Auf unserer Webseite werden neben den technisch erforderlichen Cookies noch Cookies zur statistischen Auswertung gesetzt. Sie können die Website auch ohne diese Cookies nutzen. Durch Klicken auf „Ich stimme zu“ erklären Sie sich einverstanden, dass wir Cookies zu Analyse-Zwecken setzen. Sie können Ihre Cookie-Einstellungen hier einsehen und ändern.
Generalstab der Luftwaffe / Oberkommandos der Luftwaffe
Süd und Nord (Bestand)
Anmelden
Um Merklisten nutzen zu können, müssen Sie sich zunächst anmelden.
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Militär >> Reichswehr und Wehrmacht 1919 bis 1945/1946 >> Luftwaffe >> Spitzenbehörden
1945
Bearbeitungshinweis: Im April 1945 bildete der Generalstab der Luftwaffe zwei Führungsstäbe mit den Bezeichnungen OKL Süd und Nord.
Bestandsbeschreibung: Unter dem Eindruck des bevorstehenden Einmarsches der sowjetischen und britisch-amerikanischen Armee und der dadurch zu erwartenden Zweiteilung des Reichsgebietes teilte sich der Wehrmachtsführungsstab am 20. April 1944 auf Weisung Hitlers in einen nördlichen und einen südlichen Teil. Oberbefehlshaber im Nordraum wurde Großadmiral Dönitz, im Südraum hatte Generalfeldmarschall Kesselring den Oberbefehl.
In Anlehnung an diese Aufteilung der gesamten Wehrmachtsführung wurde auch die Führung der Luftwaffe in zwei Führungsstäbe mit den Bezeichnungen Luftwaffenführungsstab Nord und Süd aufgeteilt. Die Masse der Dienststellen der Luftwaffe wurde in den Südraum verlegt.
Die meisten Dienststellen des Oberkommandos der Luftwaffe und des Reichsministers der Luftfahrt wurden im April 1945 aufgelöst; die Verbindung zwischen den einzelnen Dienststellen und Verbänden wurde schwierig bis unmöglich - im Prinzip war die deutsche Luftwaffe nicht mehr existent und ihr Oberkommando bestand nur noch als Rumpfstab. An dessen Spitze stand der Oberbefehlshaber der Luftwaffe Generalfeldmarschall von Greim, dem der Chef des Generalstabs General Koller unterstellt war. Diesem wiederum waren die Dienststellen des Generalquartiermeisters (Generalleutnant von Criegern) mit nachgeordneten Stellen, des Generalnachrichtenführers (General Martini), des Chefintendanten (Generaloberst Plagemann), des Luftwaffenpersonalamtes unter General Meister sowie der Luftwaffenführungsstäbe Nord und Süd untergeordnet.
Oberbefehlshaber des Führungsstabs Nord wurde der bisherige Chef des Luftwaffenführungsstabes Generalmajor Christian. Der in Flensburg befindliche Führungsstab Nord bestand nur noch aus einer Abteilung unter dem Befehl von Oberstleutnant Panitzki, die sich aus sechs Gruppen zusammensetzte: Fliegende Verbände, Bodenorganisationen, die Flakartillerie, Luftnachrichtentruppen, Sanitätsdienst und Verwaltung sowie Nachschub- und Versorgungsdienste. Auf Befehl der Alliierten wurde am 19. Mai 1945 der Luftwaffenführungsstab Nord in Luftwaffenverbindungsstab Nord umbenannt. (Boog 1982, BArch, E 3366, RL-2/772)
Der in Thumersbach und Zell am See stationierte Luftwaffenführungsstab Süd wurde unter den Befehl von Generalmajor Schulz gestellt. Er gliederte sich folgendermaßen auf (Stand: 3. Mai 1945):
Chef des Generalstabes
Chef des luftwaffenführungsstabes
Luftwaffenführungsstab Ia
Unterabteilung Ia Flieg
Unterabteilung Ia Flak
Wetterwarte Führungsstab
I (Heer)
Verbindungsoffizier des Oberkommandos der Marine
Chef Wetterdienst
Luftwaffenführungsstab Ic (5. Abteilung)
Generalquartiermeister
2., 9., 4., und 6. Abteilung
Abteilung Luftwaffenbodenorganisation
Chef des Kraftfahrwesens der Luftwaffe
Lufttransportchef der Wehrmacht
Chefintendant der Luftwaffe
Generalnachrichtenführer
Chef des Stabes
1., 2., 3., 4., 5. und 6. Abteilung
Chef des Luftwaffenpersonalamtes
(Quelle: BArch, RL 2-III/20, s.a. Boog 1982)
Zu den ihnen zugedachten Führungstätigkeiten kamen die Führungsstäbe Nord und Süd nicht mehr. Mit der Verhaftung von Großadmiral Dönitz am 23. Mai 1945 hörte der Luftwaffenverbindungsstab Nord auf zu existieren. Der Führungsstab Süd bestand nach der Kapitulation und der Unterstellung aller Heeres- und Luftwaffenteile im Südraum unter den amerikanischen General Westphal am 19. Mai 1945 weiter bis zum Herbst 1945, allerdings ohne jegliche Befehlsbefugnisse und in Kriegsgefangenschaft. Dieses Rest-Oberkommando der Luftwaffe wurde als "Control-Party" beibehalten; die Hauptaufgabe der kriegsgefangenen Offiziere und Generäle bestand darin, sich für Auskünfte und Befragungen durch die Alliierten zur Verfügung zu halten.
Die Amerikaner nutzten diese Gelegenheit und erlangten mit den Berichten und Aussagen hochrangiger deutscher Offiziere neben dem beschlagnahmten Aktenmaterial an weitere wichtige Quellen zur Kriegsgeschichte. Die schon länger vorbereitet Absicht, Aktenmaterial sowie Vernehmungen und Berichte deutscher Soldaten für historische Studien zu verwenden, wurde umgesetzt. Schon bei den Vernehmungen hochrangiger deutscher Wehrmachtsmitglieder, die Auskünfte über Struktur, Aufbau, Organisation, Einsatz und Taktik der Wehrmacht erteilen mussten, waren Historiker zugegen, die durch das so zu erlangende Quellenmaterial auf eine gute Ausgangslage zur militärgeschichtlichen Erforschung des 2. Weltkriegs hofften. Im Juni/Juli 1945 wurde von Historikern die Einrichtung einer Dienststelle zur Aufstellung eines Programms zur Sammlung der Aussagen deutscher Offiziere angeregt. Das Projekt wurde ab Januar 1946 durch die Gründung der Operational History (German section) durch die Historical Division vorangetrieben: Unter der Leitung von Oberst Potter wurde eine Auswahl von 300 älteren Offizieren gebildet, die sich freiwillig zur Zusammenarbeit in dem Projekt erklärten. Neben Befragungen wurden sie auch um die Anfertigung von Berichten und Ausarbeitungen über bestimmte Fachgebiete und Themen gebeten. Das Projekt bestand bis Juni 1948, über 1000 Manuskripte zur Organisation und Kriegsführung der deutschen Wehrmacht entstanden in diesem Zeitraum, in kleinerem Rahmen lief das Projekt noch weiter bis 1961. (Burdick 1971)
Inhaltliche Charakterisierung: Außer einigen wenigen Unterlagen des Luftwaffenführungsstabs Nord zu Personal- und Quartiermeisterangelegenheiten, zur Dislozierung der Flakeinheiten im Nordraum einschließlich Dänemark und Norwegen und zur Kapitulation sind nur Aktensplitter des Führungsstabs Süd ins Bundesarchiv gelangt. Mit ihnen vereinigt wurden die für amerikanischen Streitkräfte aus dem Gedächtnis gefertigte Ausarbeitungen. Sie dokumentieren vor allem den Einfluß des OKW auf die Luftwaffe und deren Zusammenarbeit mit dem Heer, Aufgaben und Entwicklung einzelner Dienststellen der Luftwaffenführung sowie Fragen der Ausbildung, Technik, Rüstung, Taktik des Nachrichtenverbindungswesens und der Personalsteuerung. Diese beinhalten außer wenigen Unterlagen zur Demobilisierung einen umfangreichen Bestand an Ausarbeitungen über Aufbau, Organisation und materielle wie personelle Rüstung der Luftwaffe, die Zusammenarbeit von Luftwaffe und Heer und den Einfluss des OKW auf die Luftwaffe, die Entwicklung einzelner Dienststellen der Luftwaffenführung, das Nachrichtenverbindungswesen sowie zu Fragen der Ausbildung, Technik und Taktik. Diese Ausarbeitungen wurden von im Südraum gefangengenommenen höheren deutschen Offizieren für die US-Streitkräfte angefertigt.
Erschließungszustand: Teilfindbuch ca. 1970, in Baysy-S eingegeben
Vorarchivische Ordnung: Das zunächst von den Amerikanern verwaltete Schriftgut gelangte im Zuge der Aktenrückführungen an die Dokumentenzentrale des Militärgeschichtlichen Forschungsamts, von dem es an das Militärarchiv abgegeben wurde.
Umfang, Erläuterung: 226 AE
Zitierweise: BArch RL 2-VI/...
Generalstab der Luftwaffe / Oberkommandos der Luftwaffe Süd und Nord (OKL Süd und Nord), 1945-1945
231 Aufbewahrungseinheiten; 2,1 laufende Meter
Bestand
deutsch
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: ZA 1 Studiengruppe der US-Historical Division
RL 2-VI/212 Gliederung und personelle Zusammensetzung des Oberkommandos der Luftwaffe
RL 2-VI/188 Organigramm über Kriegsspitzengliederung der Luftwaffe
Literatur: Guides to German Records Microfilmed at Alexandria/Va. Washington 1958 ff., Bde. 13 u. 24
Boog, Horst: Die deutsche Luftwaffenführung 1935-1945, Stuttgart 1982
Burdick, Charles B.: Vom Schwert zur Feder. Deutsche Kriegsgefangene im Dienst der Vorbereitung der amerikanischen Kriegsgeschichtsschreibung über den Zweiten Weltkrieg, in: Militärgeschichtliche Mitteilungen 2/1971, S. 69-80.
Endres, Robert: Zum Verbleib der Luftwaffenakten beim Zusammenbruch 1945 und danach, in: Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): 50 Jahre Luftwaffen- und Luftkriegs-Geschichtsschreibung, Freiburg 1970, S. 25-31
Mehner, Kurt und Reinhard Teuber: Die deutsche Luftwaffe 1939-1945. Führung und Truppe, Norderstedt 1993 (Kriegsspitzengliederung und Stellenbesetzung)
Meyer, Georg: Zur Situation der deutschen militärischen Führungsschicht im Vorfeld des westdeutschen Verteidigungsbeitrages 1945-1950/51, in: Roland G. Foerster (Mitverf.): Anfänge westdeutscher Sicherheitspolitik 1945-1956. Bd. 1, Von der Kapitulation bis zum Pleven-Plan, München/Wien 1982, S. 577-736.