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Register der Juden und Dissidenten Regierungsbezirk Detmold (Bestand)
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Dieser Bestand enthält Personenstandsregister der Juden im Regierungsbezirk Minden und im Fürstentum Lippe (heute zusammen: Regierungsbezirk Detmold) sowie dazu gehörige Zweitschriften, Belegakten und Beglaubigungsurkunden, außerdem einige Personenstandsregister von Dissidenten, d.h. von Angehörigen kleinerer christlicher Kultusgemeinden und konfessionsloser Personen.
Form und Inhalt: Das vorliegende Findbuch verzeichnet die Register der jüdischen
Personenstandsfälle im ehemaligen Regierungsbezirk Minden und im ehemaligen Fürstentum Lippe sowie dazu Zweitschriften, Protokollakten und Beglaubigungsurkunden, außerdem einige Personenstandsregister von Dissidenten, d.h. Angehörigen kleinerer christlicher Kultusgemeinden und konfessionsloser Personen. Der Bestand umfasst in der Regel den Zeitraum von 1808/10 bis 1874 (Regierungsbezirk Minden) bzw. 1875 (Lippe): frühere Jahreszahlen erklären sich aus nachträglich in die Register aufgenommene Geburtsangaben.
1. Lippe
In Lippe mussten nach einer Verordnung von 1809 (Landesverordnungen Bd. 5 S. 268ff.) alle Juden deutsche Familiennamen annehmen. Über ihre Personenstandsfälle wurden bei den Städten und Ämtern Register geführt. Mit Einführung des Personenstandsgesetzes für das Deutsche Reich am 01.01.1876 endeten diese Register (Reichsgesetz und lippische Ausführungsbestimmungen in Landesverordnungen Bd. 16, S. 415 ff.). Sie wurden später in das ehemalige Lippische Landesarchiv und von da an das Personenstandsarchiv Detmold (heute Landesarchiv NRW, Abtl. OWL) abgegeben.
2. Regierungsbezirk Minden
2.1 1808-1814
Das Gebiet des späteren Regierungsbezirks Minden wurde, als überwiegend preußisches Territorium, nach der preußischen Niederlage gegen Frankreich unter den Rheinbundstaaten Großherzogtum Berg (Herrschaft Rheda) und Königreich Westfalen aufgeteilt; Ende 1810 wurde fast ganz Nordwestdeutschland nördlich der Lippe vom Kaiserreich Frankreich annektiert, darunter auch fast das gesamte ehemalige Fürstentum Minden und ein Teil der Grafschaft Ravensberg. Somit unterlagen diese Gebiete im genannten Zeitraum französischen Personenstandsrecht. Im Königreich Westfalen wurden besondere Register für die Juden angelegt, die denen für Christen vollkommen glichen und von den Maires (Bürgermeistern) geführt wurden. Im Großherzogtum Berg gab es keine besonderen Register für Juden; deren Personenstandsfälle sind daher in den allgemeinen Zivilstandsregistern zu suchen.
2.2 1815-1822
Nach dem französischen Zusammenbruch 1814 ergriff Preußen wieder Besitz von seinen früheren Landesteilen und erhielt 1815/1818 auch noch die restlichen zum späteren Regierungsbezirk gehörigen Territorien. Im Bereich des Personenstandswesens wurden die Zivilstandsregister abgeschafft und durch Kirchenbuchduplikate ersetzt, die an die zuständigen Gerichts-behörden zur dauernden Aufbewahrung abgeliefert werden mussten. (Gesetzlg. f.d. königl. peuß. Staaten 1814, S. 95). Die Pfarrer (bzw. der Pfarrer der Hauptkirche eines Ortes) mussten nun besondere Register für die innerhalb ihrer Kirchengemeinde wohnenden Juden führen. Diese Register sollten als Beilage zu den christlichen Kirchenbüchern geführt werden, wurden aber häufig in die Register der Christen eingeheftet, so dass sie davon nicht mehr getrennt werden konnten. Im Findbuch wird in solchen Fällen auf die betr. Kirchenbuchduplikate hingewiesen. Personenstandsfälle jüdischer Familien aus Orten ohne Pfarrkirche sind also 1815-1822 in den Registern des zuständigen Pfarrsitzes zu suchen.
2.3 1822-1847
Im Jahre 1822 (Amtsblatt der Regierung Minden S. 116) wurde die in den östlichen preußischen Provinzen geltende Regelung übernommen: die unteren Verwaltungsbehörden (Landräte und Bürgermeister der kreisfreien Städte) wurden registerführende Stellen. Jährliche Abschriften waren bis 1827 an die Regierung in Minden abzuliefern, ab 1828 an die unteren Gerichtsbehörden (d.h. die Abschriften 1828-1847 sind Auszüge des zu einem Gerichtsbezirk gehörenden Teils eines Kreises; Gerichte mit kreisüberschreitenden Bezirken erhielten je einen Auszug pro Kreisteil). Für Nachforschungen in den Originalregistern ist daher in diesem Zeitabschnitt die Kreiszugehörigkeit des Wohnortes, bei den Abschriften dagegen die Zuordnung zu einem Kreisgericht maßgebend.
2.4 1847-1874
1847 wurden die unteren Gerichtsbehörden selber registerführende Stellen, verwahrten nunmehr also die Originale und mussten ihrerseits Abschriften an das Oberlandesgericht Paderborn abliefern (Gesetzlg. f. d. kgl. preuß. Staaten 1847,
S. 265 ff.; Justizministerialbl. f. d. preuß. Gesetzgebung 9, 1847, S. 233). Von dieser Zeit an ist also das für den Wohnsitz einer jüdischen Familie zuständige Kreis- bzw. Stadtgericht zu ermitteln (außerdem wurden Judenregister in Borgentreich, Dringenberg und Lichtenau geführt, wohl weil diese Orte zeitweise Nebenstellen von Kreisgerichten waren).
2.5 Dissidenten
Dissidenten wurden diejenigen genannt, die einer anderen Religionsgemeinschaft als der katholischen, lutherischen oder reformierten angehörten oder aus der Kirche ausgetreten waren. 1818 wurden den Quäkern vorgeschrieben, ihre Personenstandsveränderungen dem jeweiligen Ortspfarrer anzuzeigen, der sie wie die Beurkundungen der Juden den Kirchenbüchern als Anlage beifügen sollte (Amtsbl. S. 348 ff.).
Ab 1847 wurden die Dissidentenregister genau wie die Personenstandsregister der Juden bei den Gerichten geführt (Gesetzslg. f. d. kgl. preuß. Staaten 1847, S. 125 ff.; Justizministerialblatt f. d. preuß. Gesetzgebung 9, 1847, S. 136); für den Bereich der Stadt Minden bestand jedoch ein besonderes Quäker-Register.
Am 01.10.1874 wurden in Preußen die Standesämter eingerichtet; mit dem 30.09.1874 enden somit die vorgenannten Register im Regierungsbezirk Minden (Gesetzlg. f d. kgl. preuß. Staaten 1874, S. 95 ff.). Darüber hinausgehende Laufzeiten haben ihre Ursache in Auskunftserteilung aus den Akten/Registern.
Das neue Findbuch P 2 ersetzt die ältere Verzeichnung der Juden- und Dissidentenregister im Regierungsbezirk Detmold, die den 2. Teil des Findbuchs "Personenstandsregister" bildete.
Das Vorwort verfasste Herr Schwinger.
Detmold, im November 1988
gez. Hamann
Nachtrag 2015
Für die Anbindung der Digitalisate musste die Struktur des Bestandes in VERA grundlegend überarbeitet werden. Waren bisher Signaturen mehrfach vergeben worden, um ein Register, in dem mehrere Orte genannt werden, an verschiedenen Stellen der Klassifikation für alle Orte ablegen zu können, so darf nun eine Verzeichnungseinheit nur an einer Stelle der Klassifikation erscheinen. Daher ist bei einer Recherche nach Orten unbedingt die Volltextsuche vorzunehmen. Die Klassifikation bildet die genannten Orte nur noch unvollständig ab.
Detmold, 23. 12. 2015
gez. Volker Hirsch
412 Archivbände 1808-1874 (1741-1907). - Findbuch P 2.
Bestand
German
Dietz Bering, Der Name als Stigma. Antisemitismus im deutschen Alltag 1812-1933, Stuttgart 1992.
Bernhard Brilling, Die Familiennamen der Juden in Westfalen. Die geschichtliche Entwicklung der Namensgesetzgebung der Juden, in: Rheinisch-Westfälische Zeitschrift für Volkskunde 5 (1958), S. 133-162, und 6 (1959), S. 91-99.
Burkhard Beyer und Florian Steinfals (Bearbeiter), Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Register der jüdischen und christlichen Namen. 441 Seiten, Online-Publikation Münster 2018 (Materialien der Historischen Kommission für Westfalen, Band 14).
Thomas Brakmann, Genealogische Quellen des 19. und 20. Jahrhunderts in der Abteilung Ostwestfalen-Lippe des Landesarchiv Nordrhein-Westfalen in Detmold, in: Ravensberger Blätter 2012, Heft 2, S. 40-51.
Eleonora Duplica (Hg.): Die Annahme fester Familiennamen der Juden in Westfalen. Die 1846/47 publizierten Verzeichnisse der preußischen Amtsblätter. Zweite erweiterte Fassung, 86 Seiten, Online-Publikation Münster 2017 (Materialien der Historischen Kommission für Westfalen, Band 5)
Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe, hrsg. v. d. Historischen Kommission für Westfalen u. dem Institut für vergleichende Städtegeschichte an der Universität Münster, 4 Bde., Münster 2008-2016.
Bettina Joergens, Geraubt, zerrissen, verfilmt und zerstört. Genealogische Daten der jüdischen Bevölkerung Westfalens und Lippes im Detmolder Personenstandsarchivs, in: Bettina Joergens (Hg.), Jüdische Genealogie im Archiv, in der Forschung und digital. Quellenkunde und Erinnerung (Veröffentlichungen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen 41), Essen 2011, S. 87-98.
Quellen zur Geschichte der Juden in Westfalen. Sachthematisches Online-Inventar zu den Akten und Karten der Abteilung Westfalen des Landesarchivs NRW. Verantwortlich für die Überarbeitung der Fassung von Ursula Schnorbus von 1983: Cordula Becker, Mechthild Black-Veldtrup, Konstanze Bürger, Beate Dördelmann, Gregor Gehrke, Jens Heckl, Annette Hennigs, Eva-Maria Kelhetter, Axel Koppetsch, Gerald Kreucher, Thomas Reich, Helmut Schraven, Marcel Werner, Online-Publikation, Münster 2018.
Hans Jürgen Rade, Jüdische Personenstandseinträge und Familienregister in katholischen Kirchenbüchern des Herzogtums Westfalens zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in: Beiträge zur westfälischen Familienforschung 67 (2009), S. 7-144.
Wilfried Reininghaus, Spuren und Partikel. Archiv- und Quellenkunde zur jüdischen Geschichte und Genealogie in Westfalen und Lippe. Ein Überblick, in: Bettina Joergens (Hg.), Jüdische Genealogie im Archiv, in der Forschung und digital. Quellenkunde und Erinnerung (Veröffentlichungen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen 41), Essen 2011, S. 99-120.
Tobias Schenk, Jüdische Familienforschung in Westfalen und Lippe. Zur Quellenkunde der Juden- und Dissidentenregister des Personenstandsarchivs Westfalen-Lippe, in: Bettina Joergens (Hg.), Jüdische Genealogie im Archiv, in der Forschung und digital. Quellenkunde und Erinnerung (Veröffentlichungen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen 41), Essen 2011, S. 69-85.
Tobias Schenk, Juden- und Dissidentenregister des 19. Jahrhunderts aus Westfalen und Lippe. Eine archiv- und bestandsgeschichtliche Einführung, in: Westfälische Forschungen 60 (2010), S. 593-615.
Spurensuche (Steinheim-Institut): Namen auf jüdischen Grabsteinen
Florian Steinfals, Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Register der Orte und Territorien. 72 Seiten, Online-Publikation Münster 2016 (Materialien der Historischen Kommission für Westfalen, Band 12).