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Nachlass Dr. Gotthilf Schenkel (*19.7.1889,+10.12.1960), Kultminister (1951-1953) (Bestand)
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Q 1/71
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Nachlässe, Verbands- und Familienarchive >> Politische Nachlässe
1740-2010
Biografie: Gotthilf Adolf Schenkel wurde am 19. Juli 1889 in Udipi (Ostindien) geboren. Er war eines von zehn Kindern - fünf Jungen und fünf Mädchen - des Baseler Missionars Rudolf Philipp Schenkel und dessen Frau Auguste, geb. Friz. Noch vor Vollendung seines ersten Lebensjahrs kehrte die Familie nach Deutschland zurück, und zwar nach Murr im Oberamt Marbach am Neckar. Als die Eltern zwei Jahre darauf wieder nach Indien gingen, blieben Schenkel und zwei seiner Geschwister in Steinheim. Im Alter von sechs Jahren wurde Gotthilf Schenkel dort eingeschult. Wegen einer Krankheit musste er die Schule jedoch abbrechen. Nach Ostern 1896 kam er in das Baseler Missionsknabenhaus, wo er vier Jahre lang blieb. Im Jahre 1898 planten die Eltern ihre Rückkehr nach Deutschland. Allerdings verstarb Schenkels Mutter kurz vor der Rückkehr. Der Vater ging nach seiner Ankunft in Deutschland mit Schenkels Geschwistern nach Murr, wo er zwei Jahre später erneut heiratete. Daraufhin trat Rudolf Schenkel in den Dienst der Evangelischen Gesellschaft in Stuttgart und holte alle seine Kinder zu sich. In Stuttgart besuchte Gotthilf Schenkel seit 1900 zusammen mit seinen drei jüngeren Brüdern zunächst das Eberhard-Ludwig-Gymnasium. Nach drei Jahren wurde er in das Karls-Gymnasium versetzt, wo er ein Jahr blieb und sich auf das Landexamen vorbereitete. Im Jahre 1904 wurde Schenkel konfirmiert. Fortan besuchte er das Evangelisch-Theologische Seminar in Schöntal, wo er 1908 das Abitur machte. Nach seinem Schulabschluss meldete sich Gotthilf Schenkel freiwillig zu einem einjährigen Militärdienst von Oktober 1908 bis September 1909. Im Anschluss nahm er in Tübingen das Studium der Philosophie und der Theologie auf. Während des Studiums trat Schenkel der Tübinger Studentenverbindung Nicaria bei. Die Teilnahme an zwei militärischen Übungen sorgte für kurzzeitige Unterbrechungen des Studiums in den Jahren 1910 und 1911. Im Frühjahr 1914 absolvierte er nach acht Semestern die erste Theologische Dienstprüfung. Seit 1914 stand Gotthilf Schenkel in Diensten der Württembergischen Evangelischen Landeskirche. Seine erste Anstellung war in Freudenstadt, wo er vom 23. März bis zum 9. Juni 1914 als Vikar wirkte. Am 10. Juni 1914 wechselte er in gleicher Funktion nach Wildbad. Als Ende Juli der Erste Weltkrieg ausbrach, gab Schenkel seine Stelle als Vikar auf und meldete sich freiwillig zum Militärdienst. Seit dem 6. August 1914 stand er im Heeresdienst. Kurz darauf, am 10. September 1914, wurde Schenkel schwer verwundet und war nach seiner Genesung nicht mehr felddienstfähig. Von Juli 1915 bis Ende März 1918 bekleidete er die Stellen des Vikars und des Stadtpfarrverwesers in Zuffenhausen. In dieser Zeit legte er 1917 seine zweite Theologische Dienstprüfung ab. Ab April 1918 war Schenkel noch einmal als Unterrichtsoffizier beim stellvertretenden Generalkommando in Stuttgart im Militärdienst aktiv. Nach Kriegsende trat Gotthilf Schenkel am 27. September 1918 die Stelle des Stadtpfarrers in Zuffenhausen an. Am 28. November 1918 folgte seine Eheschließung mit Käthe (Emma Bertha Katharina) Henke, der Tochter des Bremer Kaufmanns Friedrich Wilhelm Henke. Die beiden hatten vier Töchter - Margarete, Elisabeth, Ursula, Rose-Maria -, von denen Ursula bereits im Alter von zwei Jahren verstarb. Im Jahre 1926 wurde Gotthilf Schenkel an der Universität Tübingen mit der Arbeit "Die Freimaurerei im Licht der Religions- und Kirchengeschichte" zum Dr. theol. promoviert. Im folgenden Jahr begann er eine Habilitationsschrift, die er aber offenbar nicht einreichte. Seit Mitte der 1920er Jahre setzte eine ausgeprägte schriftstellerische Tätigkeit Schenkels ein. Dabei handelte es sich vor allem um theologische Publikationen. Zu seinen wichtigsten Werken zählen "Der Protestantismus der Gegenwart" (1926), der Sammelband "Geist der Gegenwart" (1928), den er unter dem Pseudonym Dr. Erasmus herausgab, "Kirche, Sozialismus, Demokratie" (1946), "... Auf Erden" (1946) sowie die Biographie "Mahatma Ghandi. Leben und Werk" (1949). Von 1923 bis 1936 verfasste er zudem den Artikel "Sonntagsgedanken eines schwäbischen Pfarrers", der in der "Württembergischen Zeitung" erschien. Sein Buch "Das Doppelgesicht des Christentums" (1931) erfuhr hingegen heftige Kritik, weshalb die Publikation bereits kurz nach Erscheinen wieder zurückgezogen wurde. Als Vikar und junger Pfarrer in Zuffenhausen setzte sich Gotthilf Schenkel aktiv für die Heimstätten- und Siedlungsbewegung ein. In diesem Rahmen stand sein Engagement im Bau- und Heimstättenverein Stuttgart, in dem er als Geschäftsführer tätig war. Ebenso rückte die Politik in den Fokus seines Schaffens. Im Jahre 1929 trat er in die SPD ein. Bis 1933 engagierte sich Schenkel auch aktiv im Bund religiöser Sozialisten in Württemberg, dem er zeitweilig vorstand. Zudem war er Schriftleiter des Sonntagsblatts "Der religiöse Sozialist", das 1933 verboten wurde. Schenkel stellte sich offen gegen den Nationalsozialismus und trug in diesem Sinne noch nach der Machtergreifung die Abwandlung eines Luther-Liedes ("Und wenn die Welt voll Nazis wär") bei einer Versammlung in der Stuttgarter Stadthalle vor. Nach dem Wahlsieg der NSDAP im März 1933 geriet Schenkel zunehmend unter Druck und sah sich kurze Zeit später veranlasst, beim Oberkirchenrat um seine Beuraubung zu ersuchen. Nach einigen Wochen im Verborgenen verlor Schenkel als erster Pfarrer in Deutschland sein Amt und wurde in den Ruhestand versetzt. Der Landesbischof setzte ihn auf Drängen einiger Mitglieder des Oberkirchenrats als Amtsverweser in der vakanten Pfarrei Unterdeufstetten im Dekanat Crailsheim ein. Während des Zweiten Weltkriegs versah Schenkel zusätzlich die beiden Pfarreien Rechenberg und Wört, später auch die Pfarreien Wildenstein und Bernhardsweiler. Dabei sah er sich wiederholten Angriffen und Belästigungen durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Gotthilf Schenkel offiziell als Pfarrer in Unterdeufstetten bestätigt. Allerdings bewarb er sich zeitnah um eine andere Stelle und wurde schließlich 1947 erster Stadtpfarrer in Oberesslingen. Seit diesem Jahr hatte er auch einen Lehrauftrag an der Technischen Hochschule Stuttgart für "Allgemeine Religionswissenschaft" sowie "Individual- und Sozialethik" inne. Im Jahre 1946 wurde Gotthilf Schenkel als Abgeordneter in den Kreistag gewählt. Das bedeutendste Ereignis seiner politischen Karriere folgte am 11. Januar 1951 mit der Ernennung zum Kultminister von Württemberg-Baden. 1952 wurde er der erste Kultminister des neu gegründeten Landes Baden-Württemberg. Zusätzlich wurde er in diesem Jahr zum Mitglied der Verfassungsgebenden Landesversammlung und zum Landtagsabgeordneten gewählt. 1953 legte er das Amt des Kultministers nieder, blieb aber weiterhin als Landtags- und Kreistagsabgeordneter sowie als Gemeinderat in Esslingen am Neckar politisch aktiv. Seit 1956 war Schenkel im kulturpolitischen Ausschuss des Landtags tätig. Neben seinen offiziellen Ämtern engagierte sich Gotthilf Schenkel ehrenamtlich in mehreren Vereinen. Er gehörte beispielsweise dem Vorstand der Freunde und Förderer der Wilhelma an, eine Vereinigung, an deren Gründung er 1956 beteiligt war. Ebenso wirkte Schenkel 1957 an der Konstituierung des Vereins der Freunde und Förderer des Instituts für Psychotherapie und Tiefenpsychologie in Stuttgart mit. In der Folge war er im Vorstand des Vereins tätig. Ein weiteres Engagement betraf den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, dessen Vorsitz er seit 1956 im Ortsbereich Esslingen ausübte. Nicht zuletzt war Gotthilf Schenkel Mitglied der Freimaurerloge "Zur Katharinenlinde", in der er zum Meister vom Stuhl (Vorsitzenden) gewählt wurde. Im Jahre 1959 sollte ihm das große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik verliehen werden. Allerdings lehnte er die Auszeichnung als Protest gegen den Bundeskanzler, der seiner Meinung nach einzelne Sozialdemokraten verleumdet und die SPD diffamiert habe, ab. Am 10. Dezember 1960 verstarb Gotthilf Schenkel in Esslingen am Neckar.
Bearbeitung, Ordnung und Erschließung der Unterlagen: Nach Gotthilf Schenkels Tod verblieb sein Nachlass im Besitz seiner Frau Käthe. Im Jahre 1985 erkundigte sich Dr. Paul Sauer vom Hauptstaatsarchiv Stuttgart bei Käthe Schenkel nach der Möglichkeit einer Übernahme der Unterlagen ins Archiv. Diese wurde aber nicht vollzogen. Der Nachlass gelangte nach Käthe Schenkels Tod in den Besitz ihrer Tochter Margarete Haug (Seidel) geb. Schenkel. Nach deren Ableben trat Herr Dr. Bernhard Rosenkötter 2012 im Namen der Erbengemeinschaft an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart heran und bot die bereits verpackt vorgefundenen Unterlagen zur Aufbewahrung und Erschließung an. So gelangte der Nachlass Ende November 2012 ins Archiv. Weiteres Material, das die Erbengemeinschaft am Jahresende 2012 auffand, wurde im Januar 2013 ebenfalls dem Hauptstaatsarchiv überlassen und dem dortigen Bestand zugeordnet. Die Unterlagen besaßen bei ihrer Ablieferung im Hauptstaatsarchiv eine grobe thematische Ordnung. Die Vorordnung diente als Orientierung für die Bestandsgliederung und wurde nach Möglichkeit beibehalten. Im Einzelfall erwiesen sich die bestehenden Einheiten aber als äußerst heterogen, was deren Auflösung und Neuordnung erforderlich machte. Bei diversen Einzelstücken wurde eine Einzelblattverzeichnung praktiziert, da sich keine Zusammenfassung oder Zuordnung zu anderen Büscheln anbot. Sofern sich Druckschriften in Akten befanden, verblieben sie dort. Im Zuge der Erstellung einer Biographie über Gotthilf Schenkel (veröffentlicht in der Schriftenreihe des Württembergischen Geschichts- und Altertumsvereins) stellte sich heraus, dass sich noch eine beträchtliche Menge an Unterlagen im Besitz der Familie befand. Einer der Autoren, Herr Günter Wagner, ermunterte eine der Enkeltöchter von Gotthilf Schenkel, die Unterlagen an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart abzugeben. Im Februar 2020 wurden die Unterlagen - insgesamt 18 Kartons unterschiedlicher Größe - abgeholt und ins Hauptstaatsarchiv Stuttgart gebracht. In der zweiten Hälfte des Jahres 2020 wurden sie von Dr. Felix Teuchert geordnet und erschlossen, anschließend wurden die Verzeichniseinheiten der beiden Teilnachlässe virtuell zusammengefügt und integriert, um den Provenienzzusammenhang der Unterlagen kenntlich zu machen. Die Kartons enthielten größtenteils Korrespondenzen, Fotoalben, Fotos, Notiz- und Tagebücher sowie Lebenserinnerungen und waren überwiegend ungeordnet. Sofern Reste einer Ordnungsstruktur erkennbar waren, wurden diese beibehalten. Eine aufwändige Neuordnung des umfangreichen Materials war allerdings unvermeidlich. Die größtenteils privaten Korrespondenzen der Familie Schenkel wurden dabei chronologisch geordnet, und zwar aus zwei Gründen: Zum einen waren teilweise nur die Vornamen der Briefpartner bekannt, was eine Anwendung des Korrespondenzpartnerprinzips schwierig machte, zum anderen lässt es die voraussichtliche Nutzung der Unterlagen für alltags-, mentalitäts-, familien- und personengeschichtliche Fragestellungen unwahrscheinlich erscheinen, dass die privaten Korrespondenzen gezielt nach Korrespondenzpartnern durchforstet werden, so dass ein chronologisches Ordnungsprinzip angemessener schien - die Korrespondenzen können auf diese Weise leichter daraufhin befragt werden, wie bestimmte historische Zeitabschnitte und (geschichtliche, persönliche oder familiäre) Ereignisse von den Familienmitgliedern wahrgenommen, gedeutet und verarbeitet werden, oder anders formuliert: Die zeitliche Dramaturgie und der chronologische Zusammenhang der Unterlagen bleiben auf diese Weise erhalten. In einigen Fällen waren die Briefe bereits nach Korrespondenzpartnern oder Urhebern sortiert (beispielsweise ein geschlossener Briefwechsel von Margarete Schenkel mit ihrem Verlobten Erich Seidel und weiteren sowie Korrespondenzen von Gotthilf und Käthe Schenkel mit ihren Kindern). In diesen Fällen wurden die Unterlagen natürlich in ihrem vorgefundenen Zusammenhang belassen, so dass das Korrespondenzpartnerprinzip ergänzend zur Anwendung kam, d.h. die Briefe, die sich einem Korrespondenzpartner zuordnen ließen, verblieben in ihrem bestehenden Zusammenhang und wurden dann in einem zweiten Schritt chronologisch sortiert. Die fragmentarische Vorsortierung war allerdings weder konsequent noch stringent, so dass nachträgliche Umsortierungen und Auflösungen von Einheiten notwendig waren. Dadurch, dass die Teile des Nachlasses getrennt aufbewahrt und zu unterschiedlichen Zeitpunkten erschlossen wurden (2013 und 2020), war auch der Zusammenhang zwischen den beiden zusammengehörigen Teilnachlässen gestört - eine konsequente, stringente und systematische Ordnung und Erschließung der eigentlich zusammengehörigen Materialien hätte es erforderlich gemacht, bereits verzeichnete (und häufig sehr heterogen zusammengesetzte) Büschel aufzulösen und die Unterlagen in den neu hinzugekommenen Teilnachlass einzuordnen (bzw. umgekehrt). Aus arbeitsökonomischen Gründen und mit Rücksicht darauf, dass das Findbuch des bereits erschlossenen Teils bereits seit 7 Jahren online verfügbar war und die verzeichneten Büschel möglicherweise bereits genutzt und von der Forschung zitiert wurden, wurde allerdings darauf verzichtet, die Integrität bereits gebildeter und erschlossener Verzeichnungseinheiten in irgendeiner Weise anzutasten. Eine physische Neu- und Umordnung des bereits verzeichneten Teils fand daher nicht statt, die Heterogenität der im Zuge der Erstverzeichnung gebildeten Verzeichnungseinheiten wurde nicht reduziert oder aufgelöst. Forscherinnen und Forscher, die systematisch mit dem Bestand arbeiten, werden also nicht darum herumkommen, hinsichtlich einzelner thematischer Aspekte unter mehreren Klassifikationspunkten zu recherchieren. Die neuen Verzeichnungseinheiten wurden lediglich virtuell, d.h. über die in der Erschließungsdatenbank hinterlegte Klassifikation, in den bereits erschlossenen Teilnachlass integriert, indem sie den bereits existierenden Klassifikationspunkten zugeordnet und nach thematischen und/oder chronologischen Gesichtspunkten in die existierende virtuelle Reihenfolge der Verzeichnungseinheiten eingeordnet wurden. Dabei wurde auch die damals gebildete Klassifikation selbst einer Modifikation unterzogen, da diese nicht vollends zu überzeugen vermochte; einzelne Verzeichnungseinheiten der Erschließung von 2013 wurden zudem anderen Klassifikationspunkten zugewiesen. Der Nachweis bzw. die Zitierfähigkeit der Verzeichnungseinheiten und ihre Auffindbarkeit über die Suchfunktion bleibt dadurch natürlich unangetastet. Die Defizite in der Ordnungsstruktur wurden durch eine tiefe und genaue Erschließung kompensiert, die sich teilweise auch bis auf die Dokumentenebene erstreckt. Die grobe Gliederung des Bestands wurde beibehalten: Persönliche Unterlagen, Materialien aus der Zeit als evangelischer Pfarrer, Schenkels Schriften und Vorträge, Unterlagen zu politischen Ämtern, Engagement in Organisationen und Vereinen, Druckschriften im Familienbesitz sowie Unterlagen von Verwandten und Dritten bzw. ältere Dokumente im Familienbesitz (darunter familiengeschichtliches und genealogisches Material). Dabei wurden die beruflichen und wissenschaftlichen Unterlagen den verschiedenen Tätigkeitsfeldern zugeordnet, um die Entstehungszusammenhänge zu berücksichtigen. So wurden beispielsweise die Korrespondenzen seiner Ministertätigkeit dem Klassifikationspunkt "Kultminister" und die Korrespondenzen aus seinen Pfarrämtern dem Gliederungspunkt "Evangelischer Pfarrer" zugeordnet und dort zusammengefasst. Private Korrespondenzen der Familie Schenkel wurden hingegen dem Gliederungspunkt "Private Korrespondenzen" zugeordnet. Ebenso wurden die Druckwerke aufgeteilt in eigene Publikationen (Gliederungspunkt "Schriften und Vorträge"), Publikationen mit Bezug auf seine Ministertätigkeit ("Zeitungsartikel und Reden") und Druckschriften von Dritten im Familienbesitz ("Druckschriften im Besitz von Gotthilf Schenkel bzw. seiner Familie") - letzterer Gliederungspunkt umfasst alle Druckschriften, die sich den Tätigkeitsfeldern nicht klar zuordnen ließen. In sehr geringem Maße wurden zudem Unterlagen kassiert bzw. dem Nachlassgeber zur Rücknahme angeboten. Hierbei handelt es sich um: Dubletten von Zeitungen und Zeitschriften sowie Druckschriften, eine Sammlung unbeschriebener Postkarten, private Korrespondenzen der Töchter aus den 1980er und 1990er Jahren, die 20 oder 30 Jahre nach dem Tod von Gotthilf Schenkel entstanden sind und keinen Zusammenhang mit Schenkels Leben und Wirken aufweisen (und die auch per Zufall in den Nachlass geraten sein dürften), Rechnungen, Notizen und Fragmente (die sich nicht zuordnen ließen) oder banaler Natur sind, sowie Einzelfotos (überwiegend Dubletten der in den Fotoalben enthaltenen Fotos). Da der Nachlass nicht nur Unterlagen von Gotthilf Schenkel, sondern auch weiterer Familienmitglieder enthält, ist er als angereicherter Nachlass zu klassifizieren.
Inhalt und historischer Wert der Unterlagen: Der Nachlass umfasst vielfältige Unterlagen zu der facettenreichen beruflichen, politischen und schriftstellerischen Tätigkeit sowie zum Privatleben von Gotthilf Schenkel. Darunter befinden sich in besonderem Maße geschäftliche wie private Korrespondenzen. Ebenso beinhaltet der Nachlass Sachakten und amtliche Dokumente. In größerer Zahl sind Publikationen aus der Feder von Gotthilf Schenkel, besonders Monographien und Zeitschriftenbeiträge zu religiösen, freimaurerischen und politischen Themen sowie Zeitungsartikel samt vorbereitendem Material wie Skripte oder Korrespondenzen mit Verlegern überliefert. Daneben sind auch Fotos und Fotoalben erhalten geblieben, die aber überwiegend privater Natur sind. Einzelne Alben und Fotos dokumentieren aber auch Gotthilf Schenkels Tätigkeit als Kultminister. Eine Tonaufzeichnung auf Magnetband (Bü 316) gelangte nach der Erschließung zwecks Digitalisierung in das AV-Archiv, wo sie genutzt werden kann. Neben Unterlagen zur politischen Tätigkeit und dem ehrenamtlichen Wirken Schenkels erstrecken sich private Korrespondenzserien der ganzen Familie bis weit in die 1960er Jahre. Die umfassenden privaten Korrespondenzen vermitteln einen lebendigen Eindruck davon, was die Familie bewegte und wie sie ihren Alltag gestaltete. Aufschlussreich für personen-, familien-, alltags- und mentalitätsgeschichtliche Fragestellungen dürften nicht zuletzt die sehr dichten Familien- und Privatkorrespondenzen der 1930er, -40er und 50er Jahre sein, darunter umfangreiche Korrespondenzen von Gotthilf und Käthe Schenkel mit ihren Kindern. Darunter befinden sich auch viele Feldpostbriefe von Schenkels Schwiegersöhnen und weiteren Personen. Beachtung verdienen auch die "Briefe aus Indien" - eine umfassende Sammlung an Briefen aus der Feder von Auguste und Friedrich Wilhelm Henke, den Eltern von Käthe Schenkel, die ebenso wie Gotthilf Schenkels Eltern (Rudolf und Auguste Schenkel) in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts längere Zeit in Indien lebten. Kindheit und Ausbildung Schenkels sind hingegen nicht ganz so dicht dokumentiert; erst seit dem Ersten Weltkrieg wird die Überlieferung dichter. Die Kindheit und Jugendzeit seiner Frau Käthe Schenkel ist in Form von Korrespondenzen mit Eltern und Geschwistern etwas stärker repräsentiert. Im Nachlass befinden sich auch Lebenserinnerungen verschiedener Familienmitglieder, familiengeschichtliche und genealogische Unterlagen und ältere Familienpapiere, teilweise in fragmentarischer Form. Eine Sammlung mit (vermutlich zufällig erhalten gebliebenen) älteren Papieren aus dem Familienbesitz reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Aus der Tätigkeit als Pfarrer sind in erster Linie Unterlagen aus der Zeit in Unterdeufstetten enthalten. Hier finden sich Belege für die Auseinandersetzung mit dem NS-Regime und für den Pfarralltag während des Zweiten Weltkriegs sowie der unmittelbaren Nachkriegszeit unter der Militärregierung. Die Korrespondenzen geben auch Auskunft darüber, wie der evangelische Pfarrer Gotthilf Schenkel gemeinsam mit der Stadtverwaltung Esslingen in der unmittelbaren Nachkriegszeit die Verteilung von amerikanischen Spenden in seiner Gemeinde abwickelte. Über die Dienstzeiten in Zuffenhausen und Oberesslingen liegen deutlich weniger Materialien vor. Der Nachlass umfasst allerdings eine umfangreiche Sammlung handschriftlicher Aufzeichnungen für Predigten. Ebenso haben sich Vorlesungsskripte aus seiner Dozententätigkeit an der TH Stuttgart erhalten. Die Überlieferung zu den politischen Ämtern zeichnet sich vor allem durch umfassende Korrespondenzen und Zeitungsartikel über Schenkels Wirken aus. Aus der Tätigkeit als Kultminister finden sich einige Reden und Unterlagen zur Kontroverse über Schenkels Kritik an moderner Kunst, die Einblicke in das Handeln des Ministers geben. Die Arbeit im baden-württembergischen Landtag, dem kulturpolitischen Ausschuss und dem Esslinger Gemeinderat ist ebenfalls ausführlicher dokumentiert. Hier liegen neben Akten zu einzelnen Projekten auch viele Amtsdruckschriften und Rundschreiben vor. Schenkels Engagement in Organisationen und Vereinen schlägt sich vor allem in den Materialien zu seiner Tätigkeit im Kreis der religiösen Sozialisten nieder, aber auch weiteres Engagement ist hier dokumentiert. Das Material zur Freimaurerei beinhaltet hauptsächlich Mitgliederlisten und Verfassungen von Logen sowie Publikationen, teilweise von Schenkel selbst. Daneben sind Korrespondenzen des Nachlassers mit seinen Bundesbrüdern enthalten, die größtenteils aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stammen. Die handschriftlichen Aufzeichnungen von Gotthilf Schenkel sind für gewöhnlich in einer Kurzschrift (jedoch nicht Steno) verfasst. Dies betrifft auch Teile des Schriftwechsels mit seiner Frau Käthe, die sich dieses Systems ebenfalls bediente. Im Rahmen seiner Korrespondenz wird Gotthilf Schenkel von Verwandten und Freunden oftmals in der Anrede mit dem Namen "Mogul" bezeichnet. Einige Publikationen veröffentlichte Schenkel unter dem Pseudonym "Dr. Erasmus". Die Laufzeit reicht von 1740 bis 2010. Bü 001 bis 538 (erster Teil des Nachlasses) wurden von Patrick Sturm; Bü 540 bis 1209 (2. Ablieferung im Jahre 2020) von Dr. Felix Teuchert verzeichnet. Durch Umsortierungen sind einzelne Nummern nicht belegt. Der Bestand umfasst 19,3 lfd.m. mit 1209 Nummern.