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C 11 - Evangelisches Mörike-Gymnasium Stuttgart (Bestand)
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Landeskirchliches Archiv Stuttgart (Archivtektonik) >> C - Bildungseinrichtungen und Seminare
1841-1975
Einleitung: Zur Geschichte des Mörike-Gymnasiums
Die Geschichte des Mörike-Gymnasiums lässt sich in 4 Abschnitte aufgliedern: 1. das Weidle'sche Töchterinstitut (1841-1873), 2. das Evangelische Töchterinstitut (1873-1937), 3. die Mörike Oberschule (1937-1948) und 4. das Mörike Gymnasium (ab 1948). Alle 4 Perioden sollen hier kurz mit Inhalt gefüllt werden, um die Überlieferung der Schule besser einordnen zu können.
Seit 1836 unterrichtete der Privatlehrer Friedrich Weidle die Töchter der Fabrikantenfamilie Reihlen [1], die in einer christlich, frommen Familie aufwuchsen. Bald stießen Mädchen aus dem Bekanntenkreis der Familie zum Unterricht hinzu, denn obwohl eine Privatlehranstalt in der Mitte des 19. Jahrhunderts nichts Außergewöhnliches darstellte, war das Interesse an qualitativ hochwertiger, evangelischer Bildung für Mädchen stark ausgeprägt. Weil die allgemeine Schulpflicht nicht über die Volksschule hinaus ging und in Stuttgart nur das Königliche Katharinenstift als höhere Bildungsanstalt für Mädchen angesehen werden durfte, erfuhr der Unterricht einen starken Zustrom. 1841 eröffnete das von der Stadtdirektion genehmigte Weidle'sche Töchterinstitut, so dass man 1856 auf 500 mit einer gewachsenen Schülerzahl das erste eigene Gebäude bezog. Die nach wie vor private Einrichtung stand jedoch von Beginn an unter staatlicher Beaufsichtigung. Die Abteilung des Ministeriums für Kirchen- und Schulwesen - später Kultministerium - für höhere Schulen übte die unmittelbare Aufsicht über die Schule aus. Somit war die Ministerialabteilung für Personalfragen, Schulvorschriften aber auch für das grobe Gerüst der Lehrinhalte verantwortlich.
Mit der Gründung der Aktiengesellschaft 1873 begann der Schulabschnitt des Evangelischen Töchterinstituts. Durch die Aktiengesellschaft und mit Hilfe von städtischen (ab 1871) und staatlichen (ab 1877) Zuschüssen war die Finanzierung der Schule stabilisiert. Das Institut und dessen Ansehen wuchsen rasch, die christliche Erziehung und das betont auf Mädchen zugeschnittene Bildungsangebot - evangelische Religion, naturwissenschaftliche Fächer, Fremdsprachen und auch hauswirtschaftlicher Unterricht - entsprachen dem Zeitgeist.
1906 wurde nach der Streichung der städtischen Zuschüsse (1903) eine Schulstiftung aufgebaut, wobei mit Hilfe von Spenden die Schulfinanzierung unterstützt wurde; nach und nach übernahm die Schulstiftung sämtliche Anteile der bestehenden Aktiengesellschaft, wurde also Eigentümer der Schule. Der Erste Weltkrieg brachte bis auf durch Kohlemangel verursachten Unterrichtsausfall bzw. -verkürzung im Winter keine erheblichen Einschnitte. Mit den Frauenschulklassen ging man seit Beginn des 20. Jahrhunderts dem Bedürfnis für hauswirtschaftliche Abschlussklassen nach. 1929 konnte der dringend notwendige Neubau in der Arminstraße, welcher bis heute Schulsitz ist, als ein Zeugnis moderner Schularchitektur, bezogen werden. Im Jahr 1932 kaufte man die 1908 gegründete Reformschule Heidehof.
Mit der Übernahme erstens der Lehrer in den Staatsdienst sowie zweitens der Schule im Zuge der "Vereinheitlichung des nationalsozialistischen Erziehungswesens" in das Eigentum der Stadt Stuttgart im Frühjahr 1937 setzte die dritte Etappe und gleichzeitig das vorläufige Ende der Eigenständigkeit der Schule ein; die Umbenennung in Mörike-Oberschule bildete den abschließenden Meilenstein dieser Phase der Umgestaltung. Im selben Jahr wurde die Heidehof-Schule in Uhland-Oberschule umbenannt; 1939, nach Beginn des Zweiten Weltkrieges, integrierte man die Uhland-Oberschule in die Mörike-Oberschule, um im Uhland-Schulgebäude ein Seuchenlazarett einzurichten. In der Zeit des Dritten Reiches konnte sich auch die Mörike-Oberschule eines Einflusses nicht entziehen, z.B. mussten alle Schülerinnen dem Bund Deutscher Mädel beitreten, doch insgesamt blieb die Schule ihren christlichen Werten treu. Außer der Zwangseinführung des Weltanschauungsunterrichtes veränderte sich der Unterrichtsplan weitestgehend nicht. Unterrichtsausfall, die Schulverlagerung in sichere Gegenden und weitere Entbehrungen prägten die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Obgleich das Schulgebäude durch Bombentreffer bei Luftangriffen auf die Stadt beschädigt wurde, blieb es von der völligen Zerstörung verschont, was als eine Ausnahme für eine Stuttgarter Schule hervorzuheben ist. Die Folge war, dass nach Beendigung des Krieges die Schulräume von anderen Schulen genutzt wurden und der Festsaal für viele Veranstaltungen, u.a. als feste Bühne für das Württembergische Staatstheater aufwartete. 1946 konnte die Schule die Gebäude von der Stadt zurück erwerben und auch die Schulstiftung wurde wieder als juristische Person des Privatrechts gegründet.
Die Umbenennung der Uhland-Oberschule zum Evangelischen Heidehof-Gymnasium 1948 und der Mörike-Oberschule in Evangelisches Mörike-Gymnasium 1954 leitete die bis heute anhaltende Schuletappe des Gymnasiums ein.
Bereits seit 1952 zählte das Mörike-Gymnasium zu einer anerkannten Vollanstalt, d.h. es hatte die Berechtigung zum Abhalten von Reifeprüfungen. Mit der Eröffnung des Tagesheimes 1967 betrat die Schule neues Terrain, doch die Ganztagesbetreuung wurde von den Eltern dankend angenommen.
Die vorliegende Überlieferung endet circa 1970-1972, so dass sich alle neueren Entwicklungen, wie die Einführung des koedukativen Unterrichts, erst in der nächsten Registraturschicht abzeichnen werden.
[1] Die Mutter der Kinder, Charlotte Reihlen, ist als Vertreterin des Pietismus im 19. Jahrhundert für Stuttgart hervorzuheben. Auf ihr Engagement gehen verschiedenste Gründungen von Glaubenseinrichtungen zurück, z.B. das Diakonissenmutterhaus, aber auch der Bibelverein.
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Zur Bestandsgeschichte
Der Bestand des Archivs des Mörike-Gymnasiums wurde zu Beginn der 1990er Jahre dem Landeskirchlichen Archiv übergeben, wobei es zu keinem schriftlichen Kontakt zwischen dem Archiv und der Schule kam. Im Rahmen der Abschlussarbeit für die Ausbildung zum gehobenen Archivdienst von Maxi Sophie Eichhorn wurde der Bestand im Juli-August 2005 nach den Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätzen der württembergischen Landeskirche[1] mit Hilfe des Verzeichnungsprogramms Faust 3 bearbeitet.
Nach welchem Prinzip Akten für die Abgabe bereitgestellt wurden, bleibt aufgrund des mangelnden schriftlichen Kontakts leider ungeklärt, genau wie die Vermutung, dass sich eventuell vor Ort noch Archivalien befinden.
Dem Archiv übergab man 13 Kartons und einiges loses Material. Um eine Struktur herzustellen, wurde das Material grob vorgeordnet. Während dieser Arbeit stellte sich heraus, dass drei Registraturschichten der Überlieferung zu Grunde liegen. Der erste Abschnitt stellt die frühe Überlieferung seit der Gründung der Schule dar, hier ordnete man die Registratur nach persönlichem Verstand meist nach Sachbetreffen oder Korrespondenzpartnern. Dem gegenüber wurde in der zweiten Phase ab 1912 die Registratur auf Grundlage eines Registraturplanes[2] geführt (die Registraturnummern sind als Vorsignatur im Findbuch wiedergegeben), der dritte Überlieferungsteil hatte die äußere Form einer Hängeregistratur und setzt ca. 1954, ebenfalls auf der Grundlage des Registraturplanes von 1912, mit der Umgestaltung der Schule in ein Gymnasium ein. Der Überlieferungsschnitt ist circa 1970-1972 mit der Einführung eines Einheitsaktenplans des Kultusministeriums[3] anzusiedeln.
Die verschiedenen Registraturschichten sind heute für die früheste Phase an den handbeschriebenen Aktenumschlägen erkennbar, für den zweiten Abschnitt sind handbeschriebene Umschläge mit aufgeführten Aktenzeichen charakteristisch. Für den Abschnitt, in dem die Schule im städtischen Eigentum war, gibt es kaum Aktenüberlieferung, die Verreichlichung von Schulen ist an diesem Bestand nicht ablesbar. Von 1954 an führte man eine Hängeregistratur, die anhand der Aktenzeichen und von Aktenstichworten geordnet wurde, was sich an den Akten nach der Bearbeitung nicht mehr ablesen lässt. Im Bestand kann man die verschiedenen Registraturschichten anhand der Aktenlaufzeit sowie der im Vorsignaturenfeld angegebenen Aktenzeichen erkennen. Die Registraturschichten spiegeln sich ebenfalls in einer laufenden Ausdifferenzierung, also einer Zunahme an Aktentiteln wieder. Da jedoch die Schichten bei der Verzeichnung inhaltlich zusammengeführt wurden, stellen sich im Bestand die Registraturphasen vermischt dar.
Nach der Vorordnung konnte nach inhaltlichen Kriterien eine Klassifikation erstellt werden, um anschließend das Material den Klassifikationspunkten nach zu ordnen und zu verzeichnen. Eine Trennung nach Archivaliengattungen wurde dabei nicht vorgenommen. Bei der Verzeichnung mussten allerdings einige Einheiten anders als ursprünglich vorgesehen zugeteilt werden, so dass eine Differenz von Ordnungs- und Bestellnummer zu Stande kam (Konkordanz beachten). Im Zuge der Verzeichnung wurden Dubletten und circa ein halber Meter Archivgut nicht bleibenden Wertes nach der geltenden Archivordnung kassiert, allerdings verblieben viele Generalia-Akten der vorgesetzten Behörden im Bestand, da sich im Landeskirchlichen Archiv kein weiterer Schulbestand befindet, des weiteren nahm man dabei auf die Zerstörung einiger Behörden (u.a. des Kultusministeriums 1945) im Zweiten Weltkrieg Rücksicht, wodurch somit evt. eine Ersatzüberlieferung gebildet werden kann.
Die Archivordnung war auch die Grundlage für die Vergabe von Sperrfristen, welche auch für Aktenteile verhängt wurden. Vier Akten des Evangelischen Schulbundes wurden dem Bestand als Fremdprovenienz ausgegliedert. Im Zuge der Verzeichnung wandelte man veraltete Begriffe in moderne Lexik um oder erklärte das Wort zumindest.
Als inhaltliche Schwerpunkte wären die in den statistischen Bereich einzuordnenden Schülerinnen- bzw. Klassenlisten, aber auch die Klassifikationspunkte 2.2. Schüler und 2.6. Lehrer zu nennen. Als Besonderheit hervorzuheben wären u.a. die Aufzeichnungen zur Schulchronik (Bestell-Nr. 26) und die Unterlagen der Schulstiftung (Bestell-Nr. 2-4, 26, 31, 241, 242), also der Finanzierung der Schule durch Spenden.
Anhand des Schularchivs des Mörike Gymnasiums lässt sich nicht nur die Entwicklung der Mädchenbildung und die Entstehung des Mädchenschulwesens ablesen, sowohl stadtgeschichtlich (Welche Eltern schickten ihre Töchter an das Töchterinstitut? Führten Töchter diese Tradition fort?) als auch sozialgeschichtlich (Wie veränderten sich die Unterrichtsinhalte? Kann man bestimmte soziale Klassenzugehörigkeiten bei den Schülerinnen wieder finden? Kann man Aussagen zum Verhältnis Lehrer/Schüler treffen?) bietet dieser Bestand reizvolle Quellen. Der Überlieferungsschwerpunkt ist eindeutig in das 20. Jahrhundert zu datieren, obgleich als Auswirkung der Periode in der die Schule städtisches Eigentum war (1937-1954), eine überlieferungsschwache Zeit abzeichnet (Auskunft über städtische Überlieferung: siehe unten angeführte Tabelle).
Die Fotos (10 Stück, 2 Fotoalben) wie auch die Plakate (7 Stück) sind beim Bestand verzeichnet, lagern aber bei den entsprechenden Sammlungen; das Bibliotheksgut (1,5 m), vorwiegend Zeitschriften aber auch das Amtsblatt des Kultusministeriums, wurden an die Zentralbibliothek des Oberkirchenrates abgegeben.
Der Erhaltungszustand lässt sich bis auf ausgefranste Ränder, abgelöste Buchrücken und Tintenfraß bei den Kopiebüchern (Bestell-Nr. 22, 23) als gut bezeichnen.
Der Bestand umfasst nun circa 4,5 laufende Meter und wurde, entmetallisiert sowie in säurefreies Material verpackt, ins Magazin verbracht.
[1] Archivordnung für die Evangelische Landeskirche in Württemberg, in: Amtsblatt der Evangelischen Landeskirche Württemberg. Hrsg. Evangelischer Oberkirchenrat Stuttgart. Stuttgart Bd. 53, Nr. 20, 29. Juni 1989.
[2] Registraturordnung für höhere Schulen, in: Amtsblatt des Königlich Württembergischen Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens. Stuttgart, 5. Jahrgang, 1912, S. 420 ff. (Registraturplan als Anlage vorhanden).
[3] Siehe Amtsblatt des Kultusministeriums 1970, S. 420-421; desgl. von 1972, S. 1103-1104.
242 Verzeichnungseinheiten, 4,5 lfd. m
Bestand
Landeskirchliches Archiv Stuttgart (LKAS), A 29, Nr. 4348
Landeskirchliches Archiv Stuttgart (LKAS), A 129, Nr. 130ff.
Landeskirchliches Archiv Stuttgart (LKAS), Nachlass Friedrich Weidle
Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (LA BW HStAS), E 200/E 200b und E 201a
Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Ludwigsburg (LA BW StAL), E 202, E 203 I und E 203 IV
Stadtarchiv Stuttgart, Schulverwaltung der Stadt ab 1954
Das Evangelische Mörike-Gymnasium, Festschrift zur Einweihung des Neubaus 1978. Stuttgart 1978
Vom Töchterinstitut zum Gymnasium, 1841-1991: Ein Schulbuch. Hrsg. Evangelisches Mörike-Gymnasium Stuttgart. Stuttgart 1991
Karl Daiber, Charlotte Reihlen, Mitbegründerin der Evangelischen Diakonissenanstalt Stuttgart, Stuttgart 1997
Registraturordnung für die höheren Schulen (1912), in: Amtsblatt des Königlichen Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens, 5. Jahrgang 1912