Geschichte: Im März 1933 wurde das Konzentrationslager (KZ) im Schloss Colditz eingerichtet. Bereits im August 1934 erfolgte die Auflösung des Lagers. Die ca. 2.500 Gefangenen wurden zumeist in das KZ Sachsenburg überführt.
Weitere Angaben siehe 2.3.3.5 Haftanstalten.
Inhalt: Namensverzeichnis der Inhaftierten.
Ausführliche Einleitung: Das Konzentrationslager Colditz wurde im März 1933 als "Verwahrungsanstalt" in der bisherigen "Landeskorrektionsanstalt", einem Teil des Schlosses Colditz, eingerichtet. Die ersten Gefangenen trafen am 21. März in Colditz ein. Durch die am 19. April 1933 vom Sächsischen Landeskriminalamt (Schutzhaftzentrale) erlassenen "Vorläufigen Bestimmungen über die Errichtung und Verwaltung von Konzentrationslagern und Arbeitsdienstlagern" gehörte die "Landesanstalt Colditz" neben den Gefangenenanstalten Dresden, Zwickau, Leipzig und dem Gerichtsgefängnis Altenberg ausdrücklich zu den Konzentrationslagern.
Als Arbeitsdienstlager wurden die Burg Hohnstein (vorwiegend für Jugendliche), Königstein, Schloss Hainewalde bei Zittau, das Heim Stenz bei Königsbrück, Plaue-Bernsdorf bei Flöha, Hainichen (Amtshauptmannschaft Döbeln) und Sachsenburg (Amtshauptmannschaft Flöha) eingruppiert. Colditz und Hainichen waren die für den Bezirk der Kreishauptmannschaft Leipzig zuständigen Einrichtungen. Konzentrations- und Arbeitsdienstlager waren zunächst der Oberaufsicht des Landeskriminalamtes unterstellt. Hinsichtlich Bewachung und Bewirtschaftung unterstanden die Lager der zuständigen Amtshauptmannschaft bzw. der staatlichen Polizeibehörde, in den bezirksfreien und den der Kreishauptmannschaft unmittelbar unterstellten Städten dem jeweiligen Stadtrat.
[01]
Auf Drängen der Kreishauptmannschaft bewilligte das Ministerium des Innern Mitte April 1933 die Aufnahme weiterer 600 Häftlinge in Colditz.
[02] Am 08. Januar 1934 wies die Schutzhaftzentrale des Landeskriminalamtes an, keine Schutzhäftlinge mehr in das Lager Colditz einzuweisen, da es Mitte Januar 1934 aufgelöst werden sollte. Dennoch bestand die "Verwahrungsanstalt" weiter fort. Am 12. April 1934 erging ein Erlass des Reichsinnenministers, durch den die Handhabung der Schutzhaft im gesamten Reichsgebiet vereinheitlicht wurde.
[03] Er legte die Zuständigkeit der die Schutzhaft anordnenden Behörden fest. Im Juni 1934 erfolgte die Errichtung der "Inspektion der Konzentrationslager", wodurch die Kontrolle über die Konzentrationslager auf die SS überging. Neue Häftlinge kamen bis zum 25. Juli 1934, der letzte verließ Colditz am 15. August 1934. Der überwiegende Teil der Schutzhäftlinge wurde in das Konzentrationslager Sachsenburg überführt.
Erhalten ist von der Registratur des Lagers lediglich ein Namensverzeichnis der Inhaftierten. Es gelangte im Rahmen der Beständebereinigung Ende 1999 aus dem Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden zuständigkeitshalber ins Staatsarchiv Leipzig. Das "Hauptbuch" verzeichnet für den Zeitraum vom 24. März 1933 bis zum 15. August 1934 (nachträglich wurden die am 21.März 1933 aufgenommenen Personen eingetragen) insgesamt die Namen von 2432 Häftlingen.
Literatur:
Bräuer, Albert Peter, Schloss Colditz, Leipzig.
Bräuer, Albert Peter, Colditz – Stadt und Land, Colditz, 1988.
Colditzer Schlossgeschichten. Die Geschichte des Oflag IV C in Colditz nach dem Tagebuch des Georg Martin Schädlich. Hg. v. Thomas Schädlich, Colditz 1992.
Naumann, Horst, Zur Geschichte des Colditzer Schlosses. In: 700 Jahre Stadt Colditz, Colditz 1965, S. 129 - 147.
Priemer, Rudolf / Stadler, Wolfgang, Colditz, Beucha, 1993.
Stadler, Wolfgang, Colditzer Geschichten 1265 - 1990. 725 Jahre Stadt Colditz, Colditz, 1989.
Tuchel, Johannes, Herrschaftssicherung und Terror. Zur Funktion und Wirkung nationalsozialistischer Konzentrationslage 1933 – 1934, Berlin, 1983.
Tuchel, Johannes, Die Inspektion der Konzentrationslager 1938 – 1945, Berlin, 1994.
Wilhelm, Friedrich, Die Polizei im NS-Staat. Die Geschichte ihrer Organisation im Überblick, Paderborn, München, Zürich, Wien, 1999.
[01] StA-L, 20028 Amtshauptmannschaft Leipzig, Nr. 1752, Bl. 180 ff.
[02] Ebenda, Bl. 173.
[03] Wilhelm, Friedrich, Die Polizei im SS-Staat, Paderborn, 1999, S. 58.