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Vorwort: Abt. 6 Stadtverwaltung Worms nach 1945, Akten
Laufzeit: 1945 - 1999
Umfang (Stand 05.10.2023): Gesamtumfang 208 lfm (gut 9.000 Verzeichnungseinheiten) an zwei Standorten - davon 144 lfm (1141 Archivkartons) in 'Augias' verzeichnet + 164 lfm (328 Archivboxen) in Excel-Tabelle erfaßt - dazu Kartenschränke und Verwaltungsdruckschriiften
Vorbemerkung
Die Abt. 6 wurde im Sommer 2023 geschlossen und umfaßt im Wesentlichen die städtischen Akten bis 1999, zum Teil mit Laufzeit darüber hinaus. Akten der Zeit danach befinden sich in der neuen Abt. 8, wegen Schutzfristen noch nicht allgemein zugänglich. Viele Akten der Abt. 6 sind infolge archivgesetzlicher Schutzfristen und der allgemeinen 30-jährigen Benutzugssperre nicht bzw. nur auf Antrag einsehbar.
Zur Entwicklung der Wormser Stadtverwaltung seit 1945
Die Wormser Verwaltungsgeschichte der Zeit seit 1945 ist bislang noch nicht aufgearbeitet worden. Im April 1946 wurde die Dezernats- und Aufgabenverteilung der Stadtverwaltung von Oberbürgermeister Dr. Eckert im Amtsverkündigungsblatt für den Stadt- und Landkreis Worms (Nr. 16) veröffentlicht; er sah vier Dezernate vor. Erstmals umfassenden Einblick in den Stand der Entwicklung der Verwaltung gewährt der im Jahre 1956 erschienene 'Verwaltungsbericht der Stadt Worms für das Rechnungsjahr 1956', hg. v. Amt für Presse, Statistik und Wahlen der Stadt Worms, (390 S., masch). Daneben können die Arbeitsberichte der Ämter (vgl. Abt. 6 Nr. 1-45) für die Zeit bis in die 60er Jahre überliefert sind, zur Rekonstruktion der Verwaltungsgeschichte herangezogen werden.
Seit Ende der 60er Jahre wurden Bemühungen zur Einführung und Verbesserung von Organisationsplänen (Aufgabengliederungsplan, Verwaltungsgliederungsplan, Dezernatsverteilungsplan) gemäß den Empfehlungen der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung (KGst) unternommen. Zugleich begann die Einführung der EDV, zunächst (ab 1972) im Bereich des Einwohnermeldewesens.
Seit 1995 zeichnen sich tiefgreifende Veränderungen der Verwaltungsorganisation aufgrund von Reformbestrebungen und Neuorganisationen (Stichworte Budgetierung, 'Neues Steuerungsmodell') ab, deren Folgen für das Archiv zur Zeit ebenso wenig absehbar sind wie das immer weitere Vordringen der EDV. Im Jahre 1998 wurden die Ämter im Baudezernat einer Neuorganisation unterzogen. Gültig ist zur Zeit eine Aktenordnung aus dem Jahre 1978, der ein Verzeichnis der Aufbewahrungsfristen beigegeben ist.
Zum Überlieferungsstand
Gravierend sind die bei den Ämtern für die Jahre nach 1945 festzustellenden Überlieferungsverluste, die - etwa im Bereich der Bauverwaltung und des Sozialamtes - die Aufarbeitung ganzer Themenkomplexe der jüngeren Geschichte der Stadt vor kaum überwindliche Schwierigkeiten stellen. In den Jahren 1996/97 wurde versucht, möglichst systematisch alle noch vorhandenen archivwürdigen Unterlagen aus der Zeit nach 1945 zu sichten, zu bewerten und zu übernehmen sowie die Kontakte zur Verwaltung zu intensivieren (vgl. als Anlage die Übersicht zum Stand der Überlieferung und Aktenübernahmen Ende 1997).
Umfang und Verzeichnungsstand, Hinweise zur Benutzung des Findbuches
Die Abt. 6 wurde im Sommer 1999 einer umfassenden Neuordnung und Verzeichnung unterzogen, mit der sie in die hier beschriebene Form gebracht wurde. Teile der Abt. 6 sind dabei nach wie vor unverzeichnet; dies gilt u.a. für die noch der Sperrfrist unterliegenden personenbezogenen Unterlagen. Mit dieser Neuordnung wurden auch die Unterabteilungen R (Ratsprotokolle), A (Ausschüsse des Stadtrates) S (Satzungen) und U (Urkunden und Verträge der Stadt) eingerichtet bzw. diese Unterlagen von den eigentlichen Akten getrennt. Mit der Neuverzeichnung 1999 wurde für die Akten ein Numerus-Currens-System eingeführt (zu zitieren: Abt. 6 Nr. xxx). Die Gliederung der Abteilung 6 entspricht im wesentlichen dem Verwaltungsgliederungs-Muster-Plan der KGSt aus dem Jahre 1957. Die Struktur von Abteilung 6 ist aufgrund der stetig wechselnden Zuständigkeiten und der geringen Konstanz der Ämterstruktur insgesamt stärker aufgaben- als ämterorientiert.
Fettgedruckt findet sich die Aufgabe; darunter das betreffende Amt, ggf. mit Angaben zur Ämterstruktur und zur Überlieferungsproblematik. Anschließend finden sich Angaben zum vorhandenen Bestand bzw. zu den laut Organisationsplan vom jeweiligen Amt zu erfüllenden Aufgaben. Soweit vorhanden wurde dazu jeweils der derzeit gültige Aktenplan zugrundegelegt. Grundsätzlich sei darauf aufmerksam gemacht, daß gemäß der Satzung des Stadtarchivs die Nutzung von bzw. Einsichtnahme in Akten grundsätzlich erst nach einer Zeit von 30 Jahren nach Abschluß der jeweiligen Akte möglich ist. Ausnahmegenehmigungen werden unter bestimmten Voraussetzungen vom Leiter des Stadtarchivs erteilt. Im November 2010 erfolgte die Zusammenführung der bereits in Augias verzeichneten Einheiten mit den extern retrokonvertierten Word-Daten, so dass seither alle erschlossenen VE in der Datenbank recherchiert werden können.
Aktenplangruppe 64 Wohnungsamt
Zugang Dachbodenfund Rathaus Hagenstraße 2018/19 (Nr. 5020 bis 6645 NF = 699 VE = 105 Archivkartons, v.a. Akten Wohnungsamt 1945 bis 1956, auch Wohlfahrtwesen, Schulverwaltung)
Umfang der Übernahme insgesamt 699 Einheiten/Akten; im Umfang besonders herausstechend: Aktenplangruppe 64.02. Wohnraumerfassung/-zuweisung (straßenweise, v.a. 1945-1948): 409 straßenweise Akten, Rest v.a. weitere Akten Wohnungswesen, daneben auch Akten Wohlfahrtswesen und Schulverwaltung; die Übernahme umfasst 106 Archivkartons = Nr. 5020 bis 6645 NF = 13 lfm
von den 699 Akten entfallen im Aktenplan Abt. 6
- 634 VE auf das Wohnungswesen (64.1-4 Wohnungswesen)
- ca. 30 VE auf das Wohlfahrtswesen (v.a. 1945-1950) (50 - Sozialhilfe)
- gut 20 Schulwesen (40 - Schulverwaltung)
Verzeichnungsbeginn nach fotografisch dokumentierter Übernahme der Akten 22.2.2018 (vgl. dazu Aktennotiz mit Details zum Fund und seiner ersten Bearbeitung) und Zwischenlagerung im Dienstgebäude Adenauerring bis zum Abschluss der Erschließung in der Datenbank 15.03.2019 (überwiegend durch H. Martin Geyer); Akten durchweg stark verschmutzt und aufgrund ungünstiger Lagerungsbedingungen auf dem Dachboden seit 1958 zu trocken/rissig, aber im Wesentlichen ungestört. Nutzungsbeschränkungen durch Schutzfristen bestehen keine (Stand 18.3.2019).
Bemerkungen des bearbeitenden Archivars Herrn Martin Geyer zum Quellenwert und Auswertungsmöglichkeiten der Wohnungsakten (Stand 18.3.2019):
Die Akten des Wohnungsamtes Worms (Abt. 6 Nr. 6017 - 6643), die zusammen mit Akten des Sozialamtes und des Stadtschulamtes im Jahre 2018 (Zugangs-Nr. 6/2018) auf dem Dachboden des Rathauses an der Hagenstraße aufgefunden, so gut wie vollständig übernommen und anschließend verzeichnet wurden, bedeuten für die Zeit nach dem II. Weltkrieg, die in den Aktenbeständen der Stadtverwaltung in vielen Bereichen von Überlieferungsverlusten gekennzeichnet ist, eine wertvolle Ergänzung. Sie umfassen u.a. straßen- und hausnummernweise zusammengefasst die Wohnraumverwaltung von 1945 bis Ende der 1950er Jahre (Abt. 6017 - 6199, 6300 - 6399, 6500 - 6539, 6551 - 6643).
Dieser Teilbestand (Klassifikationsgruppe 64.02 Wohnraumerfassung/-zuweisung) besteht aus Einzelakten, die jeweils eine Straße oder (bei größerem Umfang) einen Abschnitt davon, zuweilen auch mehrere Straßen gleichen Anfangsbuchstabens betreffen, und darunter nach Hausnummern geordnet sind. Die Entstehung der Akten beruht ganz überwiegend auf der Initiative von Wohnungssuchenden und Mietern und folgen meist nachstehendem Grundschema:
- Antrag eines Wohnungssuchenden an das Wohnungsamt. Er ist häufig handschriftlich, beschreibt die meist desolate bisherige Wohnsituation und kann auch ärztliche Bescheinigungen oder Bestätigung der Notwendigkeit einer arbeitsplatznahen Wohnung seitens des Arbeitgebers enthalten.
Das Gesuch kann entweder allgemein gehalten sein und nur die Eigenschaften einer gewünschten Wohnung nennen oder sich auf eine bestimmte Wohnung richten, für die die Zusage eines Vermieters schon vorliegt. Auch ein Wohnungstausch oder Wohnungsringtausch kann vorgeschlagen werden.
In Formularen "Antrag auf Zuteilung einer Wohnung"/"Erfassung und Zuteilung von Wohnraum" - die allerdings oft auch nicht vorhanden sind - werden die für das Wohnungsamt wesentlichen Daten zusammengefasst. Für Auswärtige war die Erlangung einer Zuzugsgenehmigung nach Worms eine besondere Hürde, selbst wenn sie z. B. als Evakuierte oder Spätheimkehrer frühere Verbindungen nach Worms geltend machen konnten.
- Eine anderer, seltenerer Fall ist die Möglichkeit, dass das Wohnungsamt die Vergabe einer - etwa durch Aufhebung der Beschlagnahme durch die Besatzungsbehörde - freiwerdende Wohnung an einen Interessenten vorschlägt und der Wohnungskommission zur Entscheidung vorlegt. Auch Vermieter können freien Wohnraum anmelden.
- Zuweilen setzt der Vorgang auch mit einer Ortsbesichtigung des Wohnungsamtes ein, um einen gemeldeten Missstand (v.a. Unterbelegung) zu überprüfen. Erforderlich für eine Entscheidung des Wohnungsamtes war dann die Genehmigung durch den Wohnungsausschuss/die Wohnungskommission, von denen Akten in anderen Teilbeständen der Übernahme vorhanden sind.
- "Denunziation" betr. unterbelegtem Wohnraum (im Sinne der ab 1945 strikten Wohnraumbewirtschaftung) ist kaum dokumentiert, obwohl dies in manchen Fällen den Anstoß zur Ortsbesichtigung gegeben haben kann. Eher angebracht und viel häufiger erscheint der Ausdruck für die Behauptung der NS-Belastung, die immer wieder als ‚Kampfmittel' bzw. Argumentation gegen missliebige Wohnungskonkurrenten oder Mieter eingesetzt wird.
- Im Falle von Rechtsstreitigkeiten zwischen Wohnungsamt und Wohnungssuchenden wird zuerst der Stadtrechtsausschuss eingeschaltet, in Einzelfällen kommt es auch zu Beschwerden bis zum Regierungspräsidenten von Rheinhessen und bei der Landesregierung. Auch Vermieter können gegen die Zwangszuweisung von Mietern klagen. Vor allem unterhalb der juristischen Ebene sind vielfach Konflikte zwischen Hauseigentümern und (Zwangs-)Mietern erkennbar. Sie finden Ausdruck in Klagen über Eigenmächtigkeiten, Schikanen, Beschimpfungen und Bedrohungen.
- Ab Nr. 6519 bis Nr. 6628 wurde bei der Verzeichnung eine Serie angehängt, die sich äußerlich von den vorherigen Akten unterschied, indem sie nicht in roten Aktenumschlägen mit dem Aufdruck "Akten städt. Wohnungsamt Worms Betr. Haus …", sondern in braunen Umschlägen ohne Aufdruck vorgefunden wurden, in denen in getrennten Faszikeln jeweils die Akten zu mehreren Straßen enthalten waren. Ihre Laufzeit ist immer auf die Zeit bis 1950 beschränkt. Formulare für Anträge wurden kaum benutzt. Die Vorgänge zu den einzelnen Hausnummern sind nicht erkennbar voneinander abgetrennt, was teilweise bei der Verzeichnung nachgeholt wurde, zuweilen ist die Reihenfolge nicht korrekt. Von den Straßen her besteht allerdings keine Überschneidung mit der Hauptserie.
Ergänzende Bestände
Zur Ergänzung der im folgenden aufgeführten Bestände vgl. die Druckschriftensammlung (Augias-Biblio), die Sammlung der Karten und Pläne (Abt. 218) und die Plakatsammlung (Abt. 223). Weiteres Sammlungsmaterial befindet sich in Abt. 204 (Wormser Dokumentation/Sammlung).
An weiteren ergänzenden, originär kommunalen Beständen im Stadtarchiv sind für die Zeit nach 1945 zu erwähnen:
Abt. 11 Meldekarteien (ca. 1890 - 1965)
Abt. 12 Standesamt (1798 - 1995)
Abt. 16 Ernährungs-, Wirtschafts- und Landwirtschaftsamt (1939 - 1951)
Abt. 18 Bauordnungsamt (ca. 1860 - 1995)
Abt. 19 Ausgleichsamt (1950 - ca. 1978)
Abt. 20 Städtische Kulturinstitute (1879 - 1979)
Abt. 23 Stadttheater (1945 - 1956).
Lagerorte
in Augias verzeichneter Teil: 982 Archivkartons Magazin Raschi-Haus, 159 Archivkartons Magazin Folzstraße, alle 328 Archivboxen ebenfalls Folzstr.
Zitierhinweis: Abt. 6
Erschließungszustand, Umfang: erschlossener Teil seit Zusammenführung der Daten 11/2010 in Augias (3686 VE 12.3.2012) - KGSt-Aufgabengliederungsplan gültig; Erschließung 12/2010: 479 AK auf 53 lfm - 1.1.2013: 4104 VE, 31.7.2013: 4250 VE, 14.11.2013: 4400 VE