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Martin Luther oder Die Weihe der Kraft
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Weimarer Zeitung, Nr. 259, 05.11.1857, S. 1047: „Das Stück hat bekanntlich neben großen, in die Augen springenden Mängeln auch manche nicht abzuleugnenden Vorzüge, so eine gewisse Derbkörnigkeit und Prägnanz der Sprache, die besonders in manchen Scenen der früheren Acte, u. A. der zwischen Luther und seinen Aeltern, eines günstigen Eindrucks nicht verfehlt. […] Die vielen mystischen Scenen zwischen Theobald und Therese, welche das geschriebene Drama enthält, hat uns bei der Aufführung glücklicherweise die geschickt sichtende und beschneidende Hand des Gen.-Int. Dingelstedt erspart, dem man überhaupt für die Anordnung des Ganzen, wie für die Scenirung und Ausführung des Einzelnen den verschiedenen dafür zusammenwirkenden Kräften, gewiß nur dankbar sein kann. Ein nicht unwesentlicher Antheil an dem lebhaften Interesse, welches die ungewöhnlich zahlreiche Zuhörerschaft offenbar zu der Aufführung mitbrachte und bis zum Schluß derselben festhielt, gehörte wohl der Darstellung der Titelrolle an. Herr Karl Locher erschien als Martin Luther zum ersten Male in einer bedeutenderen Rolle vor dem hiesigen Publikum, das ihn bisher meist nur in kleineren Aushülfsrollen gesehen, und erhielt somit Gelegenheit, zu bekunden, ob es ein wirklich künstlerischer Beruf gewesen, was ihn von den unabhängigen gelehrten und literarischen Studien, denen er bis dahin obgelegen, mit unwiderstehlichem Drange auf die Bühne geführt hat. Unseres Erachtens hat Herr Locher diese entscheidende Probe glücklich bestanden und sich selbst wie dem Publikum den erfreulichen Beweis geliefert, daß er wohlberathen war, als er der inneren Stimme seines Genius folgte. Mag auch an äußerer Bühnengewandtheit ihm noch Einzelnes abgehen, was eine gute Schule und eifrig fortgesetzte Uebung bald hinzufügen wird, so zeigt doch seine ganze Auffassung des dargestellten Charakters ein tiefes Eindringen in denselben und das gelungene Bestreben, die Mängel der Entwickelung dieses Charakters in dem Dichtwerke selbst durch um so strengeres Festhalten an dessen wesentlichen, unverwischbaren und durchschlagenden Grundzügen möglichst zu ersetzen. Man sieht es dem Spiele Lochers in allen seinen Theilen an, wie hier ernste Bildung und ein gründliches Studium die gestellte Aufgabe geistig zu bewältigen und die Gebilde des Dichters selbstschöpferisch zu reproduciren bestrebt ist. Das Publikum lohnte diesen [!] Bemühungen durch wiederholte lebhafte Beifallsbezeugungen und einen dreimaligen Hervorruf.“