Schützengilde Frankfurt (Oder) (Bestand)
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Stadtarchiv Frankfurt (Oder)
Bestand
StAFF 1-400
Stadtarchiv Frankfurt (Oder) (Archivtektonik) >> Organisationen, Vereine und Verbände >> Soziokulturelle Organisationen
1645-1942
Bestandsbeschreibung: Die Schützengilde war im Mittelalter der wehrhafte Verbund der Zünfte und Innungen der Stadt zum Schutz vor Überfällen und Übergriffen. Als bewaffneter Arm der städtischen Gewerbetreibenden sicherte sie Handwerk und Handel und damit auch das Eigentum und die ökonomische Entwicklung der Stadtbevölkerung. Wann sich die Gilde gründete ist unklar, urkundlich wurde sie erstmalig am 28. Februar 1406 im Zuge einer Altarstiftung in der Marienkirche erwähnt. Aus den Schießübungen entwickelten sich über die Jahrhunderte feste Zeremonielle, jährliche Schützenfeste mit Prozessionen und Schießwettbewerben. Die seit dem 16. Jahrhundert bestätigten landesherrlichen Privilegien und Innungsartikel sind als Statuten 1827, 1857 und 1902 erneuert worden. Hierin sind Rechte und Pflichten sowie die Uniformierung und das Zeremoniell geregelt. Die Gildemitglieder wählten einen Altermann, einen Nebenaltermann, einen Schatzmeister und acht Beisitzer. Ab dem 18. Jahrhundert übernahm die Schützengilde die Brandwachen und leistete im 19. Jahrhundert militärische Hilfsarbeiten in der Garnisonsstadt. In der NS-Zeit erfolgte die Gleichschaltung durch die Satzungsänderungen der Jahre 1935 und 1940. Nach der Evakuierung der Stadt 1945 endete die Tätigkeit der Schützengilde. Das Schützenhaus mit Schießplatz liegt heute in der polnischen Stadt Slubice. Im Gebäude befindet sich die katholische Kirche der Heiligen Jungfrau Maria. In Frankfurt (Oder) wurde März 1990 die Schützengilde wiederbegründet.
Aufgrund der Bezeichnung "Die Vogelstangen" für das Gelände zwischen der Gertraudkirche und dem Karthauskloster geht der Historiker Hermann Bieder vom Anger als ältesten Schützenplatz aus. Dort soll sich auch das Schützenhaus befunden haben, das während der schwedischen Eroberung im Jahr 1631 zerstört wurde. Nach dem Dreißigjährigen Krieg soll das erste Schützenfest am 4. April 1662 stattgefunden haben. Der Schießplatz befand sich zu dieser Zeit am Stadtgraben vor dem Gubener Tor. Mit Geldern des Kurfürsten Friedrich III. wurde dort im Jahr 1694 ein neues Schützenhaus gebaut. König Friedrich II. übereignete 70 Jahre später das Gebäude dem Regiment von Düringshof als Lazarett. Den Magistrat wies der Monarch zugleich an, ein anderes Gebäude für die Schützengilde zu errichten. Nach langen Verhandlungen erhielt sie im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts ein Schützenhaus mit Schießplatz in der Dammvorstadt, welche in der Folgezeit auch von den stationierten Regimentern für Schießübungen genutzt wurden. 1830 erfolgte der Neubau des Schützenhauses, das 1875 um einen Veranstaltungsaal und 1903 um eine Schießhalle erweitert wurde.
Die Schützengilde war dem Landesherrn jederzeit treu ergeben. König Friedrich II. schenkte der Gilde die während der Schlacht bei Kunersdorf eroberte russische Fahne. Während der napoleonischen Kriege lieferte die Gilde benötigte Waffen für die neugegründeten Bataillone. Im Jahr 1848 beteiligte sie sich an der Niederschlagung von Aufständen, hierfür wurde ihr 1855 das Ordensband des Königlichen Hausordens der Hohenzollern verliehen.
Als eine der ältesten und bedeutendsten städtischen Korporationen war die Schützengilde Bestandteil von Festakten, etwa zum Friedenschluss nach dem Siebenjährigen Krieg, beim Empfang des Königs Friedrich Wilhelm II. am 8. Oktober 1793 oder beim Geburtstag des Oberbürgermeisters Paul Heinrich Trummer 1794. Im Jahr 1904 fand in Frankfurt das 16. Brandenburgische Provinzialbundschießen statt. Anlässlich des 500jährigen Bestehens im Jahr 1906 gab der Verlag der Schützengilde eine Festschrift heraus. Darin enthalten ist ein geschichtlicher Überblick des Historikers Hermann Bieder, ein Abdruck der wichtigsten Rechtsquellen und Korrespondenzen sowie ein Verzeichnis der Alterleute von 1809 bis 1906 und ein Verzeichnis der Schützenkönige von 1820 bis 1905 (vgl. Festschrift zur 500jährigen Feier des Bestehens der Schützengilde zu Frankfurt an der Oder am 17. bis 19. Juni 1906, Frankfurt an der Oder 1906).
Wie der Bestand in das Stadtarchiv gelangte ist unklar. Die Bestandsakten mit der Übernahmedokumentation sind im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen. Die Überlieferung der Schützengilde setzt erst im 18. Jahrhundert ein. Vermutlich sind Unterlagen aus dem Mittelalter während der Zerstörung des Schützenhauses 1631 vernichtet worden. Stadtarchivarin Elfriede Schirrmacher reicherte den Bestand daher mit Verweisen zur Magistratsüberlieferung an. Schirrmacher kassierte im Jahr 1966 ein Teil der Kassenbelege und übernahm diejenigen, die für die Frankfurter Firmengeschichte bedeutend sind. Sie verzeichnete den Bestand 1956 auf Karteikarten. Die Karteikartenerschließung Schirrmachers ist Anfang der 1990er Jahre durch ABM-Kräfte in die Archivdatenbank übertragen worden. Dabei sind Eingabefehler gemacht worden. Im Jahr 2021 ist die Erschließung von Dr. Denny Becker überarbeitet worden. Klassifikation, Titel und Enthältvermerke sind größtenteils neu gebildet, Verweise als solche kenntlich gemacht worden.
Frankfurt (Oder), im August 2021
Dr. Denny Becker
(Wissenschaftlicher Archivar)
Zitierweise: Bestandsnummer zzgl. Archivaliensignatur, bspw.: StAFF 1-502 BA I Tit. 29 Nr. 1
Aufgrund der Bezeichnung "Die Vogelstangen" für das Gelände zwischen der Gertraudkirche und dem Karthauskloster geht der Historiker Hermann Bieder vom Anger als ältesten Schützenplatz aus. Dort soll sich auch das Schützenhaus befunden haben, das während der schwedischen Eroberung im Jahr 1631 zerstört wurde. Nach dem Dreißigjährigen Krieg soll das erste Schützenfest am 4. April 1662 stattgefunden haben. Der Schießplatz befand sich zu dieser Zeit am Stadtgraben vor dem Gubener Tor. Mit Geldern des Kurfürsten Friedrich III. wurde dort im Jahr 1694 ein neues Schützenhaus gebaut. König Friedrich II. übereignete 70 Jahre später das Gebäude dem Regiment von Düringshof als Lazarett. Den Magistrat wies der Monarch zugleich an, ein anderes Gebäude für die Schützengilde zu errichten. Nach langen Verhandlungen erhielt sie im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts ein Schützenhaus mit Schießplatz in der Dammvorstadt, welche in der Folgezeit auch von den stationierten Regimentern für Schießübungen genutzt wurden. 1830 erfolgte der Neubau des Schützenhauses, das 1875 um einen Veranstaltungsaal und 1903 um eine Schießhalle erweitert wurde.
Die Schützengilde war dem Landesherrn jederzeit treu ergeben. König Friedrich II. schenkte der Gilde die während der Schlacht bei Kunersdorf eroberte russische Fahne. Während der napoleonischen Kriege lieferte die Gilde benötigte Waffen für die neugegründeten Bataillone. Im Jahr 1848 beteiligte sie sich an der Niederschlagung von Aufständen, hierfür wurde ihr 1855 das Ordensband des Königlichen Hausordens der Hohenzollern verliehen.
Als eine der ältesten und bedeutendsten städtischen Korporationen war die Schützengilde Bestandteil von Festakten, etwa zum Friedenschluss nach dem Siebenjährigen Krieg, beim Empfang des Königs Friedrich Wilhelm II. am 8. Oktober 1793 oder beim Geburtstag des Oberbürgermeisters Paul Heinrich Trummer 1794. Im Jahr 1904 fand in Frankfurt das 16. Brandenburgische Provinzialbundschießen statt. Anlässlich des 500jährigen Bestehens im Jahr 1906 gab der Verlag der Schützengilde eine Festschrift heraus. Darin enthalten ist ein geschichtlicher Überblick des Historikers Hermann Bieder, ein Abdruck der wichtigsten Rechtsquellen und Korrespondenzen sowie ein Verzeichnis der Alterleute von 1809 bis 1906 und ein Verzeichnis der Schützenkönige von 1820 bis 1905 (vgl. Festschrift zur 500jährigen Feier des Bestehens der Schützengilde zu Frankfurt an der Oder am 17. bis 19. Juni 1906, Frankfurt an der Oder 1906).
Wie der Bestand in das Stadtarchiv gelangte ist unklar. Die Bestandsakten mit der Übernahmedokumentation sind im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen. Die Überlieferung der Schützengilde setzt erst im 18. Jahrhundert ein. Vermutlich sind Unterlagen aus dem Mittelalter während der Zerstörung des Schützenhauses 1631 vernichtet worden. Stadtarchivarin Elfriede Schirrmacher reicherte den Bestand daher mit Verweisen zur Magistratsüberlieferung an. Schirrmacher kassierte im Jahr 1966 ein Teil der Kassenbelege und übernahm diejenigen, die für die Frankfurter Firmengeschichte bedeutend sind. Sie verzeichnete den Bestand 1956 auf Karteikarten. Die Karteikartenerschließung Schirrmachers ist Anfang der 1990er Jahre durch ABM-Kräfte in die Archivdatenbank übertragen worden. Dabei sind Eingabefehler gemacht worden. Im Jahr 2021 ist die Erschließung von Dr. Denny Becker überarbeitet worden. Klassifikation, Titel und Enthältvermerke sind größtenteils neu gebildet, Verweise als solche kenntlich gemacht worden.
Frankfurt (Oder), im August 2021
Dr. Denny Becker
(Wissenschaftlicher Archivar)
Zitierweise: Bestandsnummer zzgl. Archivaliensignatur, bspw.: StAFF 1-502 BA I Tit. 29 Nr. 1
Schriftgut, 1 lfd. Meter = 79 AE, 84 VE
Bestand
Angaben zum entzogenen Vermögen
Sonstige Angaben
BZK-Nr.
Die Bundeszentralkartei (BZK) ist das zentrale Register des Bundes und der Länder zu den durchgeführten Entschädigungsverfahren. Bei der Aufnahme eines Verfahrens in die BZK wurde zur eindeutigen Identifizierung eine Nummer vergeben. Diese BZK-Nummer bezieht sich nicht auf eine Person, sondern auf ein Entschädigungsverfahren: Hat eine Person mehrere Ansprüche geltend gemacht (z.B. für sich selbst und für Angehörige), liegt im Normalfall für jedes Verfahren eine eigene BZK-Nummer vor. Häufig wurde als BZK-Nr. schlicht das Aktenzeichen der jeweiligen Entschädigungsbehörde übernommen.
Diese Nummer ist für eine Anfrage im entsprechenden Archiv wichtig.
Diese Nummer ist für eine Anfrage im entsprechenden Archiv wichtig.
Delikt nach NS-Justiz
Handlungen, die im Nationalsozialismus überhaupt erst kriminalisiert wurden (z.B. Heimtückegesetz, "Judenbegünstigung") oder die die NS-Justiz in verschärftem Maß verfolgte (z.B. Hochverrat).
Verfolgungsgrund
Die hier angegebenen Gründe orientieren sich am Wortlaut der in den Quellen genannten Verfolgungsgründe.
Rolle im Verfahren
„Verfolgte Person“ meint eine Person, die einen Entschädigungsanspruch für einen Schaden durch NS-Verfolgung geltend machte. Wenn der Antrag nicht von der verfolgten Person selbst, sondern von einer anderen Person gestellt wurde, so wird diese als „antragstellend“ angegeben und ihre Beziehung zur verfolgten Person, soweit vorhanden, vermerkt. In den Quellen wird die verfolgte Person mitunter als „Geschädigter“, die antragstellende Person als „Anspruchsberechtigter“ bezeichnet.
Suche im Archivportal-D
Weitere Archivalien zu dieser Person über die Wiedergutmachung hinaus können Sie eventuell im Archivportal-D finden.
Nähere Angaben zum Verfolgungsgrund
Ergänzende oder spezifischere Angaben zu Mitgliedschaft, Gruppenzugehörigkeit bzw. Gruppenzuschreibung, die Anlass für die Verfolgung war.
17.06.2025, 10:21 MESZ
Stadtarchiv Frankfurt (Oder)