April - Juni 1916
11. Boy-Ed, Karl, Kapitän z. S., Juli 1916 - August 1918
Die Mitarbeiter des Nachrichtenbüros hatten die gesamte Tages- und Fachpresse sowie die Fachliteratur des In- und Auslandes hinsichtlich ihres für die Flottenpolitik relevanten Inhalts durchzusehen, auszuwerten und die ausgewählten Presse- und Literaturauszüge dem Kaiser und den zuständigen Abteilungen des Reichsmarineamtes zugänglich zu machen. Außerdem oblag ihnen die Herausgabe der "Marine-Rundschau", des "Nauticus" und einzelner Broschüren zu speziellen Themen der Marinepolitik sowie die Abfassung von Zeitungsartikeln. Ferner mußten sie die Marine betreffendes Informations- und Propagandamaterial in Bild- und Schriftform an die interessierte Öffentlichkeit abgeben, aber auch die literarischen Arbeiten aus dem Marine-Offiziers-Korps vor der Drucklegung prüfen.
Mittels der zahlreichen Veröffentlichungen sowie durch Einwirkung auf Journalisten, Schriftsteller, Verleger, Reichstagsabgeordnete, Lehrer und Vereine wurde versucht, die öffentliche Meinung zu beeinflussen und sie für den Flottenbau zu gewinnen. Wilhelm Deist hat gezeigt, daß die geringe Zahl der im Nachrichtenbüro beschäftigten Personen in keinem Verhältnis zu den Wirkungen steht, die die von ihnen inszenierte und gesteuerte Flottenpropaganda in der Öffentlichkeit erzeugte .
In der Institution dieser Abteilung schuf Tirpitz einen bis dahin unbekannten Propagandaapparat, mit dessen Hilfe er die gesamte Bevölkerung, vom Schulkind bis zum Rentner, erreichen konnte .
Die Mobilisierung der deutschen Öffentlichkeit für den Flottengedanken ermöglichte erst den Flottenbau in dem Ausmaß, daß das Deutsche Reich zur zweitgrößten Flottenmacht seiner Zeit wurde.
Geschäftsverteilungsplan vom 23. Febr. 1903
N I
Auswahl von Zeitungsausschnitten pp., die für die Vorlage an Allerhöchster Stelle in Betracht kommen.
Redaktion der "Marine-Rundschau". Führung des hierauf bezüglichen Schriftwechsels.
Durchsicht der zugeteilten Tagespresse.
Durchsicht und Bearbeitung fremdsprachlicher Fachliteratur, Zeitungen und Zeitschriften und deutscher Fachzeitschriften, letzteres mit Unterstützung durch Dezernat N II.
Mitprüfung der Angelegenheiten betreffend die Winterarbeiten der Seeoffiziere.
N II
Durchsicht der Tagespresse, Bearbeitung von Presseangelegenheiten.
Beschaffung von Büchern und Karten.
Verkehr mit den Vertretern der Presse und Zeitschriften.
Flottenvereinsangelegenheiten.
Unterstützung von Ausstellungsunternehmungen und Kontrolle über den Verbleib der hierzu verliehenen Schiffsmodelle, Auskünfte, Abgabe von Fotographien und sonstiger Schriftverkehr.
Veröffentlichung der täglichen Nachrichten über Schiffsbewegungen pp..
Parlamentsangelegenheiten.
Durchsicht der laufenden Schriftsachen des Reichs-Marine-Amts auf Pressenotizen (Durchgangssachen), Abgabe solcher an die Presse etc..
Korrevision der das Institut für Meereskunde betr. Angelegenheiten.
Mitprüfung der Angelegenheiten
a) betreffend literarische Veröffentlichungen, auch soweit sie von anderen Gruppen bearbeitet werden,
b) welche voraussichtlich im Reichstage zur Sprache kommen,
c) betreffend Erinnerungs- und Dekorationsstücke, auch wenn sie nicht dem Institut für Meereskunde für die Reichs-Marine-Sammlung überwiesen werden.
Referent über Angelegenheiten, betreffend das Institut für Meereskunde.
In der Zeit des Ersten Weltkrieges erfuhr der Aufgabenkatalog des Nachrichtenbüros eine starke Erweiterung durch folgende Bereiche: Durchführung der Zensurmaßnahmen, Sammlung und Abgabe von Kriegsnachrichten, Auslandspropaganda. Nach dem Ausscheiden von Tirpitz am 26. März 1916 wurde ein Teil des Nachrichtenbüros dem Admiralstab zugeordnet und bildete dort die Abteilung P (Presseabteilung des Admiralstabes). Dieser Abteilung fielen die Aufgaben zu, die im Kriegsgeschäftsverteilungsplan des Admiralstabes vom 3. April 1914 dem Nachrichtenbüro des Reichsmarineamtes zugewiesen waren . Die Abteilung war weiterhin im Reichsmarineamt untergebracht.
Am 6. Juli 1916 wurde das Nachrichtenbüro des Reichsmarineamtes mit der Presseabteilung des Admiralstabes für die Dauer des Krieges unter einem gemeinsamen Vorstand vereinigt und dem Chef des Admiralstabes der Marine unterstellt . Die bisherigen Bezeichnungen P (Admiralstab) und N (Reichsmarineamt) wurden beibehalten. Die vereinigten Abteilungen standen dem Staatssekretär des Reichsmarineamtes für alle vom Reichsmarineamt ressortierenden Angelegenheiten im gleichen Umfang zur Verfügung wie bisher das Nachrichtenbüro.
Geschäftsverteilungsplan vom August 1916
P I
Durchsicht und Zuschrift sowie Auswahl der dem Vorstande vorzulegenden Eingänge. Bearbeitung solcher Eingänge, die unter keine bestimmte Gruppe fallen. Überwachung des Geschäftsverkehrs bei P und N.
Verkehr in Zensurangelegenheiten mit den Marine-Kommandobehörden, der Oberzensurstelle (O.Z.), der Zensurstelle des Auswärtigen Amtes, den Presseabteilungen beim Oberkommando in den Marken und bei den stellvertretenden Generalkommandos, den militärischen Überwachungsstellen bei den Telegraphischen Ämtern.
Bücher- und Bilderzensur, Schiffsverlustlisten, Unterstützung von Inlandszeitschriften bei besonderen Veröffentlichungen über die Marine, Auskunftserteilung.
Bearbeitung der von der O.Z. erlassenen Zensurverfügungen, Schriftwechsel in Zensurangelegenheiten nach Anweisung von P I, Auskunftserteilung.
Laufende Tageszensur.
Beiträge zur Ehrentafel.
Bearbeitung der Mitteilungen betr. Kriegsaufklärung.
P II
Aufklärungstätigkeit bei den Verbündeten und im neutralen Auslande.
Verkehr mit den Pressevertretern der verbündeten und neutralen Länder.
Verkehr mit den für die Tätigkeit von P II infrage kommenden Dienststellen, insbesondere der Nachrichten-Abteilung und der Militärischen Stelle (M.A.A.) des Auswärtigen Amtes.
Versorgung der Marine-Attaches mit Aufklärungsmaterial.
Beiträge für den deutschen Funkspruchdienst.
Versorgen der deutschen Feldzeitungen.
N I und II
Reichstagesangelegenheiten, Verkehr mit deutschen Pressevertretern, Marineaufklärung im Inland, Verkehr mit dem Kriegspresseamt.
Kriegsbeute-, Ausstellungs-, Musterungs- und Vereinsangelegenheiten, Einschiffungen und Reisen an die Front, Fondsverwaltung, Etatsangelegenheiten, Verwaltung der Fotographien und Bücher des Nachrichtenbüros.
Lesen und Versorgen der deutschen Tagespresse und der einschlägigen Literatur. Versorgen des R.M.A., Admiralstabes mit den einschlägigen Nachrichten und Auslassungen in der deutschen Presse und Literatur.
Kriegs- und Friedensarchiv, Sammlung der von P bzw. N an die Presse gegebenen Veröffentlichungen.
Lesen ausländischer Zeitungen und Versorgen des R.M.A. damit, Herausgabe der "Fremden Presse".
Lesen englischer Zeitungen.
Verteilung von Nachrichten aus der ausländischen Presse an R.M.A. und Admiralstab.
Volkswirtschaftliche Arbeiten, Lesen und Verwalten der deutschen Broschüren.
Werftdepartement
Der Bestand enthält auch die Unterlagen des Technischen Departements, bzw. ab 1905 Werftdepartements des Reichsmarineamtes. Die für die Bearbeitung des U-Bootwesens zuständigen Abteilungen und Dezernate des Werftdepartements sind am 11. Dezember 1917 zum U-Bootamt des Reichsmarineamtes verselbständigt worden.
U-Boot-Amt
Am 11. Dezember 1917 ist im Reichsmarineamt als Folge der veränderten Kriegslage ein neues Departement mit der Bezeichnung U-Boot-Amt (UA) gebildet worden. Es entstand aus den Abteilungen und Dezernaten des Werftdepartements, die bis dahin für das U-Bootswesen zuständig waren 1: - Abteilung für U-Bootswesen - Beschaffungsgruppe der Werftverwaltungsabteilung - Dezernat für Geldbeschaffung in U-Bootsangelegenheiten - Fabrikabteilung in allen U-Bootsangelegenheiten - Abteilung für Torpedowesen in allen Angelegenheiten der U-Bootsarmierung, welche die Fertigstellung von U-Torpedos und Rohren betreffen. Das neu eingerichtete Departement wurde nunmehr die zentrale Dienststelle für alle U-Bootsangelegenheiten. Seine Aufgabe bestand vor allem darin, die Fabrikation von U-Booten durch Verstärkung der Arbeiterzuweisungen und Vergrößerungen der Betriebseinrichtungen zu steigern. Chef des U-Boot-Amtes wurde Vizeadmiral Ritter v. Mann Edler von Tiechler. Die Inspektion des Unterseebootswesens (vgl. Bestand RM 27 XIII) ist dem Departement unmittelbar unterstellt worden. Die zunehmende Aufgabenfülle führte zu folgender Neuorganisation, die am 22. Oktober 1918 in Kraft trat 2: U IAllgemeine U-Bootsangelegenheiten, zugleich Assistent beim Chef des U-AmtesU IIAbteilung für militärisch-technische Angelegenheiten des U-BootwesensU IIaEntwicklung der U-Bootsneubauten, Neukonstruktionen und ErprobungenU IIbIn der Front befindliche U-Boote und U-BootsstützpunkteU IIIIndustrieabteilungU IIIaAngelegenheiten der U-BootswerftenU IIIbAngelegenheiten der U-BootsindustrieU IVFabrikabteilungU IVaZurückstellungsgesucheU IVbFamilienzahlungenU IVcHerausziehung des Ersatzes für Heer und Marine aus fiskalischen Betrieben und der MarineindustrieU VVersorgung der U-Bootsindustrie mit Betriebsstoffen; zugleichVerwaltungsangelegenheiten des U-AmtesUZMit Wirkung vom 24. Januar 1919 verlor das U-Boot-Amt den Charakter als Departement; es wurde wiederum dem Werftdepartement eingegliedert, aus dem es hervorgegangen war 3.
Bestandsbeschreibung: Die Akten des Reichsmarineamtes lagerten bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 1918 in den Registraturen der verschiedenen Behörden und Dienststellen. Erst danach wurde in Berlin ein Marinearchiv (bei der Kriegswissenschaftlichen Abteilung; Bestand RM 8) eingerichtet, das diese Aktenbestände der Kaiserlichen Marine sammelte. Während des Zweiten Weltkrieges 1943/44 wurden die Marineakten nach Schloß Tambach bei Coburg ausgelagert und blieben dadurch vor weiteren Luftangriffen geschützt. Befehle zur Vernichtung der Unterlagen konnten nicht mehr umgesetzt werden. Nach Ende des Krieges wurden sie von der US-Armee unversehrt erbeutet, an Großbritannien übergeben und schließlich nach England verbracht. Dort wurden sie (später als „Tambach Records" bekannt) listenmäßig erfaßt, signiert und verfilmt. Zwischen 1955 und 1965 wurden die deutschen Marineakten schrittweise von England an die Bundesrepublik Deutschland zurückgegeben . Zunächst an die Dokumentenzentrale des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes und 1968 an das Bundesarchiv-Militärarchiv.
Bei der Gliederung des Bestandes konnte nicht auf einen Aktenplan zurückgegriffen werden, da bisher keiner ermittelt werden konnte. Deshalb ist die Ordnung der Akten und die Gliederung des Bestandes in enger Anlehnung an den Geschäftsverteilungsplan erfolgt. Da die Signaturen der Aktenbestände bereits vorher festgelegt waren, befinden diese sich in ungeordeneter Reihenfolge. Die alten Titel der Aktenbestände sind weitestgehend übernommen bzw. präzisiert und durch Enthält-Vermerke in ihrer Aussagekraft verbessert worden.
Zentralabteilung
Von der Zentralabteilung des Reichsmarineamtes sind keine Aktenpläne überliefert. Daher wurde eine Klassifikation auf der Grundlage der Verzeichnung erarbeitet. Die Signaturen der Aktenbände, die bereits vorher festgelegt waren, befinden sich daher jetzt in ungeordneter Reihenfolge. Die alten Titel der Aktenbände wurden weitgehend übernommen und, falls erforderlich, präzisiert und durch enthält-Vermerke näher erschlossen.
Handakten
Der Bestand enthält auch Handakten, die von Mitarbeitern des Reichsmarineamtes angelegt wurden.
Von folgenden Personen sind Handakten überliefert:
Staatssekretär Großadmiral v. Tirpitz
Staatssekretär Admiral v. Capelle
Staatssekretär Vizeadmiral Behncke
Fregattenkapitän von Heeringen
Vizeadmiral Dähnhardt
Admiral Hollweg
Kapitän zur See v. Gohren
Kapitän zur See Löhlein
Vizeadmiral Boedicker
Admiral Büchsel
Kapitän zur See Türk
Eine Zuordnung der Handakten zu den einzelnen Abteilungen des Reichsmarineamtes war schwer möglich.
Manche Persönlichkeiten wechselten mehrmals die Abteilungen. Die Handakten wurden dabei immer in das nächste Amt übernommen und so über mehrere Jahre (manchmal Jahrzehnte) weitergeführt.
Aus diesem Grund wurden die Handakten in einer eigenen Sammlung belassen.
Allgemeines Marine-Departement
Die Akten des Allgemeinen Marinedepartementes sind insgesamt gut überliefert und spiegeln folgende Tätigkeiten wider: den allgemeinen Dienstbetrieb an Bord und Land, die Personalwirtschaft der Mannschaften und Unteroffiziere, das Ersatzwesen, die Organisation des Bildungswesens, Justizverwaltung, Mobilmachung, Volkswirtschaft, die militärischen Fragen der Schiffskonstruktion und Waffenausbildung und das Seerecht. Größere Serien geben Auskunft über Seetransporte, Kolonialeinsätze und kriegswirtschaftliche Angelegenheiten. Wenig überliefert sind Dokumente über die Tätigkeit des Allgemeinen Marinedepartementes selbst. So wurden keine Aktenpläne gefunden und ein Geschäftsverteilungsplan für die Funktionsverteilung ist erst für die Zeit ab 1917 dokumentiert. Die vielen Änderungen im Geschäftsbetrieb und in der Geschäftsverteilung der Behörde sind nur aus Verfügungen und Bekanntmachungen des Reichsmarineamtes lückenhaft nachweisbar.
Die Akten des Allgemeinen Marinedepartementes wurden an Hand der britischen Übergabelisten im Militärarchiv zunächst provenienzmäßig erfaßt und signiert. Die britischen Signaturen F-Nr./PG-Nr. (F = "Files", PG = "Pinched from the Germans") waren bis dahin gültig. So wurden die häufig benutzten Akten in der Literatur auch mit diesen Signaturen genannt. Das vorliegende Findbuch enthält deshalb auch eine Spalte, die diese alten Signaturen aufzeigt. Gleichzeitig sind in der Spalte auch die ursprünglich gültigen Registraturzeichen angegeben. Eine Verzeichnung des Bestandes des Allgemeinen Marinedepartementes konnte aus personellen Gründen erst im Zeitraum von September 1992 bis März 1994 vorgenommen werden. Damit ist auch die Qualität der Erschließung gestiegen.
Verwaltungs-Departement
Die Akten des Verwaltungsdepartements wurden an Hand der englischen Übergabelisten im Militärarchiv zunächst provenienzmäßig erfaßt und signiert. Die englischen F-Signaturen (F = "Files") waren bis dahin gültig. So wurden die häufig benutzten Akten in der Literatur auch mit diesen Signaturen genannt. Das vorliegende Findbuch enthält deshalb auch eine Spalte, die diese alten Signaturen aufzeigt sowie die ursprünglich gültigen Registraturzeichen.
Gleichzeitig sind in der Spalte auch Rep. 305-Nummern und Ma-Nummern angegeben. Die Akten mit den Rep. 305-Nummern gelangten aus dem Geheimen Staatsarchiv Berlin in das Bundesarchiv-Militärarchiv und die Akten mit der Ma-Signatur stammen aus dem ehemaligen Militärarchiv der DDR. Die Ma-Akten waren über Jahrzehnte im Zentralen Russischen Militärarchiv und haben deshalb auch eine Nummerierung von dort.
Konstruktions-Departement
Die vorliegenden Akten des Konstruktionsdepartements haben eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich, die sich in den vier verschiedenen Altsignaturen widerspiegelt. Bis 1918 lagerten die Akten ausschließlich unter ihrem Registraturzeichen in den federführenden Behörden. Mit Einrichtung des Marinearchivs nach dem 1. Weltkrieg gelangten Teile der Aktenbestände des Konstruktionsdepartements in dieses neugeschaffene Archiv, das wiederum in den 30er Jahren in die neugeschaffene Kriegsgeschichtliche Forschungsanstalt der Kriegsmarie überging . Ein anderer Teil der Akten verblieb bei den Nachfolgedienststellen des Konstruktionsdepartements und wurde zum Teil bis in die 30er Jahre hinein fortgeführt. Mit Einrichtung des Hauptamtes Kriegsschiffbau übernahm dieses von seinen Vorgängerdienststellen auch die Altakten des ehemaligen Konstruktionsdepartements in sein Archiv am Tirpitzufer. Kriterien für die Aufteilung des Aktenbestandes zwischen Archiv und Konstruktionsabteilung sind weder bekannt noch an der Zusammensetzung der Teilbestände feststellbar. Auffallend ist nur, daß ins Marinearchiv hauptsächlich ganze Aktenserien gelangten, während bei den Nachfolgestellen des Konstruktionsdepartements im Wesentlichen Einzelakten verblieben sind.
Die Unterlagen des Konstruktionsdepartements gingen bis 1963 direkt zum Militärarchiv im Bundesarchiv und wurden dort neu geordnet und verzeichnet
Über die Existenz und den Verbleib des Aktenbestandes des Konstruktionsdepartements beim Hauptamt Kriegsschiffbau war bis 1988 nichts bekannt. In den 60er Jahren ging auch die DDR davon aus, daß die UdSSR alles in Deutschland erbeutete militärische Archivgut an Ost-Berlin zurückgegeben hatte. Der Bestand wurde von den Sowjets zwischen 1945 und 1949 im Dienstgebäude des Hauptamtes Kriegsschiffbau unversehrt geborgen und in die UdSSR verbracht und seitdem im Zentralen Archiv des Verteidigungsministeriums in Podolsk südlich von Moskau verwahrt. Dort erfolgte eine Signierung und die Übertragung der Aktentitel in das Russische. Im Dezember 1988 übergab die UdSSR schließlich 40 Tonnen deutsches Archivgut militärischer Provenienz an die DDR. Darunter befand sich zur allgemeinen Überraschung auch ein völlig ungeordneter und sehr umfangreicher Bestand Unterlagen des Hauptamtes Kriegsschiffbau und dazu auch ca. 1500 Akten des Konstruktionsdepartements. In den Monaten Januar bis Mai 1989 wurde im Militärarchiv der DDR in Potsdam durch eine zeitweilige Arbeitsgruppe eine einfache Erschließung dieser Unterlagen durchgeführt .
Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik gelangten die Bestände des Militärarchivs der DDR in das Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg. Die darunter befindlichen Akten des Konstruktionsdepartements wurden in den Bestand RM 3 integriert.
Bei der Ordnung des vorliegenden Bestandes konnte nicht auf einen Aktenplan zurückgegriffen werden, da bis heute ein solcher nicht aufzufinden war. Soweit sinnvoll wurde sich an der Ordnung des Geschäftsverteilungsplans orientiert, nach welchem in den 60er Jahren der "Tambach-Bestand'" des Konstruktionsdepartements durch das Militärarchiv im Bundesarchiv gegliedert worden ist. Der Geschäftsverteilungsplan orientierte sich im Wesentlichen an bautechnischen Aspekten, d.h. nur technischen Teilbereichen von Schiffen bzw. Schiffsklassen. Der heutige schiffbaulich bzw. marinehistorisch interessierte Nutzer thematisiert meistens Schiffe bzw. Schiffsklassen. Aus diesem Grunde erfolgte die Ordnung nach Schiffsklassen gemäß Erich Gröner, fortgeführt von Dieter Jung und Erich Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, 8 Bde, München 1966ff und unterhalb dieser Ebene alphabetisch geordnet nach Schiffsnamen, denen zur besseren Orientierung die jeweiligen Projektnamen und das Jahr des Stapellaufes beigegeben wurde. Innerhalb der Schiffskapitel wurde eine Ordnung angestrebt, die sich am technischen Teil des Geschäftsverteilungsplanes orientierte.
Aufgrund der wechselvollen Geschichte des Bestandes weisen fast alle Akten zwei Altsignaturen auf. Für den "Tambach-Bestand" sind dies die kaiserlichen Registraturzeichen und die englische Signatur. Für den Bestand aus der UdSSR eine fünfstellige russische Nummer und eine Ma-Signatur des Militärarchivs der DDR. Es liegen vier Konkordanzen vor, die den Bestand nach den obigen Altsignaturen aufschlüsseln. Bei den englischen Signaturen ist fast ausschließlich nur die F-Nr. (Files-Nr.) angegeben, da PG-Nummern (pinched from the Germans) entweder nicht vergeben worden sind oder nicht mehr berücksichtigt werden konnten.
Die Erschließung baut auf den Vorarbeiten der 60er Jahre bzw. den Verzeichnungen des Militärarchivs der DDR auf. Diese entsprechen vielfach nicht dem zu erwartenden Standard. In vielen Fällen wurden Überprüfungen bzw. Neuverzeichnungen vorgenommen. Diese konnten jedoch wegen des dafür notwendigen großen Aufwandes nicht in der eigentlich wünschenswert gewesenen Breite durchgeführt werden.
Aktenserien aus der Frühphase der Schiffskonstruktion, d.h. vor 1889 sind bereits in den 70er und 80er Jahren durch den damaligen Bearbeiter geteilt und die ersten Bände gemäß dem Provenienzprinzip dem Bestand RM 1 Kaiserliche Admiralität zugeschlagen worden.
Die Konstruktionszeichnungen wurden durch eine Gruppe von freiwilligen Helfern erschlossen, die alle dem Arbeitskreis historischer Schiffbau e.V. angehörten, einem Arbeitskreis, der sich mit dem Schiffbau der Zeit von 1871 bis 1945 befaßt. Die Angehörigen dieser Gruppe (Norbert Schülzke, Wolfgang Bohlayer, Hans Meinhardt, Hans-Werner Sievers, Rudolf Evers, Richard Wagner) haben in ihrer Freizeit unentgeltlich das archivwürdige Planmaterial ausgewählt und unter archivfachlicher Leitung die notwendigen Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten geleistet.
Nach Auswahl des archivwürdigen Materials umfaßt der Bestand noch 10.500 Konstruktionszeichnungen aus der Zeit von 1875 bis 1918 (1929).
Nautisches Departement
Da kein Aktenplan aus dieser Zeit vorhanden ist, wurde eine Klassifikation entsprechend der Verzeichnung vorgenommen. Die alten Aktentitel wurden weitgehend übernommen bzw. präzisiert und durch Enthält-Vermerke ergänzt.
Nachrichtenbüro
Die Erschließung gibt in der Regel lediglich die Aktentitel und die Laufzeiten der einzelnen Bände an. Bei Benutzung des Findbuches ist daher zu berücksichtigen, daß die Akten oftmals noch wichtige Informationen enthalten, auf die bei der Verzeichnung leider nicht hingewiesen werden konnte. Die Ordnung des Aktenbestandes wurde in Anlehnung an die Geschäftsverteilungspläne versucht; ein seinerzeit gültiger Aktenplan war bis heute leider nicht zu ermitteln.
Inhaltliche Charakterisierung: RM 3 insgesamt
Mit Ausnahme des Waffendepartements, der Medizinalabteilung, des Justiziariats und des Zentralnachweisbüros der Marine sind Akten aller übrigen Organisationseinheiten in diesem Bestand überliefert. Von besonderer Bedeutung sind aus der Zentralabteilung die Handakten des Staatssekretärs über die Entwicklung der Marine und die Vorarbeiten zu den Flottengesetzen. Ein wichtiger Teil der ehemaligen Handakten befindet sich außerdem im Nachlass des Staatssekretärs Tirpitz. Die überlieferten Akten aus der Zentralabteilung enthalten Unterlagen über Protokollfragen, Stapelläufe, Ordensverleihungen und zentrale Organisationsangelegenheiten sowie Reichstagsmaterial und eine vollständige Serie der "Allerhöchsten Kabinettsordres" für die Marine von 1889 bis 1918. Gut überliefert ist die Tätigkeit des Allgemeinen Marinedepartements über Angelegenheiten der Organisation und des Dienstbetriebes der Schiffe und Marineteile, Personal- und Ersatzangelegenheiten, Fragen der Ausbildung im Waffendienst, Uniformierung, Organisation des Bildungswesens, Justizverwaltung, Versorgungsangelegenheiten , militärische Fragen der Schiffskonstruktion sowie Seerecht. Die Akten des Konstruktionsdepartements bieten eine Quelle von erheblicher Bedeutung für die Marine- und Technikgeschichte. Dazu gehören Bauakten für alle schweren und mittleren Kampfschiffe, die bis 1914 fertiggestellt wurden, sowie ca. 10.000 Konstruktionspläne und andere technische Zeichnungen für Schiffe und Boote. Darüber hinaus sind auch überliefert wissenschaftliche Forschungsergebnisse über Festigkeitsfragen, Materialentwicklung, Schleppversuche und allgemeine Baubestimmungen. Die Akten der Etatabteilung dokumentieren vollständig die Entwicklung des Marinehaushaltes, insbesondere die Finanzierung der Flottenbauprogramme. Hier finden sich auch Etats- und Verwaltungsakten zum Aufbau des deutschen Schutzgebietes Kiautschou sowie über Pensions- und Rentenangelegenheiten von Offizieren, Mannschaften und Beamten. Gut überliefert sind auch die Akten des Verwaltungsdepartements, die überwiegend Verpflegungs-, Bekleidung- und Unterkunftsangelegenheiten der Marine dokumentieren.
Hervorzuheben sind die Akten über zahlreiche Stiftungen, bei denen das Reichsmarineamt federführend war. Im Zusammenhang mit der Zuständigkeit für Verpflegung und Bekleidung entstanden umfangreiche Aktenserien über die Versorgung der deutschen Bevölkerung während des Krieges. Die überlieferten Akten des Nachrichtenbüros enthalten Unterlagen über die wirtschaftliche Lage Deutschlands sowie die Entwicklung von Schifffahrt, Seeverkehr und Flotteninteressen, Zensurmaßnahmen, Sammlung und Abgabe von Kriegsnachrichten sowie Auslandspropaganda. Eine umfangreiche Sammlung von Zeitungsausschnitten ist ebenfalls enthalten. Erwähnenswert sind weiter die Korrespondenzserien über Vereinsangelegenheiten, besonders den Deutschen Flottenverein. Vom Nautischen Departement liegen Akten über Seezeichen- und Küstensignalangelegenheiten, Besteckauszüge, Reiseberichte und Expeditionen vor. Von dem für die Ausrüstung und Instandhaltung von Schiffen, Werften und Fahrzeugen zuständigen Werftdepartement ist nur ein geringfügiger Aktenrest über U-Bootangelegenheiten, vereinzelt auch Torpedoangelegenheiten erhalten geblieben. Die für die Bearbeitung des U-Bootwesens zuständigen Abteilungen und Dezernate des Werftdepartements wurden 1917 zum U-Boot-Amt verselbständigt. In den während der kurzen Zeit seines Bestehens entstandenen Unterlagen spiegeln sich die Maßnahmen zur Förderung des U-Bootbaues, insbesondere der materiellen Bereitstellung während der Endphase des 1. Weltkrieges wieder. Erwähnenswert ist hier noch Material über die planmäßige technische Auswertung von Kriegstagebüchern der U-Boote.
Im einzelnen:
Zentralabteilung
Da bei der Zentralabteilung, als Büro des Staatssekretärs, alle wichtigen und geheimen Angelegenheiten bearbeitet wurden, sind auch insbesondere Akten über Planung und Durchführung der Flottengesetze, den Aufbau und die Organisation der Marine und militärpolitische Angelegenheiten dokumentiert. Neben einer vollständigen Sammlung der "Allerhöchsten Kabinettsordres" für die Marine von 1890 bis 1918 liegt auch der Schriftwechsel mit deutschen und ausländischen Marineattachés sowie den offiziellen Beobachtern auf fremden Kriegsschauplätzen vor. Weitere Akten enthalten Material über allgemeine deutsche Schifffahrtsinteressen und den Schutz deutscher Reichsangehöriger in fremden Staaten durch Entsendung von Kriegsschiffen.
Handakten
Die hier vorliegenden Handakten dienten der Ergänzung von Unterlagen der entsprechenden Abteilung und zur eigenen unmittelbaren Information (z.B. Übersichten, Statistiken, Schriftwechsel, Vorschriften, persönliche Aufzeichnungen etc.). Darüber hinaus spiegeln sie auch geschichtliche und politische Entscheidungen und Entwicklungen in den jeweiligen Zeiträumen wider (Zeitungsausschnittsammlungen).
Allgemeines Marine-Departement
In der Überlieferung des Allgemeinen Marinedepartementes spiegelt sich besonders die dem Reichsmarineamt zugewiesene Aufgabe, die Seeinteressen des Reiches wahrzunehmen, wider. Hier findet man Unterlagen über die Indiensthaltung von Schiffen und ihre Entsendung in fremde Seegebiete, Aufnahme ziviler Passagiere, Anforderung von Kriegsschiffen durch andere Reichsbehörden und die Einrichtung von deutschen Kohlestationen in Afrika und in der Südsee. Eng damit verbunden ist die Überlieferung zu see- und völkerrechtlichen Angelegenheiten mit Akten über Friedens- und Seerechtskonferenzen, Seeräuberei und Internierung von Zivilpersonen. Einen breiten Raum nehmen die militärpolitischen Angelegenheiten ein. So sind Unterlagen erhalten über die militärischen Verwicklungen fremder Mächte (China, Japan, Türkei, Balkanstaaten) und die Unterstützung verschiedener Länder. Zahlreiche Akten dokumentieren die Vorgänge des Boxeraufstandes in China. Auch die Verwaltung, Entwicklung und Wirtschaft des Pachtgebietes Kiautschou ist an Hand der vorhandenen Akten gut zu erkennen. Innenpolitische Fragen betreffen Akten über Spionage, Sabotage, Sozialdemokratie, Arbeiter- ‧und Soldatenräte und die Einrichtung von Arbeiterausschüssen auf den Kaiserlichen Werften. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges gewannen die Fragen der Rüstung immer stärkere Bedeutung. Dazu sind Unterlagen vorhanden über die Organisation der Kriegswirtschaft, den Vaterländischen Hilfsdienst und die Bereitstellung von Arbeitskräften für die Rüstungsindustrie. Von technikgeschichtlichem Interesse sind Akten über Erfindungen und Patente, die Entwicklung der Funkentelegraphie,vereinzelt auch über Fliegerei, Luftschiffahrt und Kraftfahrt. Beobachtet wurden die Möglichkeiten des Seetransportes sowie Bau und Betrieb von Kanälen. Vielseitig sind die Unterlagen über "militärische Nebeninteressen der Marine". Sie dokumentieren Auswanderung und Kolonisation, Unterstützung wissenschaftlicher Expeditionen, Bau und Förderung Technischer Hochschulen. Gut überliefert sind auch Unterlagen über die Organisation der Marine, deren Entwicklung, den Dienstbetrieb einzelner Kommandobehörden, die Organisation des Bildungswesens sowie die Etatwirtschaft der Kaiserlichen Marine und Personalangelegenheiten der Mannschaften und Offiziere.
Erläuterungen zum Inhalt der Punkte "Ausland" und "Schutzgebiet Kiautschou" (Punkte VI. l. bzw. VI.2.):
Im Punkt VI. 1. "Ausland insgesamt" sind die Akten über Unruhen und Vorgänge in China (Chinesische Wirren, Boxeraufstand) sowie über Aufgaben und Wirken des Ostasiatischen Expeditionskorps eingeordnet worden. Die Akten, die das Schutzgebiet Kiautschou betreffen, sind unter Punkt VI. 2.a) "Schutzgebiet Kiautschou" zu finden. Für das Schutzgebiet Kiautschou wurde ein eigenständiger Abschnitt gewählt, da zum Einen eine große Anzahl von Akten vorhanden sind, für die Angelegenheiten des Schuzgebietes eine Abteilung im Allgemeinen Marinedepartement speziell verantwortlich war und andererseits die Ereignisse in China 1900/1901 und das Wirken des Ostasiatischen Expeditionskorps von den Angelegenheiten des Schutzgebietes Kiautschou zu trennen sind.
Zum Hintergrund: Im März 1898 verpachtete China durch Vertrag das Kiautschou-Gebiet auf 99 Jahre an Deutschland. Das Schutzgebiet sollte durch Privatleute schnell wirtschaftlich erschlossen und bebaut werden. Hafen- und Wasserleitungsbauten wurden sofort ernstlich betrieben. Hauptort des deutschen Pachtgebietes Kiautschou, in der chinesischen Provinz Schantung, war Tsingtau. Die Verwaltung des Pachtgebietes wurde der Kaiserlichen Marineverwaltung unterstellt.
Im Jahr 1900 kam es zu Unruhen in China, hervorgerufen durch die Boxerbewegung, die im Juni 1900 den deutschen Gesandten in Peking ermordete. Dies löste eine bewaffnete Intervention der Großmächte unter deutscher Leitung aus. Zur Abwehr der Bewegung sandte Deutschland das Ostasiatische Expeditionskorps nach China. Von den Boxerunruhen wurde Kiautschou insofern berührt, als der im Mai 1899 zum Gouverneur von Schantung ernannte Mandschu Pu hsien ein Hauptorganisatior der "Faust des Patriotismus und des Friedens" war. Er wurde Anfang 1900 durch Puanschikai ersetzt. Mit ihm schloß die Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft im März 1900 einen Vertrag, der den Fortgang des Bahnbaus bis Ende Juni ermöglichte. Im Juli 1900 kam es aber zu Unruhen, die eine Abordnung von 50 Seesoldaten und der Chinesenkompanie nach Tsimo veranlaßte. Anfang Oktober übernahmen deutsche Truppen den Schutz des Bahnbaus, chinesische den der Bergwerke. Nur in Kaumi kam es zu Kämpfen zwischen Deutschen und Boxern. Seitdem haben sich Kiautschou als Handelsplatz und Tsingtau als Hafen und Seebad stetig entwickelt. Nach Niederschlagung des Aufstandes wurde das Expeditionskorps aufgelöst und nach Deutschland zurückgeschickt. Ein in Ostasien zurückgebliebener Teil des Expeditionskorps bildete die Grundlage der zur Neubildung einer Ostasiatischen Besatzungsbrigade notwendigen Besatzung. 1906 wurde auch die Ostasiatische Besatzungsbrigade aufgelöst und der größte Teil der Truppen kehrte nach Deutschland zurück. Der in Ostasien verbliebene Teil der aufzulösenden Besatzungsbrigade wurde zum Ostasiatischen Detachement umgebildet,welches dann 1910 ebenfalls aufgelöst wurde. In den Ranglisten der Königlich Preußischen Armee spiegelt sich die Aufstellung und Umbenennung des Ostasiatischen Expeditionskorps wie folgt wider:
1901 Aufstellung des Ostasiatischen Expedtionskorps
1902 Auflösung des Ostasiatischen Expeditionskorps und Neugliederung zur
Ostasiatischen Besatzungsbrigade
1906 Auflösung der Ostasiatischen Besatzungsbrigade,
der in Ostasien verbleibende Teil der aufzulösenden Brigade wird umstrukturiert zum Ostasiatischen Detachement
1910 Auflösung des Ostasiatischen Detachements (18)
Verwaltungs-Departement
Das Schriftgut des Verwaltungsdepartements macht die innere Geschichte des Reiches mit einem Schwerpunkt bei der Organisation der Kriegswirtschaft von 1914 bis 1918 sichtbar.
Es befinden sich darunter Reichstagsdrucksachen, Vorlagen für den Bundesrat, Akten über kirchliche Angelegenheiten, über die wirtschaftliche Sicherung Deutschlands im Krieg, Kriegsausschuß der deutschen Industrie, Sicherung der Ernährung im Kriege, Preiskontrollen, Bekämpfung des Schleichhandels, Tätigkeit von Kriegsrohstoffgesellschaften und der Reichsbekleidungsstelle, Einführung der Metall- und Stahlbewirtschaftung und Überführung der Kriegswirtschaft in den Friedenszustand.
Die Akten des Verwaltungsdepartements sind insgesamt gut überliefert und spiegeln folgende Tätigkeiten wider:
- allgemeine und Geschäftsordnungsangelegenheiten: Geschäftsbetrieb im Reichsmarineamt, Reichstagsangelegenheiten
- Personalangelegenheiten: die Versorgung, Unterstützung und Gebührnisangelegenheiten des Militärpersonals und der Beamten
- Verwaltungsangelegenheiten: Bekleidungsvorschriften und -bestimmungen, Ausrüstung mit Bekleidungsgegenständen, Angelegenheiten der Bekleidungsämter, Rohstoffbeschaffung für die Mannschaftsbekleidung, Bildungswesen, Angelegenheiten der Intendanturen, Seelsorge und Garnisonschulwesen, verschiedene Ausgaben beim Betrieb der Flotte, Kassen- und Rechnungswesen, Bestimmungen, Vorschriften zu Verpflegungsangelegenheiten, Beschaffung von Lebensmitteln und Wirtschaftsgeräten, Verpflegung der Personen an Bord und Land, Prisen aus aufgebrachten Schiffen
- Unterkunftsangelegenheiten: Garnisonverwaltungsangelegenheiten, Dienst- und Mietwohnungen, marinefiskalische Grundstücke, Garnisonbauwesen, Kasernenbauten.
Von der Etatsabteilung, die zwischen 1905 und 1914 zum Verwaltungsdepartement gehörte, gibt es Akten über den Etat der Kaiserlichen Marine sowie Denkschriften und Gesetzentwürfe des Reichstages, siehe B V (Aktenüberlieferung S. 172 - 177)
Konstruktions-Departement
Abgesehen von Unterlagen zum inneren Dienstbetrieb hat der vorliegende Bestand durch den Zugang der Akten aus der UdSSR nahezu eine Komplettierung erfahren. Zur Mehrzahl der deutschen Kriegsschiffbauten bzw. Schiffsklassen sowie den baulichen Teilaspekten stehen nun Unterlagen zur Verfügung. Neben den Akten zu Inbaugabe, Bau, Finanzierung und den technischen Aspekten liegen umfangreiche Bauvorschriften und Bedienanleitungen vor, die in vielen Fällen noch durch bisher unbekanntes Bildmaterial zu Bau und Einrichtung der Schiffe ergänzt werden. Über Planung und Bau der einzelnen Schiffe hinaus spiegelt sich in den Unterlagen die konstruktive Entwicklung sowie interne Diskussion über Form und Ausstattung des deutschen Flottenbaus. Der Wert der Unterlagen geht über reine Schiffsgeschichte hinaus und liefert interessante Beiträge zur Industriegeschichte des Kaiserreiches sowie zum Verhältnis Militär und Rüstungsindustrie sowohl in der Aufbauphase der deutschen Flotte als auch während Ihrer Abwicklung nach 1918.
Besonders im Bereich der kleineren Fahrzeuge liegen jetzt ergänzende Informationen zu Schiffen vor, die bisher praktisch unbekannt waren. Ebenso dürften einige Akten zum Flug- und Luftschiffwesen im Seekrieg sowie Projekte zum Flugzeugeinsatz auf Schiffen und U-Booten interessant sein. Neben dem eigentlichen Schiffbau liegt im Bestand auch Plan und Bildmaterial zu den verschiedenen Werften vor, die Einblicke in deren Geschichte und Ausstattung sowie die Arbeitswelt der Werftarbeiter ermöglichen.
Ein umfangreicher Teilbestand befaßt sich mit dem internationalen Flottenbau sowie den Marinen fremder Staaten vor und im 1. Weltkrieg. Flotten- und Schiffstypenbeschreibungen, Reiseberichte und Fotosammlungen dokumentieren die Flottenentwicklung in der Welt bis in den 1. Weltkrieg hinein. In diesen Unterlagen finden sich ebenfalls Berichte zu Ereignissen und Entwicklungen der Kriege vor 1914, deren Erfahrungen zur Nutzbarmachung für den eigenen Kriegsschiffbau ausgewertet worden sind.
Ca. 50 Akten zu Gefechtseinwirkungen und Seegefechten ergänzen nicht zuletzt durch ihr Bildmaterial die Überlieferung zum Seekrieg 1914-1918. Zahlreiche unmittelbar nach den Gefechten angefertigte Aufnahmen zeigen die Folgen der Kämpfe bzw. illustrieren die Reparaturmaßnahmen auf deutschen Werften, in Österreich und der Türkei. Vergleichende Unterlagen zwischen eigenen und gegnerischen Kampfschiffen aktualisieren den Stand der rüstungstechnischen Entwicklung bis in die späten Kriegsjahre.
Der Bestand enthält zudem eine große Menge Konstruktionszeichnungen von Schiffen der Kaiserlichen Marine aus dem Konstruktions-Departement des Reichsmarineamtes.
Nautisches Departement
Vom Nautischen Departement sind etwa 400 Akteneinheiten aus dem Zeitraum (1842 - 1888) 1889 - 1919 vorhanden. Die Überlieferung ist nicht vollständig, so sind z. B. bei Bandbildungen einige Jahre nicht dokumentiert.
Nachrichtenbüro
Vom Nachrichtenbüro sind etwa 850 Bände überliefert. Diese enthalten Angaben über die wirtschaftliche Lage Deutschlands sowie über die Entwicklung von Schiffahrt, Seeverkehr und Flotteninteressen. Den Hauptteil bilden Presseakten, die Einblick in die vielfältige und planmäßige Steuerung dieses Mediums sowie die Zensurmaßnahmen während des Krieges bieten. Zusätzlich befinden sich noch 124 Aktenbände der Presseabteilung (P) beim Bestand Admiralstab der Marine (vgl. RM 5/3720-3844).
Werftdepartement
Von dem seit 1905 so bezeichneten Werftdepartement des Reichsmarineamtes (vorher Technisches Departement) ist nur ein ganz geringfügiger Aktenrest von knapp 190 Bänden vorwiegend über U-Bootsangelegenheiten, vereinzelt auch Torpedoangelegenheiten, erhalten geblieben.
Die Mehrzahl der Bände stammt aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Ein Teil der Akten des Werftdepartements ist vom neu gegründeten U-Bootamt fortgeführt worden und befindet sich bei diesem Bestand.
U-Boot-Amt
In den Unterlagen des U-Boot-Amtes spiegeln sich die Maßnahmen zur Förderung des U-Bootbaues, insbesondere der materiellen Bereitstellung während der Endphase des Ersten Weltkrieges wider. Erwähnenswert ist Material über die planmäßige technische Auswertung von Kriegstagebüchern der U-Boote.
Während die Akten des U-Boot-Amtes und der unterstellten Inspektion des Unterseebootwesens (Bestand RM 27 XII) vergleichsweise gut überliefert sind, gibt es vom Werftdepartement, zu dessen Ressort die Wahrnehmung der U-Bootsangelegenheiten bis zur Errichtung des neuen Departements gehörten, und dessen Akten fortgeführt wurden, nur einen ganz geringfügigen Aktenrest.
Zitierweise: BArch RM 3/...
Reichsmarineamt (RMA), 1889-1919
30764 Aufbewahrungseinheiten; 695,1 laufende Meter
Bestand
deutsch
Fremde Archive: Die Royal Museums in Greenwich verwahren eine Sammlung von Konstruktionszeichnungen der Kaiserlichen Marine, der Reichsmarine und der Kriegsmarine (The Admiralty Collection of German Navy Plans).
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: N 170 Nachlass Capelle, Eduard v.
N 173 Nachlass Behncke, Paul
N 253 Nachlass Tirpitz, Alfred v.
RM 5/3720-3844 Presseabteilung des Admiralstabs
Weitere Schiffspläne finden sich beim National Maritime Museum in Greenwich.
- Dienstvorschriften der Kaiserlichen Marine (RM 3/24517-24677; ehemals RMD 3)
- Ranglisten der Kaiserlichen Marine, 1889-1918 (in RMD 2; perspektivisch in RM 2)
- Ranglisten von Beamten der Kaiserlichen Marine 1880-1919 (in RMD 2; perspektivisch in RM 2)
- Ehrenrangliste der Kaiserlichen Marine 1914 bis 1918 (in RMD 2; perspektivisch in RM 2)
Literatur: - Deist, Wilhelm: Flottenpolitik und Flottenpropaganda. Das Nachrichtenbüro des Reichsmarineamtes 1897-1914. Stuttgart 1976 (Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte Bd 17).
- Ewers und Roehr: Leitfaden für den Unterricht in Dienstkenntnis. Für den Gebrauch an den Bildungsanstalten der Kaiserlichen Marine. Berlin 1911
- Gröner, Erich (fortgeführt von Dieter Jung und Erich Maass): Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, 8 Bde, München 1966ff
- Hubatsch, Walter: Der Admiralstab und die obersten Marinebehörden in Deutschland 1848-1945. Frankfurt/M. 1958.
- Huber, Ernst Rudolf: Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789. Stuttgart 1969.
- Koch, P. Einführung in die Marineverwaltung, Leipzig 1904 [in RM 3/105, Bl. 247]
- Koszyk, Kurt: Deutsche Pressepolitik im Ersten Weltkrieg. Düsseldorf 1968.
- Sandhofer, Gert: Die Überlieferung der Kaiserlichen Marine als Quelle zur allgemeinen Geschichte, in: Heinz Boberach und Hans Booms, Aus der Arbeit des Bundesarchivs. Boppard 1977.
- Tirpitz, Alfred v.: Erinnerungen. Leipzig 1919.
- Wegener, Heinz Friedrich Ernst: Der Einfluß der internationalen Flottenkonzeptionen auf die Marinepolitik des Kaiserreiches und ihre Durchsetzung in der deutschen Öffentlichkeit 1871-1901. Dissertation Würzburg 1983.