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Schmalkaldischer Bund und Krieg (Bestand)
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, H 55
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Selekte >> Auslesebestände über historische Ereignisse und Sachgebiete
1528-1579
Inhalt und Bewertung
Verträge, Abschiede, Tagungs- und Verhandlungsberichte, Korrespondenzen, Gutachten und Instruktionen über den Schmalkaldischen Bund (1531-1547); Kriegsakten, Berichte über Kriegsschäden, Akten über Friedensverhandlungen betr. den Schmalkaldischen Krieg (1546/47)
Herkunft: Altwüttembergisches Membrum, seit dem 16. Jahrhundert bestehend (= A 86a), Archive der Reichsstädte Esslingen, Reutlingen, Ulm und des Deutschordens in Mergentheim
Gliederung nach Herkunft, Untergliederung chronologisch
1. Bestandsgeschichte: Der Bestand H 55 ist eines derjenigen altwürttembergischen Membra, die im 16. Jahrhundert nach Sachbetreffen gebildet wurden. In diesem Fall sind die historischen Ereignisse und Handlungen um den Schmalkadischen Bund (1531-1547) und Krieg (1546/1547) der gemeinsame Bezug der aus verschiedenen Provenienzen gebildeten Selekte. Das Grundkorpus sind die württembergischen Unterlagen (Bü 1 - 46, U 1). Diese wurden 1793 von W. F. L. Scheffer im "Repertorium über das Membrum Archivi Schmalkaldische BundsActen" erfasst. Der mengenmäßig größte Anteil des heutigen Bestands stammt aus der ehemaligen Reichsstadt Esslingen (1826, Bü 48 - 108, U 2 - 4) und wurde um 1830 durch Archivrat Christoph Ludwig Friedrich Lotter dokumentiert. Die Zuwächse aus den Archiven der ehemaligen freien Reichsstädte Ulm (1825, Bü 117, U 9 - 17) und Reutlingen (1827, Bü 115 - 116, U 5 - 8) wurden durch C. F. Pfaff verzeichnet. Ferner sind dem Bestand aus dem Archiv des Deutschen Ordens in Bad Mergentheim weitere Unterlagen (Bü 109 - 114) und 1824 ein Büschel mit verschiedenen Schriftstücken unbekannter Herkunft (Bü 47) zugewiesen worden. 1963 verzeichnete Heinz Bardua die Urkunden gesondert. Im November 2016 wurde der Bestand im Rahmen der Ausbildung des 51. Wissenschaftlichen Lehrgangs durch Dr. Marion Baschin unter Betreuung von Prof. Dr. Peter Rückert neu erschlossen und indexiert. Die redaktionelle Überarbeitung und die technischen Abschlussarbeiten übernahmen Gabriele Löffler und Johannes Renz. An sich ist das Ordnungsprinzip der Selekte aus heutiger archivwissenschaftlicher Sicht überholt. Allerdings zählt H 55 zu jenen Beständen, die bereits in zahlreichen Forschungen verwendet und durch Zitate in viele Veröffentlichungen eingegangen sind. Daher wurde er erhalten und die bisher gültige Nummerierung der Büschel beibehalten. Die Büschelnummerierung erfasst durchgehend sämtliche Unterlagen aus den verschiedenen Provenienzen, wobei bei deren Vergabe bereits einige Dokumente des altwürttembergischen Membrums fehlten oder anderen Beständen zugewiesen worden waren. Die Titelaufnahmen der fehlenden Akten wurden dennoch in geschweiften Klammern in das Findbuch aufgenommen sowie weitere Verweise auf den Verbleib in anderen Beständen geprüft. Die Einzelblattverzeichnung, welche im früheren Repertorium enthalten war, wurde ebenfalls übertragen. Sie ist jedoch kein Standard der archivischen Erschließung. Davon abgesehen, dass nicht alle Unterlagen konsequent auf diese Weise erfasst wurden, orientiert sich die Neuverzeichnung an den heute geltenden Vorgaben und verweist nur noch auf besondere Inhalte oder Vorgänge. Am Ende des Findbuchs befand sich der "Schlüssel zu einer von den Schmalkaldischen Bundes-Ständen gegen einander gebrauchten geheimen Schreibart". Dieser wurde erfolgreich exemplarisch anhand einiger Schriftstücke, welche sich in H 55 befinden, überprüft. Eine Abbildung des Schlüssels ist dem Findbuch als Anhang beigefügt. Gleiches gilt für eine Liste von Dokumenten, welche seinerzeit im Archiv der Stadt Esslingen verblieben sind, die jedoch in einer Übersicht des alten Repertoriums genannt wurden.
2. Inhalt: Die durch die Reformation entstandenen Spannungen zwischen der altgläubigen Mehrheit und der neugläubigen Minderheit der Stände des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation manifestierten sich seit dem Reichstag von Speyer von 1529. Der 1526 geschlossene Religionskompromiss wurde aufgehoben und die Reichsacht all denjenigen angedroht, die weiterhin der neuen Lehre angehörten. Vor diesem Hintergrund begannen die protestantischen Stände, erste Bündnisvereinbarungen zur Verteidigung ihres Glaubens zu treffen. Auf dem Reichstag in Augsburg 1530 wurde einerseits die Confessio Augustana dargelegt, das gemeinsame Bekenntnis der Protestanten, andererseits scheiterten die Versuche, die Religionsfrage friedlich zu lösen. Kaiser Karl V. stellte unmissverständlich klar, dass jede reformatorische Veränderung als Landfriedensbruch verstanden und mit scharfen Sanktionen belegt würde. Daher führten die Bündnisbestrebungen der protestantischen Fürsten und Städte am 27. Februar 1531 zum Abschluss des Schmalkadischen Bundes. Unter der Führung von Kursachsen und Hessen versprachen sich die 18 Gründungsmitglieder die Abwehr der drohenden Reichsexekution in Glaubensfragen durch die wechselseitige Zusicherung von Unterstützung und Hilfe durch die Aufstellung eines Heeres. Die Bedrohung Wiens durch die Türken führte zunächst dazu, dass im Nürnberger Anstand 1532 die Reichsacht ausgesetzt wurde. Der Bund konnte durch diesen Aufschub zu einem europäischen Machtfaktor werden und nahm Verhandlungen mit Frankreich, Dänemark und England auf. Der zunächst auf sechs Jahre geschlossene Bund wurde 1535 verlängert. Nachdem Herzog Ulrich von Württemberg durch Landgraf Philipp von Hessen wieder in sein Territorium, welches er im Zuge der Reformation und die Auflehnung gegen den Kaiser verloren hatte, eingesetzt worden war, trat das Land 1536 dem Bund bei. Die Beitrittsverhandlungen sowie die Korrespondenz des Herzogs mit den Bundesverwandten sind zentrale Teile des ursprünglichen altwürttembergischen Membrums. Durch die Unterlagen aus den ehemals reichstädtischen Provenienzen sind zudem grundlegende Dokumente über die Organisation und das Handeln des Bundes vor der württembergischen Mitgliedschaft vorhanden. Die Reichsstädte Reutlingen und Ulm waren Gründungsmitglied, Esslingen trat kurz später dem Bund bei. Insgesamt umfasst der Bestand Verträge, Abschiede sowie Verhandlungs- und Tagungsberichte, Korrespondenz zwischen den Bundesmitgliedern, Gutachten und Instruktionen über den Schmalkaldischen Bund und dessen Handeln.
Der religiöse Konflikt war nur vorübergehend ausgesetzt. Nachdem vermittelnde Versuche gescheitert waren, versuchte Kaiser Karl V., gestärkt durch seinen Sieg über die Türken, eine machtpolitische Lösung herbeizuführen und die Glaubenseinheit im Reich wiederherzustellen. Sowohl der Kaiser als auch die protestantischen Stände hatten bereits Kriegsvorkehrungen getroffen. Die Vertreibung Herzog Heinrichs von Braunschweig-Wolfenbüttel durch den sächsischen Kurfürsten und den Landgrafen von Hessen führte zur Verhängung der Reichsacht im Juli 1546 und stellte den offiziellen Anlass für den Schmalkaldischen Krieg dar. Obgleich die Bundesverwandten in ihren Vorbereitungen weiter fortgeschritten waren, konnte der Kaiser im April 1547 in der Schlacht bei Mühlberg gegen die kursächsischen Truppen gewinnen. Sowohl der sächsische Kurfürst als auch der hessische Landgraf gerieten in Gefangenschaft. Die Kriegsvorbereitungen und Rüstungen sowie die Kriegsführung und Ereignisse werden in den überlieferten Akten belegt. Neben Kostenaufstellungen nehmen Fragen der Proviantbeschaffung und des Transports einen großen Raum ein. Während im Norden des Reiches der Widerstand anhielt, wurden den süddeutschen Kriegsteilnehmern auf dem geharnischten Reichstag in Augsburg 1547 harte Siegesbedingungen diktiert. Die Akten über die Friedensverhandlungen sind ebenfalls enthalten. Der Bestand dokumentiert über den eigentlichen Schmalkaldischen Krieg hinaus die kriegerischen Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der sogenannten Fürstenrebellion, welche ab 1552 unter der Führung von Kurfürst Moritz von Sachsen gegen den Kaiser geführt wurde sowie in dem Jahren nach dem Augsburger Religionsfrieden in Braunschweig. Enthalten sind ferner Berichte über Kriegsschäden, Forderungen und Klagen der einzelnen Reichsstädte und Kriegsteilnehmer über entstandene Kosten, deren Begleichung sie von den Bundesgenossen erwarteten. Insgesamt erschließt der Bestand damit eine bedeutende Phase der Reformationsgeschichte und der religiösen Auseinandersetzungen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und ist nicht nur für württembergische Belange aussagekräftig.
3. Literaturhinweise: Ekkehart Fabian: Die Entstehung des Schmalkaldischen Bundes und seiner Verfassung, 2. Auflage 1962. Peter Handy; Karl-Heinz Schmöger: Fürsten, Stände, Reformatoren. Schmalkalden und der Schmalkaldische Bund, 1996. Peter Blickle: Die Reformation im Reich, 3. Auflage 2000. Gabriele Haug-Moritz: Der Schmalkaldische Bund 1530 - 1541/42. Eine Studie zu den genossenschaftlichen Strukturelementen der politischen Ordnung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, 2002. Alfred Kohler: Von der Reformation zum Westfälischen Frieden, 2011.
In Esslingen verbliebene Akten. Transkription des Findbuchs, S. 111 und 112: Instruktionen u. Anweisungen an die Kammerräte u. Anweisungen in ihren Staat einpflegend
Über die auf die erste u. 2te Eroberung des Landes Braunschweig verordneten Kriegskosten
In Lade 20 befinden sich 3 Faszikel den Schmalkaldischen Bund mit besonderer Beziehung auf Esslingen betreffend, sie wurden zurückgelassen und ein in Vol. III befindlich gewesener Faszikel die Einführung des Interims zu Esslingen betr. in Lade 303 gelegt.
In Lade 17 und 18 werden die vorhandenen Musterregister und unbedeutende Miscellanae den Schmalkaldischen Bund betreffend
und in Lade 19 1 Fasikel Esslingen und Deutschorden zurückgelassen.
Aus Lade 21 1 Fasikel Böhmische Unruhen u. evangelische Union betr.
1. Das Kurfürstentum und Herzogtum Sachsen betr., 18. Oktober 1619 - 17. Februar 1621
2. Holländische Unionshilfe, 21. Januar 1621 - 20. Februar 1621
3. Hollstein - Besuchung des Korrespondenztages, 10. - 21. Oktober 1619
4. Hessendarmstädt. Interessen beim Kaiser 8. Februar 1621
5. Von Freyberg Gravamina, 15. November 1619
6. K. Dänemark - Besuchung des Korrespondenztages und Interessen beim Kaiser 1619 - 1621
7. Herzog von Braunschweig - Besuchung der Unionstage 1619 - 1621
8. Markgraf von Brandenburg Achtserklärung 1619 - 1621
9. König Friedrich von Böhmen, Schreiben an die Union 1619 - 1621
10. Die Herzöge von Bayern betreffend 1619 - 1621
11. Die evangelische Union in corpore betreffend 1609 - 1621
12. Kurmainzische Feindseligkeiten gegen dieselbe 1621
13. Graf von der Lippe Besuchung des Korrespondenztages 1619
14. Festungsbau zu Udenheim [heute: Philippsburg] 1621
15. K. Schradenz Hilfsarbeiten 1619
16. Der Ritterleute Kraichgau, am Rhein und in Schwaben Beitritt zur Union 1619
17. Kurpfälzische Achtserklärung 1621
18. Österreichische Stände ob und unter der Evg. Gravamina und Hilfsanrufung 1619
19. Beschwerden der Grafschaften Hanau, Isenburg und Seyn, 1617 - 1619
20. Der Hansenstädte Besuchung des Korrespondenztages 1619 - 1621
21. Besuchung der Korrespondenztage, desgl. Gravamina mehrerer Reichsstädte 1619 - 1621
22. Deliberationspunkte den Schwäbischen Kreis betreffend 1613
23. Besuchung des Korrespondenztages von den Grafen Schwarzenburg und Hohenstein 1619
23a Warnung, der Union beizutreten
24 Beitritt von Esslingen zur Union 1609 - 1621
25 Vorstellung der Unionen dem Kaiser 1621
26 Anhaltsche Gravamina und Aufträge an Anhalt 1621
27 des Stifts Bamberg Gravamina 1619
28 Stettin-Pommern Besuchung des Korrespondenztages 1619
29 Stift Straßburg Gravamina 1619
30 Republik Venedig - Ansuchen um deren Beistand 1619
Alles ausgestrichen und daneben s. Reg. Esslingen
Geheimschriftschlüssel: "Schlüssel zu einer von den Schmalkaldischen Bundes-Ständen gegen einander gebrauchten geheimen Schreibart"
Codezeichen Bedeutung
3 a
7 b
8 c
4 d
p e
T f
9 g
5 h
2 i
a k
K l
(mit einem Strich überdecktes rundes w) m
T n
H o und oe
(umgedrehtes V) p
(kein Eintrag) q
(Punkt in einem Quadrat) r
(von links unten nach rechts oben durchgestrichene 8) s
d t
x u und v und ue
(kleines Epsilon) w
(kein Eintrag) x
(Schreibschrift E mit Schnörkel am oberen Ende) z
(zur rechten Seite geneigtes F) und
17 Urkunden, 116 Büschel (6,10 lfd. m)
Bestand
Ekkehart Fabian: Die Entstehung des Schmalkaldischen Bundes und seiner Verfassung, 2. Auflage 1962