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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 24
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Altwürttembergisches Archiv >> Auslesebestände über die Landesverwaltung, Kabinett und Hofbehörden >> Hofverwaltung
1711-1816
Inhalt und Bewertung
Die Gewölbsverwaltung war für das bewegliche Inventar in den herzoglichen Schlössern und Gebäuden zuständig. Sie überwachte Möbel, Geräte, Vorhänge, Tapeten, die Hofkleidung und anderes Material, besorgte die Instandhaltung und führte Neueinkäufe durch. Ein Gewölbsverwalter ist seit 1557 nachweisbar, eine selbständige Behörde bestand aber wohl erst seit Beginn des 18. Jh.
Die Bände gelangten mit der Registratur der Nachfolgebehörde, der Schloß- und Kronmobilienverwaltung (E 20), ins Staatsarchiv Ludwigsburg und wurden erst 1973 davon getrennt.
Gliederung: Diarien, Konzeptbücher, Dekretbücher, Inventare und Verzeichnisse.
1. Zur Geschichte der Behörde: Die frühesten Hinweise auf die Existenz einer herzoglichen Gewölbsverwaltung reichen in die Mitte des 16. Jahrhunderts zurück. Nach W. Pfeilsticker: Neues Württembergisches Dienerbuch, 1. Bd., 1957, § 1810, war der erste nachweisbare Gewölbsverwalter Hans Jäger seit 1557 im Amte. Die älteste nachweisbare Dienstvorschrift für den Gewölbsverwalter stammt aus dem Jahre 1579 (A 21, Bü 514). Die Behörde bestand bis zum Jahre 1816 (vgl. die Hof- und Staatshandbücher). Wahrscheinlich ging damals die Gewölbsverwaltung zusammen mit den Kastellaneien und Hausschneidereien in die neugeschaffene Schloss- und Kronmobilienverwaltung (E 20) über. Dafür spricht, dass der im Hof- und Staatshandbuch von 1815 (s. 80) der Gewölbsverwaltung unterstehende Hoftapezier Richard 1828 der Schloss- und Kronmobilienverwaltung - ebenfalls als Hoftapezier - unterstand (Hof- und Staatshandbuch von 1828, S. 15). Desgleichen erscheint der 1815 der Kastellanei Stuttgart unterstehende Hausschneider Jaritz (S. 81) 1828 als Hausverwalter der Schloss- und Kronmobilienverwaltung (S. 15). Folgende Namen erscheinen innerhalb des im Bestand A 24 erfassten Zeitraums als Gewölbsverwalter (vgl. dazu W. Pfeilsticker wie oben §§ 1809-1811): Johann Georg Plöbst 1705-1714 Friedrich Adam Köppelmann 1732-28.8.1735 Johann Hehl 31.8.1735-April 1784 Christian Wilhelm Wiedenmann April 1784-1786 Georg Friedrich Landauer 1786-1800 Philipp Friedrich Faber 1801-1815 August Hausmann 1815-1816 Während die Gewölbsverwalter im 16. Jahrhundert offenbar in der Regel von Haus aus Schneider waren (vgl. A 21 Bü 514, wo 1579 die Gewölbsverwalter auch als Kammerschneider bezeichnet werden, desgl. Pfeilsticker § 1809-1811, der nachweist, dass im 16 Jahrhundert die Gewölbsschneiderei genannt wurde), kamen sie im 18. Jahrhundert überwiegend aus kaufmännischen Berufen, was ihren eigentlichen Aufgaben auch besser entsprach. 1758-1794 waren die Kastellanei und die Hausschneiderei Stuttgart der Gewölbsverwaltung, die ihren Sitz stets in Stuttgart hatte, unterstellt. Die der Gewölbsverwaltung vorgesetzten Behörden waren bis 1795 das Oberhofmarschallamt, 1806-1808 das Oberschlossdepartement, 1809-1816 die Oberschloß- bzw. Oberhofintendanz. Außerdem waren - wie aus A 24 hervorgeht - der Gewölbsverwaltung gegenüber weisungsberechtigt das Oberstallmeisteramt, die Rentkammer, die Oberfinanzkammer und die Oberpolizeidirektion. Weitere Behörden mit denen die Gewölbsverwaltung in engem Kontakt stand, waren außer den verschiedenen Kastellaneien und Hausschneidereien die Leinwandverwaltung, das Zucht- und Arbeitshaus Ludwigsburg, die Forstämter und Landkellereien sowie die Landschreiberei. Von den drei letztgenannten Behörden erhielt die Gewölbsverwaltung auch die Geld- und Materialzuwendungen, die sie zur Bestreitung ihrer Ausgaben benötigte. 1711 wurden die Geldüberweisungen durch das "Hofratstüblein" ausgeführt (vgl. Nr. 107). Der Zuständigkeitsbereich der Gewölbsverwaltung war, zumindest seit dem 18. Jahrhundert, sehr komplex. Sie verwaltete das bewegliche Inventar der herzoglichen, später königlichen Schlösser, Palais und sonstigen Gebäude sowie die Kleidung der Angehörigen des Hofstabs (?). Ihr unterstanden das Möbel-, Kleider- und allgemeine Textilienmagazine des Hofes, das Theaterrequisitenmagazin sowie seit 1748 die herzogliche Spiegelfabrik. In dieser Funktion hatte sie den laufenden Bedarf des Hofes an Kleider- und Möbelstoffen, Kurzwaren, Livreén, Uniformen, Tapeten, Vorhängen, Tischtüchern und sonstigen Gegenständen, für deren Ausstattung in irgendeiner Form Textilien benötigt wurden, zu decken. Außerdem war sie für die Reparaturen von Möbeln, Kleidungsstücken etc. verantwortlich und betätigte sich schließlich im Auftrag des Landesherrn nicht nur als Einkäufer von Textilien jeglicher Art, sondern auch von Papier und Schreibmaterial für die Zentralbehörden, von Pretiosen und Luxusartikeln verschiedenster Art. Im 16. Jahrhundert war sie zudem für die Anschaffung von Gewürzen und Spezereien zuständig (vgl. A 21 Bü 514). Der Gewölbsverwalter verfügte über erhebliche Geldmittel, die ihm teils bar oder als Wechsel übergeben wurden, die er sich aber zum Teil auch erst beschaffen musste durch den Verkauf von Tierfellen und Tierhäuten, die ihm die Forstämter zuschickten, oder auch durch den Verkauf alter, für den Hof nicht mehr tauglicher Möbel und Kleider. Diese Verkäufe fanden meist in Form von Auktionen statt. Schließlich zahlte der Gewölbsverwalter auch Löhne an die Handwerker aus, die für ihn bzw. für den Hof arbeiteten. Da der Gewölbsverwalter zumindest seit 1735 genau Buch führte über alle Einnahmen und Ausgaben an Geld und Material, enthalten diese Aufzeichnungen wertvolle Angaben zur Geschichte des Lebens am württembergischen Hof, vor allem in der Regierungszeit Herzog Carl Eugens (Hofzeremoniell, Hoffeste, Theater und Ballet), zur württembergischen Kunst- und Kulturgeschichte (Ausstattung sämtlicher Schlösser, Palais, Verwaltungsgebäude, Institute, Kirchen und Kapellen des Herzogs bzw. Königs in ganz Württemberg), aber auch zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (Handelsgeschichte, Geschichte württembergischer und auswärtiger Firmen, Gewerbegeschichte, Preis- und Lohngeschichte, Textilgeschichte). Die Namen zahlreicher württembergischer Handwerker aus allen Landesteilen, besonders aber der Hofhandwerker, der Weißgerber und Landweber sind in den amtlichen Aufzeichnungen des Gewölbsverwalters festgehalten, außerdem die Namen vieler jüdischer und nichtjüdischer Einzelhändler und Firmen, mit denen die Gewölbsverwaltung geschäftlich verkehrte. Es ist nicht möglich, diese Namen in einem Index zu erschließen. Aufgezählt werden sollen aber wenigstens die wichtigsten Orte, an denen Firmen, Kaufleute, Fabriken oder Werkstätten ihren Sitz hatten, von denen die Gewölbsverwaltung Waren bezog. Diese Ortsnamen vermitteln einen Eindruck von den weitgespannten Beziehungen der Gewölbsverwaltung, sind aber auch für die deutsche und mitteleuropäische Handelsgeschichte von Bedeutung. Orte in Alt-Württemberg: Calw, Göppingen, Heidenheim, Ludwigsburg, Münsingen, Plieningen, Stuttgart, Tübingen, Urach Orte im Übrigen Schwaben, in Franken, Baden und Bayern: Ansbach, Augsburg, Bayreuth, Burgau, Erlangen, Fürth, Geislingen/Steige, Heidelberg, Heilbronn, Isny, Karlsruhe, Kaufbeuren, Kempten, Lahr, Memmingen, Munderkingen, Nördlingen, Nürnberg, Regensburg, Reutlingen, Schwabach, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall, Ulm, Wiesensteig Orte und Länder im übrigen Deutschen Reich (nach den Grenzen d. 18. Jahrhunderts): Aachen, Bielefeld, Böhmen, Buchholz/Sachsen, Burtscheid bei Aachen, Düsseldorf, Eupen, Frankfurt, Hamburg, Hanau, Hessen-Kassel, Köln, Krefeld, Leipzig, Lüttich, Mainz, Oberlausitz, Reichenau/Sachsen, Schmalkalden und Umgebung, Tirol, Verviers (Prov. Lüttich), Waldersgrün/Böhmen Orte in der Eidgenossenschaft: Basel, Bern, Frauenfeld und Umgebung, Glarus, Genf, Stein am Rhein, Winterthur und Umgebung, Zürich Orte und Länder im übrigen Europa: Amsterdam, Badenviller/Lothringen, Brüssel, England, Den Haag, Lyon, Rom, Paris, Rosenburg bei Haarlem, Straßburg, Venedig. Noch 1711 kaufte die Gewölbsverwaltung auch Waren auf den Zurzacher Messen ein (vgl. unten Nr. 107).
2. Zur Überlieferung des Bestandes: Das bei der Gewölbsverwaltung erwachsene Schriftgut gelangte in den Bestand der Nachfolgebehörde, der Schloss- und Kronmobilienverwaltung (E 20). Karl Otto Müller hatte jedoch bereits bei der Aufstellung seiner Gesamtübersicht im Jahre 1937 eine eigene Bestandsnummer (A 24) für die Gewölbsverwaltung reserviert. Im Frühjahr 1973 wurde der Bestand A 24 aus dem im Staatsarchiv Ludwigsburg liegenden Bestand E 20 ausgesondert und an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart abgeliefert. Es muss jedoch offen bleiben, ob damit das gesamte bei der Gewölbsverwaltung erwachsene und erhalten gebliebene Schriftgut erfasst ist oder ob nicht in E 20 bzw. A 21 (Oberhofmarschallamt) noch weiteres bei dieser Behörde erwachsenes Material steckt. Die erhaltenen Amtsbücher und Akten stammen aus der Zeit zwischen 1711 und 1816, wobei jedoch innerhalb dieses Zeitraumes erhebliche Lücken in der Überlieferung klaffen. Abgesehen davon, dass man über die Buchführung der Behörde im 16. und 17. Jahrhundert nichts weiß, lässt sich für das 18. Jahrhundert und den Anfang des 19. Jahrhunderts aufgrund des überlieferten Schriftgutes feststellen, dass eine geordnete und ausführliche Buchführung mit parallelen Amtsbuchreihen und ergänzenden Aufzeichnungen nur unter dem Gewölbsverwalter Johann Hehl (geb. 1709, gest. am 5. September 1789; vgl. sein als menschliches Zeugnis bemerkenswertes auf dem Sterbelager abgefasstes Dankschreiben an das Oberhofmarschallamt in A 21 Bü 514) bestanden zu haben scheint. Dafür spricht, dass erst seit 1735 eine einigermaßen geschlossene Überlieferung mit jahrweise angelegten Amtsbüchern vorhanden ist, während seit 1784 die Buchführung kursorischer und ungenauer wurde. Unmittelbares Zeugnis über die schlechte Buchführung und Schriftgutverwaltung bis 1735 geben auch die diesbezüglichen Klagen Johann Hehls (vgl. unten Nr. 48, fol. 12f, 40 und 105 ff).
3 . Zur Neuordnung des Bestandes: Die Ordnung und Gliederung des Bestandes war verhältnismäßig einfach, da 101 der 110 abgelieferten Archivalieneinheiten Teile größerer Amtsbuchreihen sind. Lediglich in zwei Faszikeln sind Hefte und lose Schriftstücke vereint (Nr. 82 und Nr. 103). Da sich der Bestand fast durchweg aus Amtsbüchern zusammensetzt, empfahl es sich, die Gliederung nicht nach formalen, sondern nach inhaltlichen Gesichtspunkten zu gestalten, wobei zum größten Teil in den so gebildeten 7 Gruppen äußere Form und sachlicher Inhalt miteinander übereinstimmten. Aus dem vom Staatsarchiv Ludwigsburg abgegebenen Bestand wurden drei Bände ausgesondert, da sie nicht bei der Gewölbsverwaltung oder einer der ihr unterstellten Dienststellen erwachsen sind. Hierbei handelt es sich 1. um das Diarium und Register über die bei der Hausschneiderei und Kastellanei Stuttgart eingekommenen Akten vom 1.2.1798 bis 28.10.1816, 2. um das von der Hausschneiderei Stuttgart 1795/96 angelegte Inventar der mobilen Gegenstände im Neuen Schloß und anderen herzoglichen Gebäuden zu Stuttgart. In beiden Fällen waren die Dienststellen, die diese Bände anlegten, in den entsprechenden Jahren nicht der Gewölbsverwaltung unterstellt. Eine Einordnung der Bände in den Bestand A 21 oder A 27 ist in Erwägung zu ziehen. Der 3. ausgeschiedene Band ist eine Aufstellung der Anschaffungen der Gewölbsverwaltung für die Kastellaneien und Hausschneiderein im Rechnungsjahr 1813/14. Da es sich laut Aufschrift auf dem Einband um die Abschrift für das Oberhofmarschallamt handelt und im Bestand A 21 an der entsprechenden Stelle dieser Band auch tatsächlich fehlt, wurde der Band als Inventar Nr. 43a dem Bestand A 21 einverleibt (im Repertorium A 21 S. 632 c). Der verzeichnete Bestand umfasst 107 Nummern und 3,60 laufende Meter. Er wurde im Mai und Juni 1973 unter Anleitung von Staatsarchivdirektor Dr. Maurer von Staatsarchivreferendar Dr. Eitel repertorisiert. Das Register bearbeitete Archivinspektoranwärterin Elke Weiss, die Reinschrift besorgte Gudrun Hoffmann. Stuttgart, im Dezember 1973 Die Retrokonversion des Findbuchs bzw. die Umformung der maschinenschriftlichen Vorlage für die internetgerechte Präsentation dieses Bestands des Hauptstaatsarchivs Stuttgart sowie die Überarbeitung der Indexangaben wurde von Herrn Christian Artes unter Anleitung von Dr. Franz Moegle-Hofacker im Februar 2008 abgeschlossen.