Ausgelöst durch den Matrosenaufstand in Kiel in der Endphase des Ersten Weltkriegs breitete sich die revolutionäre Bewegung über ganz Deutschland aus und erreichte am 9. November 1918 die Reichshauptstadt Berlin. Dort verkündete am Mittag der Kanzler des Deutschen Kaiserreichs Max von Baden unautorisiert die Abdankung des Kaisers Wilhelm II. Gleichzeitig übertrug er sein Amt an Friedrich Ebert, den Führer der Mehrheitssozialdemokraten. Ebert versprach, eine Nationalversammlung wählen zu lassen, die über die künftige Verfassung des Reiches und über die Staatsform (Monarchie oder Republik) entscheiden sollte. Wie sich die Ereignisse auf Reichsebene und in einigen Bundesstaaten entwickelten, belegen unsere Quellen aus dem Landesarchiv Baden-Württemberg und dem Bundesarchiv.
22.11.1918 Die Urkunde über den Thronverzicht von Großherzog Friedrich II. von Baden
In Baden ereignete sich folgendes: Die Proklamation von Großherzog Friedrich II. von Baden am 9. November 1918, in der der Monarch eine Verfassungsreform versprach, war bereits am nächsten Tag überholt. In derselben Nacht wurde eine „vorläufige Volksregierung“ gebildet, die ihrerseits Wahlen zu einer verfassunggebenden Nationalversammlung ankündigte. Der Großherzog, der seine Residenz zwischenzeitlich fluchtartig verlassen hatte, akzeptierte dies nur widerwillig. Am 13. November ließ er sich nach einer nächtlichen Verhandlung mit der provisorischen Regierung zu einem vorläufigen Regierungsverzicht bewegen. Doch dem Mannheimer Arbeiter- und Soldatenrat und den Parteien ging dies nicht weit genug: Sie wollten die Republik. Am 22. November 1918 erklärte Friedrich II. den endgültigen Thronverzicht: „Ich will kein Hindernis sein derjenigen Neugestaltung der staatsrechtlichen Verhältnisse des badischen Landes. […] [Ich] entbinde die Beamten, Soldaten und Staatsbürger ihres Treueides und verzichte auf den Thron. […] Gott schütze mein liebes Badner Land!“