Auf unserer Webseite werden neben den technisch erforderlichen Cookies noch Cookies zur statistischen Auswertung gesetzt. Sie können die Website auch ohne diese Cookies nutzen. Durch Klicken auf „Ich stimme zu“ erklären Sie sich einverstanden, dass wir Cookies zu Analyse-Zwecken setzen. In unserer Datenschutzerklärung finden Sie weitere Informationen. Dort können Sie Ihre Cookie-Einstellungen jederzeit ändern.
F 9 - Evangelisches Dekanatamt Blaubeuren (Bestand)
Anmelden
Um Merklisten nutzen zu können, müssen Sie sich zunächst anmelden.
Landeskirchliches Archiv Stuttgart (Archivtektonik) >> F - Dekanatsarchive
1536-1993
Einleitung: ===== Ortsgeschichte und Ortskirchengeschichte =====
Die Geschichte und Entwicklung der Stadt Blaubeuren ist geprägt von der unmittelbaren Nachbarschaft zum 1085 durch Sigiboto von Ruck und den Grafen (später Pfalzgrafen) von Tübingen an den Blautopf verlegten Kloster. Neben dem Kloster entstand schnell eine umfangreiche Siedlung, die sich durch ihre Marktfunktion zu einem Zentrum der Gegend ausbildete. Noch im Laufe des 12. Jahrhunderts erhielt der entstandene Ort eine eigene Kirche, die der heutigen Stadtkirche vorausging. Zunächst wurde ihr das Patronat Petrus verliehen, später kam Paulus hinzu. 1182 wird ein Pfarrer mit seiner Gemeinde erstmals erwähnt. 1275 war der Ort Blaubeuren Dekanssitz. Seit dem 13. Jahrhundert versorgten die Stadtgeistlichen auch den benachbarten Ort Weiler, in dem sich im Spätmittelalter ein Franziskanerinnenkloster entwickelte. 1267 erscheint Blaubeuren urkundlich erstmals als „civitas“ - Stadt. 1359 wurde die Pfarrkirche dem Kloster inkorporiert, das aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage nach der Pest der Jahre 1347/49 seine Einkünfte zu verbessern suchte. Die Stadt wehrte sich vermutlich gegen diese Inkorporation, da es ihre Eigenständigkeit einschränkte und sie um ihre geistliche Betreuung besorgt war. 1362 stifteten Rat und Gemeinde eine Frühmesse in der Pfarrkirche auf den Altar zu Unser Lieben Frau. Aus dieser Zeit dürften die ältesten Teile der heutigen Stadtkirche stammen. Bis zum Wechsel zum 16. Jahrhundert wurden noch weitere Predigerstellen und Kaplaneien geschaffen. Am Vorabend der Reformation versahen sieben Geistliche, ein Pfarrer und sechs Kapläne den kirchlichen Dienst in der Stadt. Da Stadt und Herrschaft Blaubeuren seit 1447 württembergisch waren, wurde 1534 auch hier die Reformation durchgeführt. Als erster evangelischer Pfarrer amtierte der Ulmer Michael Rau. Im Sommer 1535 hörten die katholischen Gottesdienste ganz auf, 1536 verließ der katholische Konvent das Kloster. Nach der Interimszeit wurde 1556 der erste evangelische Spezialsuperintendent (Dekan) eingesetzt und das Kloster diente von nun an als evangelische Klosterschule.
Das Dekanat Blaubeuren gehört heute zur Prälatur Ulm. Es umfasst Pfarreien auf der Schwäbischen Alb, im Hochsträß und im Donautal. Somit gehören alte evangelische Orte in traditionell evangelischen Gebieten (z.B. auf der Blaubeurer Alb) ebenso zum Kirchenbezirk wie alte evangelische Orte in traditionell katholischen Gebieten (z.B. Rottenacker und Weilersteußlingen) und junge evangelische Gemeinden (z.B. Munderkingen und Ehingen).
===== Bestandsgeschichte und Bestandsbearbeitung =====
Das Archiv des evangelische Dekanatamts Blaubeuren enthält Akten des Dekanatamts und der beiden Stadtpfarrämter. Es wurde in drei Schritten geordnet und verzeichnet: 1954 bzw. 1961 durch Martin Brecht und Hans-Peter Köpf (Akten bis ca. 1945), 1994 bis 1996 durch Andreas Geiger (jüngere Ortsakten, ungebundene Akten des Zweiten Pfarramtes, Rechnungsakten) sowie 1997 durch die Sprengelarchivarin Dorothea Reuter (alle restlichen, noch nicht erfassten Akten bis 1966 und weitere Akten). Auf Wunsch der Evangelischen Kirchenpflege Blaubeuren wurden auch die Tagbücher verzeichnet. Um ein drittes Inventar zu vermeiden, wurde der Bestand vollständig mit Hilfe des Datenbankprogramms FAUST erfasst. Bis auf die jüngere Abteilung der Generalia (Kapitel II. 1 .3) wurde das bereits bearbeitete Material keiner neuen Verzeichnung und Kassation unterzogen, sondern nur mit den neuen Bestellnummern und Umfangsangaben versehen. Die Ordnung richtet sich dementsprechend nach den vorhandenen Archiv-Inventaren sowie den Registraturordnungen aus den Jahren 1901 und 1932, die für die gesamte Landeskirche eingeführt wurden. Die angegebenen Vorsignaturen/Aktenzeichen beziehen sich auf diese beiden Registraturordnungen. Wenige Faszikel der vorherigen Verzeichnungsarbeiten Wurden ganz aufgelöst (alte Inventarnummern 76d, 95a, 95c und 99). Drei Faszikel waren nicht mehr auffindbar (Liederheft 1954-1956, Ortsbeilagen zum Ev. Gemeindeblatt 1931-1939). Die Erfassung durch ein Datenbankprogramm ermöglichte es, einen umfangreichen Index zu erstellen, der den Zugriff auf das überlieferte Schriftgut erleichtern soll. Ferner wurde eine Konkordanz der alten Inventarnummern zu den neuen Bestellnummern erstellt.
Da eine sachgerechte Unterbringung des Archivguts in Blaubeuren nicht gewährleistet werden konnte, beschlossen Dekanatamt und Kirchenbezirk, das Archiv an das Landeskirchliche Archiv Stuttgart abzugeben. Es wird dort zentral verwahrt und verwaltet (vgl. hierzu Erlaß AZ 32.40 Nr. 7/5.4 vom 9. Februar 1998). Im Dekanatamt selbst befinden sich nur noch die zur laufenden Arbeit benötigten Protokollbände des Kirchengemeinderats und des Diözesan- bzw. Kirchenbezirksausschusses. Im Inventar wird jeweils darauf hingewiesen, welche Bände sich noch in Blaubeuren befinden.
Als Besonderheit ist zunächst auf die dekanatamtlichen Konzeptbücher zu verweisen. Auch die alten Visitationsakten finden eine fast lückenlose Fortsetzung bis ins 20. Jahrhundert. Weiterhin ist hinzuweisen auf das Vogteibuch (Nr. 282) sowie die „Memorabilien“ (Nr. 269), die von Andreas Geiger transkribiert und herausgegeben wurden*. Eine weitere Besonderheit und wichtige Entdeckung bildet die Ortsakte zu Bermaringen (Nr. 451), die Akten zur Reformation im Ort aus der Zeit von 1536 bis 1572 enthält.
Ulm, im April 1999 Dorothea Reuter
* Magister Jacob Friedrich Jung: Merckwürdigkeiten aus Blaubeuren und Umgebung 1733-1754. Blaubeuren 1998 (Andreas Geiger und Martin Knaus).
Einleitung: Die Geschichte und Entwicklung der Stadt Blaubeuren ist geprägt von der unmittelbaren Nachbarschaft zum 1085 durch Sigiboto von Ruck und den Grafen (später Pfalzgrafen) von Tübingen an den Blautopf verlegten Kloster. Neben dem Kloster entstand schnell eine umfangreiche Siedlung, die sich durch ihre Marktfunktion zu einem Zentrum der Gegend ausbildete. Noch im Laufe des 12. Jahrhunderts erhielt der entstandene Ort eine eigene Kirche, die der heutigen Stadtkirche vorausging. Zunächst wurde ihr das Patronat Petrus verliehen, später kam Paulus hinzu. 1182 wird ein Pfarrer mit seiner Gemeinde erstmals erwähnt. 1275 war der Ort Blaubeuren Dekanssitz. Seit dem 13. Jahrhundert versorgten die Stadtgeistlichen auch den benachbarten Ort Weiler, in dem sich im Spätmittelalter ein Franziskanerinnenkloster entwickelte. 1267 erscheint Blaubeuren urkundlich erstmals als ”civitas“ - Stadt. 1359 wurde die Pfarrkirche dem Kloster inkorporiert, das aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage nach der Pest der Jahre 1347/49 seine Einkünfte zu verbessern suchte. Die Stadt wehrte sich vermutlich gegen diese Inkorporation, da es ihre Eigenständigkeit einschränkte und sie um ihre geistliche Betreuung besorgt war. 1362 stifteten Rat und Gemeinde eine Frühmesse in der Pfarrkirche auf den Altar zu Unser Lieben Frau. Aus dieser Zeit dürften die ältesten Teile der heutigen Stadtkirche stammen. Bis zum Wechsel zum 16. Jahrhundert wurden noch weitere Predigerstellen und Kaplaneien geschaffen. Am Vorabend der Reformation versahen sieben Geistliche, ein Pfarrer und sechs Kapläne den kirchlichen Dienst in der Stadt. Da Stadt und Herrschaft Blaubeuren seit 1447 württembergisch waren, wurde 1534 auch hier die Reformation durchgeführt. Als erster evangelischer Pfarrer amtierte der Ulmer Michael Rau. Im Sommer 1535 hörten die katholischen Gottesdienste ganz auf, 1536 verließ der katholische Konvent das Kloster. Nach der Interimszeit wurde 1556 der erste evangelische Spezialsuperintendent (Dekan) eingesetzt und das Kloster diente von nun an als evangelische Klosterschule.
Das Dekanat Blaubeuren gehört heute zur Prälatur Ulm. Es umfasst Pfarreien auf der Schwäbischen Alb, im Hochsträß und im Donautal. Somit gehören alte evangelische Orte in traditionell evangelischen Gebieten (z.B. auf der Blaubeurer Alb) ebenso zum Kirchenbezirk wie alte evangelische Orte in traditionell katholischen Gebieten (z.B. Rottenacker und Weilersteußlingen) und junge evangelische Gemeinden (z.B. Munderkingen und Ehingen).
Das Archiv des evangelische Dekanatamts Blaubeuren enthält Akten des Dekanatamts und der beiden Stadtpfarrämter. Es wurde in drei Schritten geordnet und verzeichnet: 1954 bzw. 1961 durch Martin Brecht und Hans-Peter Köpf (Akten bis ca. 1945), 1994 bis 1996 durch Andreas Geiger (jüngere Ortsakten, ungebundene Akten des Zweiten Pfarramtes, Rechnungsakten) sowie 1997 durch die Sprengelarchivarin Dorothea Reuter (alle restlichen, noch nicht erfassten Akten bis 1966 und weitere Akten). Auf Wunsch der Evangelischen Kirchenpflege Blaubeuren wurden auch die Tagbücher verzeichnet. Um ein drittes Inventar zu vermeiden, wurde der Bestand vollständig mit Hilfe des Datenbankprogramms FAUST erfasst. Bis auf die jüngere Abteilung der Generalia (Kapitel II. 1 .3) wurde das bereits bearbeitete Material keiner neuen Verzeichnung und Kassation unterzogen, sondern nur mit den neuen Bestellnummern und Umfangsangaben versehen. Die Ordnung richtet sich dementsprechend nach den vorhandenen Archiv-Inventaren sowie den Registraturordnungen aus den Jahren 1901 und 1932, die für die gesamte Landeskirche eingeführt wurden. Die angegebenen Vorsignaturen/Aktenzeichen beziehen sich auf diese beiden Registraturordnungen. Wenige Faszikel der vorherigen Verzeichnungsarbeiten Wurden ganz aufgelöst (alte Inventarnummern 76d, 95a, 95c und 99). Drei Faszikel waren nicht mehr auffindbar (Liederheft 1954-1956, Ortsbeilagen zum Ev. Gemeindeblatt 1931-1939). Die Erfassung durch ein Datenbankprogramm ermöglichte es, einen umfangreichen Index zu erstellen, der den Zugriff auf das überlieferte Schriftgut erleichtern soll. Ferner wurde eine Konkordanz der alten Inventarnummern zu den neuen Bestellnummern erstellt.
Da eine sachgerechte Unterbringung des Archivguts in Blaubeuren nicht gewährleistet werden konnte, beschlossen Dekanatamt und Kirchenbezirk, das Archiv an das Landeskirchliche Archiv Stuttgart abzugeben. Es wird dort zentral verwahrt und verwaltet (vgl. hierzu Erlaß AZ 32.40 Nr. 7/5.4 vom 9. Februar 1998). Im Dekanatamt selbst befinden sich nur noch die zur laufenden Arbeit benötigten Protokollbände des Kirchengemeinderats und des Diözesan- bzw. Kirchenbezirksausschusses. Im Inventar wird jeweils darauf hingewiesen, welche Bände sich noch in Blaubeuren befinden.
Als Besonderheit ist zunächst auf die dekanatamtlichen Konzeptbücher zu verweisen. Auch die alten Visitationsakten finden eine fast lückenlose Fortsetzung bis ins 20. Jahrhundert. Weiterhin ist hinzuweisen auf das Vogteibuch (Nr. 282) sowie die ”Memorabilien“ (Nr. 269), die von Andreas Geiger transkribiert und herausgegeben wurden*. Eine weitere Besonderheit und wichtige Entdeckung bildet die Ortsakte zu Bermaringen (Nr. 451), die Akten zur Reformation im Ort aus der Zeit von 1536 bis 1572 enthält.
Ulm, im April 1999 Dorothea Reuter
* Magister Jacob Friedrich Jung: Merckwürdigkeiten aus Blaubeuren und Umgebung 1733-1754. Blaubeuren 1998 (Andreas Geiger und Martin Knaus).
19 lfd. m
Bestand
Blaubeuren. Die Entwicklung einer Siedlung in Südwestdeutschland. Hrsg. von Hansmartin Decker-Hauff und Immo Eberl im Auftrag der Stadt Blaubeuren. Sigmaringen 1986
Blaubeuren. In: Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg: Der Alb-Donau-Kreis, Band 1. Sigmaringen 1989, S. 597-697